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Fazit einer gelungenen Ausstellung

„Werkschau Dr. Manfred Fuchs“ beim „Kunstverein Speyer e.V.“ „spielt“ 54.600 Euro für weitere künstlerische Projekte in der Kurpfalz ein

cr. Speyer-  Für die erfreulich zahlreichen Besucher, die über die Weihnachtstage vom 22. November 2015 bis zum 17. Januar 2016 die Ausstellung „Licht, Farbe, Impressionen“ des Mannheimer Malers und Unternehmers Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs in den Räumen des Speyerer Kunstvereins besuchten, war allein dieser Besuch schon ein echter Gewinn: Beeindruckende Farbkompositionen ganz im Stile eines Jackson Pollock, ungewöhnliche Gestaltungstechniken und nicht zuletzt die Reflexionen südlicher Landschaften machten diese Schau zu einem unvergesslichen Erlebnis in dunklen Herbst- und Wintertagen.

Auch die in Speyer zuletzt eher selten gewordenen „Künstlergespräche“, zu denen sich Dr. Fuchs ebenso spontan wie bereitwillig für zwei Gruppierungen zur Verfügung stellte – zwei Gruppen übrigens, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - ließen das große Interesse und die Neugierde deutlich werden, die der Künstler für die Rezipienten seiner Kunst empfindet: Da waren nämlich auf der einen Seite die Schülerinnen zweier Leistungskurse für Bildende Kunst bzw. für Musik des Speyerer Edith-Stein-Gymnasiums – beides Kunstgattungen übrigens, ohne die Dr. Fuchs nach immer wieder bekundeter eigener Überzeugung weder leben noch schöpferisch tätig sein könnte – da waren aber auch die begeisterten Mitglieder der Malgruppe „Mol ämol“ des „Vereins Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt“, die einen Nachmittag lang Gelegenheit hatten, dem erfolgreichen Unternehmer in seiner Eigenschaft als Maler quasi „von gleich zu gleich“ zu begegnen. Unvergleichliche Erfahrungen, die sich den werdenden Abiturientinnen sicher nicht weniger bleibend einprägen werden wie den behinderten Menschen der „Lebenshilfe“, die in der Malerei immer wieder eine optimale Ergänzung zu ihrem Lebensalltag erfahren dürfen.

Jetzt aber konnte der Künstler noch über drei weitere „Nutznießer“ seiner künstlerischen Arbeit berichten, hatte er doch wie schon bei einigen seiner Ausstellungen zuvor auch die vielbeachtete Bilder-Schau beim „Speyerer Kunstverein“ als „Benefiz-Ausstellung“ gekennzeichnet, bei der sich sein begeistertes Publikum den Wunsch erfüllen kann, eines der Werke des Mannheimer Malers dauerhaft in seiner persönlichen Umgebung zu wissen. Und so konnte Dr. Fuchs als Fazit seiner letzten Schau bekannt geben, dass es ihm gelungen ist, stattliche 54.600 Euro mit seinen Arbeiten „einzufahren“ - ein Teil davon schon lange vor ihrer öffentlichen Präsentation für Liebhaber seiner Kunst reserviert, die anderen vor Ort im „Speyerer Kunstverein“ spontan mit dem berühmten „roten Punkt“ als „Verkauft“ gekennzeichnet.

Inzwischen haben fast alle 40 ausgestellten Bilder sowie eine größere Zahl der gezeigten Skizzen und Entwürfe ihre Liebhaber und damit eine „neue Heimat“ gefunden. Und die eingespielten Künstlerhonorare? - sie kommen auch nach dieser Benefizausstellung zu nahezu gleichen Teilen wieder uneingeschränkt drei ganz unterschiedlichen Kunstprojekten aus der Metropolregion Rhein-Neckar zugute:

Das ist zum einen das zuletzt durch die Rücknahme bislang gewährter öffentlicher Zuschüsse wirtschaftlich arg gebeutelten „Kinder- & Jugendtheater Speyer“, dessen theaterpädagogische Arbeit weit über die Grenzen der Pfalz hinaus Ansehen und große fachliche Akzeptanz erfährt.

Sodann das Künstlerhaus „Herrenhaus Edenkoben“, das die Erlöse aus der Ausstellung zur Mitfinanzierung der von ihm seit Jahren vergebenen Künstlerstipendien in den unterschiedlichen Kunstgattungen verwendet und schließlich der sehenswerte „Skulpturenpark Heidelberg“ auf dem Gelände der Orthopädischen Klinik im Stadtteil Schlierbach, der damit zur Finanzierung weiterer Ankäufe und Ausstellungen beitragen will.

Schließlich gingen weitere größere Einzelspenden auch an den Veranstalter der Einzelausstellung, den „Kunstverein Speyer“ sowie an den Verein „Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt für Geistig Behinderte“, in dessen so wichtige Inklusionsarbeit durch die Beschäftigung mit der Malerei sich der vielseitig engagierte Mannheimer Künstler und Mäzen durch die Begegnung mit den behinderten Künstlern offenbar „verliebt“ zu haben scheint.

Übrigens: Wer während der Laufzeit der sehenswerten Werkschau noch keine Gelegenheit hatte, sich mit dem Oeuvre von Dr. Manfred Fuchs auseinanderzusetzen, für den liegt der reich bebilderte Katalog zu der Ausstellung auch weiterhin beim „Kunstverein Speyer“ gegen eine Schutzgebühr von 10,- € bereit.

Die Öffnungszeiten des Kunstvereins sind Donnerstag – Sonntag von 11.00 – 18.00 Uhr.

Kontakte: Kunstverein Speyer, Bettina Beyer, Tel. (0 62 32) 14 23 99, Email: kunstverein-speyer@web.de

Dr. Manfred Fuchs, Sekretariat Ursula Zelter, Tel. (0621) 3802 1101, Email: ursula.zelter@fuchs-oil.de

05.02.2016


Künstlergespräche „auf Augenhöhe“ und über Altersgrenzen hinweg

Maler Dr. Manfred Fuchs in beeindruckendem Dialog mit Schülerinnen des Speyerer „Edith-Stein-Gymnasiums“ und Mitgliedern der Malergruppe der „Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt“

cr. Speyer- An diesem Wochenende ging sie nun zu Ende – die auch vom Speyerer Publikum bestens nachgefragte, höchst erfolgreiche und deshalb letztlich auch verlängerte Ausstellung mit höchst eindrucksvollen Malereien des Mannheimer Malers und erfolgreichen Unternehmers Dr. Dr. hc. Manfred Fuchs - der SPEYER-KURIER berichtete darüber unter anderem in seinen Ausgaben vom 18. und 27. November 2015. Heute bleibt deshalb nur noch ein Nachtrag über eine Besonderheit dieser Schau, wie sie so zuletzt auch in Speyer nur noch höchst selten auf der Agenda einer Kunstausstellung stand: Wir meinen die früher so beliebten „Künstlergespräche“, die eigentlich seit jeher zum spannendsten zählen, was Ausstellungsmacher den Besuchern der von ihnen ausgerichteten Ausstellungen zu bieten haben (zumindest, soweit der ausgestellte Künstler noch unter den Lebenden weilt). Denn im Rahmen solcher Gespräche können nämlich nicht allein Motivationsstränge für bestimmte Ausdrucksformen künstlerisch-kreativen Schaffens offengelegt und Wege nachgezeichnet werden, die einen bildenden Künstler zu dieser oder jener Form des künstlerischen Ausdrucks angeregt haben - nein, da können auch ganz persönliche Eindrücke von den innersten Beweggründen eines Künstlers über seine kreative Motivation gewonnen und nicht zuletzt auch künstlerische Vorbilder für dessen Schaffen offengelegt werden.

Doch solche Künstlergespräche sind zuletzt – leider, muss man sagen - rar geworden: Vielleicht, weil sich die Ausrichter von Ausstellungen von dem zusätzlichen Aufwand für Organisation und Promotion solcher Treffen zu sehr belastet fühlen oder weil vielen „Konsumenten von Kunst“ die Auseinandersetzung mit ihrem Schöpfer nicht mehr ergiebig genug erscheint. Als Reaktion auf diese Entwicklung jedenfalls hat dies zuletzt sicher dazu geführt, dass sich auch immer mehr Künstler einer solchen zusätzlichen - und zumeist nicht honorierten Aufgabe – entziehen.

Wie gut, wenn da beim „Speyerer Kunstverein“ e.V. mit seinen ganz auf Ehrenamtlichkeit ausgelegten Strukturen, vor allem aber auch mit der zuletzt dort gezeigten Ausstellung abstrakter Malereien des Mannheimer Künstlers Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs eine völlig andersgeartete Motivationslage vorherrscht. Denn für Dr. Manfred Fuchs sind die konsequente Auseinandersetzung und der fortgesetzte Dialog mit den Rezipienten seiner Kunst die selbstverständliche Fortsetzung seiner kreativen Arbeit vor Ort wie im Atelier und unveräußerlicher Bestandteil seiner künstlerischen Ausdrucksformen – ganz so, wie er seine unternehmerische Tätigkeit und seine künstlerische Aktivitäten gleichsam zwei Seiten der gleichen Medaille versteht, in der sich zugleich das ausgeprägte Selbstverständnis des Künstlers für seine persönliche und ganz individuelle Verantwortung für die künstlerische Entwicklung und die Ermutigung seiner jungen Adepten widerspiegelt.

Für Dr. Manfred Fuchs war es deshalb eine Selbstverständlichkeit, trotz der auch für ihn durch die Vorweihnachtszeit und den Jahreswechsel hervorgerufenen Terminenge den Anfragen zweier ganz unterschiedlichen Schüler- und Studierendengruppen zu entsprechen und sie zu Führungen durch seine Ausstellung sowie zu höchst intensiven Künstlergesprächen einzuladen.

Da waren zunächst die circa 60 Schülerinnen der Leistungskurse Bildende Kunst und Musik am Speyerer Edith-Stein-Gymnasium, die gemeinsam mit ihrem Schulleiter, Oberstudiendirektor Josef Lösch und den beiden Kunsterziehern Christopher Kerstjens und Johannes Cantzler – beide zugleich engagierte und für die Konzeption der laufenden Ausstellung hauptverantwortliche Vorstandsmitglieder im „Kunstverein Speyer e.V.“ - sowie dem Musiklehrer des Gymnasiums, Dieter Hauß - da waren dann aber auch ein paar Wochen später die rund zwanzig Mitglieder einer ganz anderen Gruppe, der Malergruppe „Mol emol“ der „Lebenshilfe Schifferstadt-Speyer“ für geistig eingeschränkte Mitmenschen, die gemeinsam mit dem Vorsitzenden der „Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt“, Gerhard Wissmann und ihrer künstlerisch-pädagogischen Betreuerin, der Kunsthistorikerin Dr. Karin Bury, um einen vergleichbaren Termin mit dem Maler gebeten hatten.

Was diese beiden, auf diesem Wege möglich gewordenen Treffen auszeichnete, war die überaus große und selbstverständliche Offenheit, mit der sich der Maler und seine Gäste „auf Augenhöhe“ im „Kulturhof Flachsgasse“ begegneten. Denn da war so gar nichts zu spüren von einer denkbaren, allenfalls durch den doch erheblichen Altersunterschied zwischen dem ausstellenden Künstler und seinen Gästen bedingten Schwellenangst. Allenfalls eine von großem gegenseitigem Respekt getragene Sympathie bestimmte die Stimmungslage, die sich rasch in spürbare, gegenseitige Zuneigung verwandelte und am Schluß bei einer der „Edith-Stein“-Schülerinnen gar in dem Wunsch gipfelte: „So einen Opa würde ich mir auch wünschen......“

Zu verdanken war dies wohl vor allem der überaus großen Offenheit des gastgebenden Künstlers, der seinen „jungen Kolleginnen und Kollegen“ vorbehaltlos und „von gleich zu gleich auf Augenhöhe“ begegnete. Gut, als höchst erfolgreicher, weltweit tätiger Unternehmer, der es in seinem „anderen Leben“ zu einem der erfolgreichsten Hersteller von Schmierstoffen weltweit mit einem Jahresumsatz von über zwei Milliarden Euro gebracht hat, bringt Dr. Manfred Fuchs auch in solche Gespräche sicher eine andere, weiter blickende Perspektive und Erfahrung ein. Doch wenn er mit seinen jungen Kollegen, auch mit den geistig Behinderten, über Kunst diskutiert, dann spürt man rasch die gleiche, alles verbindende Ernsthaftigkeit, die alle in ihrer Liebe und Zuneigung zum künstlerischen Schaffen eint.

Da werden z.B. rasch und ganz selbstverständlich Fragen nach dem Einsatz der „Rakel“ oder der sinnvollen Verwendung von „Schütt- und Kratztechnik“ laut und gemeinsam der künstlerische Ausdruck sich zufällig entwickelnder Oberflächen der Kartons zum Schutz des Atelier-Fußbodens diskutiert. Da können und wollen – kurz gesagt - die Jungen sehr viel von dem älteren, erfahreneren Maler lernen, wollen alles in sich aufsaugen, was er ihnen freigiebig mitzugeben hat - da findet aber auch der erfahrene Maler Dr. Manfred Fuchs in den Anmerkungen seiner jungen Gäste vieles, auch für ihn Bedenkenswertes.

Kurz: Die beiden Künstlergespräche aus Anlass der Ausstellung „Malereien von Dr. Manfred Fuchs“ beim Speyerer Kunstverein wurden auch deshalb zu einem so wunderbaren Erfolg, weil sie es vermochten, die Schwelle zwischen den Generationen so ganz selbstverständlich zu überwinden und sie so schon fast zu einer eigenen Kunstgattung werden zu lassen, wenn man den Umgang mit seinen Gesprächspartnern so gut beherrscht wie eben Dr. Manfred Fuchs.

Und auch für den Vorsitzenden des „Kunstvereins Speyer e.V.“, Franz Dudenhöffer, war es wie für seine Kollegen an der Spitze vergleichbarer Vereinigungen, sicher eine lehrreiche Erfahrung, dass die Präsentation von Kunst auch auf anderen als den bekannten Wegen erfolgen kann – und bei so faszinierenden Künstlergesprächen ohnedies. Foto: gc

18.01.2016


„Ein Unternehmer ohne Bezug zur Kunst ist ein armer Mensch“

Dr. Manfred Fuchs eröffnet aktuelle Schau ausdrucksstarker Malereien im „Speyerer Kunstverein“

Speyer- „Wer zählt die Völker, nennt die Namen........“ - dieser Vers aus Friedrich von Schillers Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ mag manch einem in den Sinn gekommen sein, als er jetzt zur Eröffnung der Ausstellung „Manfred Fuchs – Licht, Farbe, Impressionen“ die Ausstellungsräume des „Kunstvereins Speyer e.V.“ betrat. Politiker, Wirtschaftsführer, Wissenschaftler, Kunstfreunde - aus der gesamten „Metropolregion Rhein-Neckar“ und weit darüber hinaus waren sie gekommen, um den Unternehmer und großmütigen Förderer von Kunst, Wissenschaft und Sozialem Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs von einer anderen Seite zu erleben: Als Schöpfer beeindruckender, abstrakter Gemälde, die er in den beiden letzten Jahren geschaffen hat und die er noch bis zum 10. Januar 2016 im Rahmen einer Benefizausstellung im „Speyerer Kunstverein“ zeigt. 

Dem Chronisten fällt es deshalb schwer, all die illustren Persönlichkeiten zu benennen, die der gemeinsamen Einladung des „Kunstvereins Speyer“ und des Künstlers gefolgt waren. Es sollen deshalb – ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit – an dieser Stelle nur einige wenige Gäste stellvertretend für alle genannt werden: Vom Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und seinem Speyerer Kollegen Hansjörg Eger – beide zugleich auch Repräsentanten der „Metropolregion Rhein-Neckar“ - über den früheren Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Prof. Dr. Bernhard Vogel und seinem langjährigen Staatsminister Dr. Georg Gölter bis hin zu dem Heidelberger Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. med. Harald zur Hausen und dem früheren Vorstandsvorsitzenden der BASF, Jürgen Strube. Genannt werden soll an dieser Stelle auch einer der führenden Kunstexperten der Kurpfalz und langjährige Kunstreferent der rheinland-pfälzischen Landesregierung, Prof. Dr. Berthold Roland. Seitens der Kirche war zu diesem Anlass der „Summos Custos“ des Speyerer Domes, Domkapitular Peter Schappert gekommen, dem der Unternehmer und Künstler Dr. Manfred Fuchs nicht nur in seiner Funktion als Vorsitzender der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ verbunden ist.  

Soweit – pars pro toto – nur ein kleiner Rundblick über die illustre Gästeschar dieser Vernissage. Wer an diesem Tage weitere treffen wollte, der musste sich schon durch das dicht an dicht stehenden Auditorium drängeln, wobei sicher vielen der Blick auf die qualitätsvollen, großformatigen Bilder verwehrt blieb. Ihnen empfiehlt der SPEYER-KURIER sein kurzes Video  über die Vernissage, auf dem der eine oder andere Leser sicher so manchen alten Freund und guten Kollegen wiederfinden mag. Oder sehen Sie sich auch unser Bilderalbum an. 

Eröffnet hatte die Vernissage der Vorsitzende des „Kunstvereins Speyer e.V.“ Franz Dudenhöffer, der sich bei dem Künstler dafür bedankte, dass er seine so außergewöhnlichen Bilder, von denen jedes einzelne „die Unmittelbarkeit des kreativen Prozesses erkennen lasse“, für sieben Wochen in die Obhut des „Kunstvereins Speyer“ gegeben habe. 

Dieser Verein, der mit seinen aktuell rund 750 Mitgliedern zu den traditionsreichsten in der Kurpfalz zähle, habe in den 47 Jahren seines Bestehens bereits 365 Ausstellungen durchgeführt, wusste Dudenhöffer zu berichten. Dass dies bis heute fast ausnahmslos mit ehrenamtlichen Kräften erfolgt sei, zeichne diese „Vereinigung Gleichgesinnter“ sicher ganz besonders aus. Auch die Ausstellung „Manfred Fuchs“ sei seitens des Kunstvereins ausschließlich durch Ehrenamtliche, in diesem Fall durch die Vorstandsmitglieder Johannes Cantzler und Christopher Kerstjens von der Idee über die Konzeption bis zur Hängung der Kunstwerke auf rein ehrenamtlicher Basis organisiert worden. Mit besonderer Freude konnte Dudenhöffer darauf hinweisen, dass zu der Werkschau auch ein umfangreicher Katalog erschienen sei.

Mit scherzhaftem Unterton, doch voller Respekt, verwies der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger in seinem Grußwort auf die zahllosen bürgerschaftlichen Engagements des Unternehmers und Künstlers Dr. Manfred Fuchs, die es – ohne Anspruch auf Vollständigkeit - an diesem Tag sicher möglich gemacht hätten, von der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ über die „Metropolregion Rhein-Neckar“ bis hin zur „Kunsthalle Mannheim“, den „Schwetzinger Festspielen“ und dem „Heidelberger Skulpturenpark“ von Dr. Fuchs geleitete Vorstands- oder Kuratoriumssitzungen abzuhalten. Dass er die Speyerer Schau seiner Werke nun auch noch als Benefizausstellung angelegt habe, kennzeichne in ganz besonderer Weise die fast schon selbstverständlich ganz dem Gemeinwohl gewidmete Gesinnung des Künstlers. 

In seiner anschließenden Einführung in die Ausstellung beschrieb der Ausstellungsleiter der „Mannheimer Kunsthalle“, Dr. Martin Stather, die künstlerische Entwicklung Dr. Fuchs' von der gegenständlichen zur abstrakten Malerei, vom kleinen Aquarell bis hin zur großformatigen Acrylmalerei. Was den Mannheimer Maler jedoch sein Leben lang begleitet habe, sei seine Neugierde auf und seine unbändige Freude an der Naturbeobachtung und Naturbetrachtung. Mit seinem Drang zur Reduktion der Inhalte seiner Bilder habe es sich dabei immer mehr auf das eigentlich Wesentliche in seiner Kunst und in seiner Persönlichkeit reduziert und so unglaublich ausdrucksstarke Bilder geschaffen.  

Lesen Sie die Einführung in das Werk von Dr. Manfred Fuchs von Dr. Martin Stather im SPEYER-KURIER  

Der so seiner „schützenden, menschlichen Hülle“ entkleidete Künstler zeigte sich abschließend überwältigt und tief bewegt von dem großen Zuspruch, den seine Werke und mit ihnen seine Person in Speyer gefunden hätten. Dass so viele Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Soziales sowie ganz persönliche Freunde und Freunde seiner Kunst von weit über die Grenzen der „Metropolregion Rhein-Neckar“ hinaus aus ganz Deutschland nach Speyer gekommen seien, empfinde er als eine große Ehre.  

„Ein Unternehmer ohne Bezug zur Kunst ist ein armer Mensch“, hatte Dr. Fuchs bereits drei Tage vor der Eröffnung seiner Ausstellung bei einem Pressegespräch erklärt. So gesehen – man kann es in der Speyerer Ausstellung mit eigenen Augen sehen - zählt Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs sicher zu den ganz „Reichen“ im Lande.....“ Foto: nst

27.11.2015


Martin Stather

Manfred Fuchs

Licht - Farbe - Impressionen

Bilder 2013 - 2015

Natur, Im Garten, Landschaft, Abstrakte Landschaft, Küstenlandschaft, Undurchdringliche Natur - alles Bildtitel, mit denen Manfred Fuchs seine Arbeiten versieht und ein deutlicher Hinweis darauf, dass es ihm um Naturbeobachtung, Naturbetrachtung und das Umsetzen seiner Eindrücke ins Bild zu tun ist. Wenn man sein Werk über einen längeren Zeitraum begleitet, kommt man nicht umhin zu konstatieren, dass sich dieses über die Jahre hinweg stetig und konsequent weiter entwickelt. Es gibt in seiner Arbeit Flecken unserer schönen Erde, die ihm besonders am Herzen liegen und auch solche, die er immer wieder mit seiner Frau besucht, unter anderem, kaum erstaunlich, natürlich südliche Gestade mit ihrem unverwechselbaren Geruch, dem Licht und Meer, auf der anderen Seite das Gebirge mit seinen wuchtigen Felswänden, Tälern und Wiesen. Auch Stadtbilder sind zu finden, eingestreut zwischen die Landschaften, die dem Maler das Herz aufgehen lassen. Mit einem feinen Sensorium für die charakteristischen Stimmungen und jeweilige Farbigkeit gestaltet Manfred Fuchs seine Impressionen, zunächst als Skizze, später dann, im Abstand, im Atelier auf Leinwand oder Papier.

Waren die Bilder in früheren Jahren in vielen Fällen von klaren Flächen und Formen bestimmt, die sich im Bild verzahnen und, oft verbunden mit einem kräftigen Kontur, die Impression einer Landschaft hervorrufen, so ist in den Arbeiten der letzten Jahre eine Hinwendung zu stärker aufgelöster Flächigkeit sichtbar. Diese Flächen, die oft keine Begrenzung haben, verbinden sich nun in Überlagerungen in vielen Schichten, wobei dem Weiß eine besondere Funktion als zusätzlich verbindendes Element zukommt. Dem Weiß, als Nichtfarbe,  kommt die Rolle des Katalysators zu, der sich zwischen, über und unter die Farben legt und ihnen Halt gibt, beispielsweise in "Es wird Herbst" von 2014 (Kat.-Nr. 21). Gerade dieses Bild ist exemplarisch in seiner kontrastreichen Gegenüberstellung der warmen Gelb, Ocker-, Braun- und Rottöne gegen die verschiedenen kalten Blaus, die von den warmen Herbstfarben überfangen werden. Man spürt in diesem Bild die heraufziehende Kälte und die Färbung des Laubes, die das Ende des Sommers besiegeln. In der Schichtung und Akkumulierung der Flächen ersteht die Impression eines hellen Herbsttages aus den Farbwerten und dem dynamischen Wirbel der Formen.

Ein zweites Jahreszeitenbild, „Frühling“ (Kat.-Nr. 19), wird beherrscht durch ein flammendes Rot, das von links oben ins Bild drängt. Blau-, Gelb-, Türkis- und Orangetöne mischen sich in kristallin funkelnden Formen mit Weiß, das vom Rot und schwarzen Splittern durchdrungen wird. Die kraftvollen Farbtöne massieren sich im linken oberen Bilddrittel und spiegeln sich in sehr hellen Tönen im rechten unteren Bilddrittel. Die zarten Farben des Frühlings treffen auf die Wucht einer frühen Rosenblüte, die sich das Bild des Frühlings erobert. Wie durch einen Zwischenträger, beispielsweise aus geriffeltem Glas, spalten sich die Formen in Fragmente der Wahrnehmung auf und lassen dadurch die Farben stärker wirken. Aus einer möglichen Landschaft wird so die Impression einer Landschaft, wobei dem Licht, das Farbe und Raum erst sichtbar werden lässt, eine wesentliche Aufgabe zukommt. Das Licht moduliert über das Weiß im Bild Farben und Formen in einer gleißenden Helligkeit, die an durch das Sonnenlicht hinterfangene Kathedralfenster denken lässt.

Die Farbformen selbst sind kraftvoll gesetzt und finden sich in verschiedenen Bewegungsrichtungen zum Bild zusammen. Durch diese oft gegeneinander gerichteten Bewegungen erhält die Bildoberfläche eine Dynamik, die die Grenzen des Bildes zu sprengen scheint, aber auch eine wunderbare Leichtigkeit, da Farbe und Formen im Bildraum zu schweben scheinen.

Der Abstraktionsgrad ist folgerichtig ein hoher, der vom Betrachter ein ebenso hohes Maß an Einfühlung in eine individuelle Bildwelt erfordert.

Von besonderer Intensität sind die Arbeiten, die die Farbpalette auf nur wenige Farben beschränkt. Als Beispiele mögen hier drei Arbeiten „Ohne Titel“ von 2014 (die Kat.-Nrn. 12, 13 und 16) stehen. Das erste der Bilder (Nr. 12) wird beherrscht von einem starken Schwarz-Weiß-Kontrast, in dem die Einzelformen wie in einem Strudel eine beinahe kreisförmige Bewegung ausführen, wobei Hintergrund und Vordergrund kaum zu unterscheiden sind, weil die Flächen sich wechselseitig von vorn nach hinten und umgekehrt ausbreiten. Die Graumischungen, die daraus resultieren, fangen einerseits den starken Kontrast etwas auf und vermitteln zwischen Schwarz und Weiß, fördern aber auf der anderen Seite eine Unschärfe zu Tage, die das Spiel der Formen differenziert und beinahe plastisch werden lässt.

Die Nr. 13 wirkt dagegen eher beruhigt, verteilt, ähnlich einer Monotypie, gelbe Farbflächen über eine strukturierte weiße Fläche, deren Zwischentöne wie Schatten wirken. Die Nr. 16 schließlich, ein eher tektonischer Aufbau von blau-schwarzen Formen, die sich auftürmen, entwickelt eine umarmende Bewegung, die durchaus pflanzlich-organischer Natur sein könnte, wie sich der Maler insgesamt ja an der Natur und ihren Ausformungen orientiert und inspirieren lässt.

Das verbindende Weiß ist für all diese Arbeiten von zentraler Wichtigkeit, ermöglicht die Transparenz der Farbtöne und steigert die Farbe zur gleichen Zeit. Diese, nennen wir sie naturfernere Arbeiten, beziehen ihre Inspiration zwar noch immer aus der Natur, bedeuten aber am Ende eine stärkere Abkehr von der Wirklichkeit und eine Hinwendung zu einer geistigen Sphäre, in der Naturkonzepte und Naturerfahrung zu etwas gestalterisch Neuem führen. Assoziationen, die in die dingliche Welt weisen, sind zwar prinzipiell noch immer möglich, können jedoch auch von dieser abgekoppelt werden und in eine reine Welt der Vorstellung führen.

Die Konzentration auf die Malerei an sich, die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit malerischen Phänomenen, Komplementärkontrasten, Lokalkolorit und anderem sowie die formale Strukturierung der Malfläche lassen diese Bilder zu einem wahren Laboratorium der Malerei werden. A propos Laboratorium: Manfred Fuchs experimentiert gerne, versucht, neue Wege zu gehen und alles, was seine Kunst, sowohl in der Malerei als auch in der Plastik, manchmal in einer Mischung aus beidem, bereichert, ist willkommen. Sein „Knautsch-Bild“, 2014 (Kat.-Nr. 8) legt davon ein beredtes Zeugnis ab. Plastikfolie, bemalt, wird zu einem dreidimensionalen Konstrukt zusammengelegt und -geknautscht und in einem Objektkasten präsentiert. Die Faszination der transparenten Folie ist augenfällig, das Übereinanderlagern verschiedener Schichten, die durch Faltung und Knüllen entstehen, bringt eine luzide Malerei zum Vorschein, die in ihrem Gestaltungswillen ganz nahe an der Malerei ist, die wir kennen. Im Unterschied dazu wird jedoch hier dem Zufall und der Inspiration, die dem Material entspringt, breiter Raum gewährt und verblüfft stellt man fest, dass Malerei auch gänzlich anders als gewohnt funktionieren kann.

Die assoziative Hinwendung zu einem Thema lässt in Manfred Fuchs´ Werk oft Arbeiten entstehen, die sein Vermögen, in die Struktur der Dinge und Gestaltwerdung sich hineinzudenken, offenbart. Das Bild „Städtische Architektur“ 2015 (Kat.-Nr. 34) zeigt eine Stadtlandschaft in einer weitest möglichen Reduktion auf die Struktur der Gebäude. Aufstrebende und fallende Linien, Querverbindungen und Andeutungen von Flächigkeit ergeben ein kompliziertes Gerüst, dessen Streben sich gegenseitig stützen und auf diese Art und Weise einen flüchtigen Eindruck von Häusergewirr entstehen lassen, das nicht erdrückend sondern fragil und beinahe lyrisch in seiner Leichtigkeit wirkt. Kontrollierte Komposition bei malerischer Freiheit bildet den Rahmen dieser Malerei, eine visionäre Sicht auf eine strukturell vernetzte Stadtgesellschaft und ihre Bewohner, die miteinander agieren und aufeinander angewiesen sind.

Die neuesten Arbeiten beinhalten vielfältige expressiv-gestische Elemente, geschleuderte Farbe, Drippings und Schüttungen, in denen sich die Ausdruckskraft eindrücklich auf der Leinwand manifestiert. Nasse und trockene Farbe treffen aufeinander, ergeben spannende Zufallskonfigurationen. In der Arbeit „Im Tonbachwiesental“ vom August 2015 sieht man Blautöne, Ocker und Grün auf Weiß, überfangen von schwarzen Farbdrippings, die Assoziationen von Erde, Moosen, Geäst und blauem Himmel hervorrufen. Gänzlich individuell sind diese, treffen sich jedoch mit der Erfahrung des Betrachters, der die Betitelung nachzuvollziehen vermag oder die Arbeit einfach als harmonisch-expressive Gestaltung an sich zu schätzen weiß.

Manfred Fuchs hat sich in den vergangenen Jahren eine Freiheit des Ausdrucks erarbeitet, der nach wie vor zwar die Verbindung zur dinglichen Welt sucht, sich letztendlich jedoch gestalterisch davon zu befreien vermag. Das ist seiner Kunst zu Gute gekommen, eine Kunst, die sich mit der Erfahrung des Menschen in der Natur, die ihn umgibt, beschäftigt, eine Natur, für die er die Verantwortung trägt und deren Kostbarkeit dem Künstler im Nachschöpfen seiner Empfindungen wohl  bewusst ist.

27.11.2015


Durch Reduktion großartige abstrakte Bilder geschaffen

„Kunstverein Speyer“ e.V. präsentiert Ausstellung mit 40 Bildern des Malers und Unternehmers Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs

von Gerhard Cantzler

Speyer- Einen eindrücklichen Blick ins Innenleben seiner Kunst, die ja auch immer zugleich untrennbar mit der Persönlichkeit des Künstlers verbunden ist, gewährte jetzt der Mannheimer Maler und Unternehmer Dr. Manfred Fuchs im Rahmen des beim „Speyerer Kunstverein e.V.“ längst zu einer festen Einrichtung gewordenen Presserundgangs durch eine Ausstellung von gut vierzig seiner Arbeiten aus den letzten beiden Jahren, die unter dem Titel „Licht, Farbe, Impressionen“ am Sonntag, dem 22. November 2015 um 11.00 Uhr in den Galerieräumen des „Kunstvereins“ im Speyerer Kulturhof Flachsgasse eröffnet wird.  

Bekanntlich als Benefizausstellung zur Förderung junger Künstler angelegt, geht der Erlös aus der Schau dieses Mal an das „notleidende“ Speyerer „Kinder- und Jugendtheater“, das Kunsthaus „Herrenhaus“ in Edenkoben und den „Skulpturenpark“ in Heidelberg. Bereits zum zweiten Mal widmet der Künstler Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs, der erst seit Mitte der 1970er Jahre seine Werke auch öffentlich zeigt, so Ausstellungen seiner eigenen Arbeiten der Förderung junger Künstler – wie er berichtet, konnten bei der ersten Ausgabe dieser ganz besonderen Form des Sponsorings stattliche 65.000 Euro „eingefahren“ werden.

Im Gespräch mit einer erfreulich vielzähligen Schar von Fachjournalisten schilderte Dr. Fuchs dabei seinen ganz persönlichen, künstlerischen Werdegang, der zunächst entscheidend von der Begegnung mit seinem Kunsterzieher am Mannheimer Humanistischen „Karl-Friedrich-Gymnasium“ geprägt worden sei. „Ähnlich wie an einer Kunstakademie legte er uns Bilder berühmter Maler vor mit der Maßgabe, diese nachzumalen, um so den Umgang mit Formen und Farben zu erlernen“, erinnert sich der 1939 geborene Künstler auch noch sechzig Jahre später sehr genau. Dann habe der Pädagoge eines Tages begabte Schülerinnen und Schüler dazu eingeladen, mit ihm „über die Straße“ in die „Kunsthalle Mannheim“ zu kommen. „Für mich war dieser Besuch so etwas wie meine ganz persönliche Initialzündung für die Malerei“, bekennt das „Multitalent“ Dr. Manfred Fuchs, der auch im Elternhaus schon erste Kontakte mit den Künsten geknüpft hatte. Heute ist er in Speyer insbesondere für sein außergewöhnliches Engagement für das Weltkulturerbe „Speyerer Kaiser- und Mariendom“ bekannt geworden, für den er sich als Vorsitzender der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ mit ganzer Kraft einsetzt. Darüber hinaus hat sich Dr. Fuchs aber auch weit über die Grenzen der Metropolregion Rhein-Neckar hinaus einen Namen als Mäzen und Förderer von Künsten und Wissenschaften auf vielen Ebenen gemacht.  

Die Bildenden Künste hätten ihn schon als Jugendlichen so sehr fasziniert, dass er zunächst eigentlich die Malerei zu seinem Brotberuf machen wollte, berichtete jetzt Dr. Fuchs weiter. Doch sein Vater Rudolf Fuchs, Gründer des heute weltweit auf vielen Anwendungsgebieten führenden Mannheimer Spezial-Schmierstoff-Konzerns „Fuchs Petrolub SE“ habe ihm geraten, zunächst „etwas Solides zu lernen“ - ein Rat, der sich schon bald bewähren sollte: Denn nach dem frühen Tod des Vaters musste Manfred Fuchs schon bald darauf die Führung des Familien-Unternehmens übernehmen. „Dabei war mir dann mein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim überaus hilfreich“ - ein Studium, das er schon bald darauf – quasi ebenso „nebenberuflich“ wie in den folgenden Jahrzehnten die Malerei - durch seine Promotion in Wirtschaftswissenschaften komplettierte.  

In dieser Zeit habe die Malerei zwar zurückstehen müssen, habe ihn aber dennoch durch alle Phasen seines weiteren Lebens begleitet und inspiriert – gerade auch im Beruf. „Denn auch Unternehmertum ist ein höchst kreativer Prozeß“, so der inzwischen aus der ersten Führungsposition seines überaus erfolgreichen Unternehmens zugunsten seines Sohnes zurückgetretenen Unternehmers.

Seine Skizzenbücher hätten ihn schon bald und bis heute auf all seinen Reisen begleitet, berichtete Dr. Fuchs weiter – im Urlaub ebenso wie auf den zahlreichen geschäftlichen Reisen. Gut zwanzig dieser Dokumente „künstlerischer Motiv-Sammeltätigkeit“ von Dr. Fuchs werden übrigens in der Speyerer Ausstellung erstmals öffentlich gezeigt. Die Inhalte dieser Skizzenbücher setze er dann erst später im heimischen Mannheimer Atelier – fast ausnahmslos zu Klängen der Musik der von ihm so sehr geschätzten und geliebten Barock-Meister von Johann Sebastian Bach bis zu den großen „Italienern“ zumeist an den Wochenenden oder in Urlaubszeiten in ihre endgültigen Formate um. Seine in den Skizzenbüchern festgehaltenen Landschaftsbilder, die er zumeist in Aquarell-Technik ausführt, sind für den Künstler der Nachweis dafür, dass die Reduktion auf das Wesentliche - dass die Abstrahierung – bis heute immer mehr auch zu „seiner“ eigenen künstlerischen Ausdrucksform geworden ist.

Zum eigentlichen „Schöpfungsprozeß“ seiner großformatigen, abstrakten Bilder, die ihn jeweils aus der flächenmäßigen Reduktion aus den Skizzenbüchern – aus Kohlezeichnungen oder rasch hingeworfenen Aquarellen - zur inhaltlichen Reduktion durch die Abstraktion auf der riesigen Fläche führen, bekennt Dr. Fuchs: „Gerade das große Format übt auf mich einen ungeheuren Reiz aus – vor einer leeren Leinwand zu stehen, ist für mich eine große und spannende Herausforderung“. Ihm gehe es dabei wie einem Amateurreiter, der sich mit seinem Springpferd vor einen Parcour aus lauter riesigen S-Klasse-Hindernissen gestellt sehe, so der Künstler, der als handwerklich-künstlerische Orientierungen die „Dripping-Technik“, „Gieß- und Walz-Techniken“ oder das „Actionpainting“ bedeutender Vorbilder wie eines Jackson Pollock, einer Joan Mitchell oder eines Sam Francis nennt. 

Mit Walze, Rakel und anderen Malwerkzeugen, im Bedarfsfall auch einfach nur mit der Acrylfarbdose, bewege er sich dazu mitunter in mehreren Phasen nacheinander rund um die am Boden ausgebreitete Leinwand und nehme dazu mitunter auch ungewöhnliche Stellung zum Malgrund ein: „Dann steigt der 'ältere Herr' mitunter auch schon einmal auf die Leiter und läßt die 'Ästhetik des Zufalls' entscheiden“, meint der Künstler augenzwinkernd.

Die Antwort auf die Frage, wie Kunst und Unternehmertum zusammengehen, ist für Dr. Fuchs schließlich rasch und unzweideutig zu beantworten: „Ein Unternehmerleben ohne Kunst ist ein armes Leben“, stellt er fest und „bedauert“ all jene Unternehmer, die nur an der Steigerung ihres Profits interessiert wären. 

Bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung – der 366. in der 47jährigen Geschichte des „Kunstvereins Speyer“, konnten die Fachbesucher die vom Maler geschilderten Produktionsprozesse seiner Arbeiten noch einmal nachvollziehen. Einen Eindruck davon können sie sich in der Zeit bis zur Finissage der Ausstellung am 10. Januar 2016 durch einen Film verschaffen, der Dr. Fuchs bei seiner Arbeit in seinem Atelier begleitet hat. 

Sehen Sie diesen Film im SPEYER-KURIER. 

Vor Beginn des Pressegesprächs hatte der Vorsitzende des „Kunstvereins Speyer e.V.“, Franz Dudenhöffer, die Gäste in den Räumen des Vereins begrüßt und sie in einen umfassenden Überblick über die wechselvolle Geschichte des Vereins informiert, der jährlich mit sieben bis acht beachtenswerten Ausstellungen an die Öffentlichkeit tritt. Wie nach ihm auch der Maler Dr. Manfred Fuchs dankte auch er seinen ehrenamtlich tätigen Vorstandskollegen Christopher Kerstjens und Johannes Cantzler, die für die Vorbereitung und Durchführung dieses Ausstellungsprojektes verantwortlich zeichnen. Foto: gc

21.11.2015


Auf der Suche nach der richtigen Reihenfolge

Rund 50 Bilder von Dr. Manfred Fuchs werden derzeit in den Räumen des Speyerer Kunstvereins gehängt

cr. Speyer- Es tut sich was in den Räumen des Speyerer Kunstvereins: Seit gestern nachmittag sind die beiden Vorstandsmitglieder der rührigen Vereinigung, Christopher Kerstjens und Johannes Cantzler, gemeinsam mit einem Helferteam um den Ausstellungsleiter des Mannheimer Kunstvereins, Dr. Martin Stather, dabei, für die rund 50, zum Teil monumental-großformatigen Bilder des Mannheimer Künstlers und Unternehmers Dr. Manfred Fuchs eine Reihenfolge für die Hängung festzulegen.

Ein nicht ganz einfaches Unterfangen angesichts der Vielzahl der präsentierten Bilder in der Ausstellung, in die Dr. Stather am kommenden Sonntag, dem 22. November 2015, um 11.00 Uhr im Rahmen der Vernissage in den Räumen des Speyerer Kunstvereines im „Kulturhof Flachsgasse“ im Rückgebäude des Historischen Rathauses in der Flachsgasse einführen wird.

Weitere Redner an diesem Vormittag sind der Vorsitzende des Kunstvereins Speyer, Franz Dudenhöffer, der die Begrüßung halten, sowie der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger, der in seiner Eigenschaft als Kulturdezernent der Stadt bei dieser Gelegenheit ein Grußwort sprechen wird. Foto: gc

18.11.2015


Kunstverein Speyer e.V. präsentiert Arbeiten von Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs

Visionäre Unternehmerpersönlichkeit, Mäzen, Denkmalschützer und selbst aktiver Künstler

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Wirtschaftsexperten stellen den 1939 geborenen Mannheimer Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs immer wieder zu Recht in eine Reihe mit so weitsichtigen und erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeiten aus der „Metropolregion Rhein-Neckar“ wie etwa den Gründer der BASF, Friedrich Engelhorn oder den Miterfinder des Automobils, Carl Benz. Diese wirkten schon lange vor Fuchs in der Landschaft zwischen Hardt und Odenwald. Ebenso das „Gründerquartett“ des Software-Unternehmens „SAP“ um Dietmar Hopp, das zeitgleich mit Dr. Fuchs ihr Unternehmen zu Welterfolg führten.  

Nach dem frühen Tod seines Vaters, des Gründers des mittelständigen Schmierstoff-Unternehmens Rudolf Fuchs Mannheim im Jahr 1959 musste Dr. Manfred Fuchs schon früh die Schalthebel des sich rasch entwickelnden Familienunternehmens übernehmen, für das er bis zur Übergabe des Vorstandsvorsitzes an seinen Sohn Stefan im Jahr 2003 die Hauptverantwortung für eine durchgängig positive Entwicklung und für glänzende Bilanzen des längst global operierenden, hochinnovativen Schmiermittelkonzerns „FUCHS PETROLUB SE“ trug. 

Der im deutschen M-Dax notierte Mannheimer Schmierstoffkonzern, der in den rund viereinhalb Jahrzehnten unter der Führung von Dr. Manfred Fuchs seinen Umsatz auf fast zwei Milliarden Euro ausweiten konnte und heute in weltweit 40 Werken gut 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, ist bei seinen Aktionären nicht zuletzt deshalb besonders beliebt, weil er sie in all den Jahren durchgängig mit stattlichen Dividendenzahlungen „erfreuen“ konnte.  

Doch neben dieser außergewöhnlichen unternehmerischen Erfolgsgeschichte hat sich Dr. Manfred Fuchs auch einen Namen als Sponsor und Mäzen von Wissenschaft und Künsten gemacht. So fördert er Stiftungslehrstühle an seiner eigenen „Alma mater“, der Universität Mannheim und an der renommierten RWTH in Aachen und ist – um nur einige wenige seiner Aktivitäten zu benennen - mit seinem vielfältigen kulturellen Engagement in der Metropolregion von der Förderung des Nationaltheaters Mannheim, der Schwetzinger Festspiele, der Kunsthalle Mannheim oder des von ihm maßgeblich gegründeten Skulpturenparks in Heidelberg-Schlierbach sicher einer der aktivsten Sponsoren der Region.  

Auch sein Engagement für den Speyerer Kaiser- und Mariendom, wo er sich als Vorstandsvorsitzender der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ aktiv um den Erhalt dieses bedeutenden Weltkulturerbes kümmert, zeugen von seiner engen Verbundenheit mit der Region und ihrem reichen kulturellen Erbe – früher und heute. 

Dr. Manfred Fuchs ist aber auch selbst ein ausgewiesener und hochbegabter Künstler, der sich nach seinem Rückzug aus der vordersten Reihe der Führung seines Unternehmens endlich wieder verstärkt der von ihm so sehr geliebten Malerei widmen kann.

Einen Eindruck von seinem aktuellen, künstlerischen Schaffen können sich jetzt Kunstfreunde ab dem 22. November 2015 in der Galerie des „Speyerer Kunstvereins e.V.“ im „Kulturhof Flachsgasse“ verschaffen, wo der Maler unter dem Titel „MANFRED FUCHS – Licht, Farbe, Impressionen“ neben seinen in der Zeit von 2013 bis 2015 entstandenen Gemälde auch Skizzenbücher aus früheren Epochen zeigt. 

Im Vorfeld zu dieser Ausstellung hatte der SPEYER-KURIER Gelegenheit, Dr. Fuchs in seinem Atelier in Mannheim mit der Kamera zu besuchen und ihn dort bei seiner künstlerischen Arbeit zu erleben. Ganz im Stile des „Informel“, des „abstrakten Expressionismus“ entstehen hier in geistiger Fortentwicklung von Malereien z. B. eines Jackson Pollock großformatige Bilder, die sich mit kräftigem Pinselstrich oder unter Einsatz einer Handrakel zu außergewöhnlich ausdrucksstarken Kunstwerken formen.  

Die Vernissage zu der Ausstellung, die über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel bis zum 10. Januar 2016, jeweils Donnerstag bis Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr im „Speyerer Kunstverein“ gezeigt wird, findet am Sonntag, dem 22. November 2015, um 11.00 Uhr in den Räumen des „Kunstvereins Speyer“ statt. Dabei wird nach der Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden des Kunstvereins, Franz Dudenhöffer, der Ausstellungsleiter des Mannheimer Kunstvereins, Dr. Martin Stather, in die Ausstellung einführen. 

Übrigens hat Dr. Manfred Fuchs auch diese Schau als Benefizausstellung konzipiert: Der Gesamterlös aus dem Verkauf der gezeigten Arbeiten wird zu je einem Drittel dem „Kinder&Jugendtheater Speyer“, der Finanzierung von Stipendien für Nachwuchskünstler aller Kunstgattungen im „Herrenhaus Edenkoben“ sowie der Durchführung von Ausstellungen im „Skulpturenpark Heidelberg“ zufließen.  

Auch hier also getreu dem Motto: „Kunst fördert junge Künstler....!“ 

Sehen Sie das Video „MANFRED FUCHS – Licht, Farbe, Impressionen“ im SPEYER-KURIER

Foto: jüs

16.11.2015


„Lebenshilfe“-Malergruppe „Molemol“ zeigt Gemälde von zehn Künstlern

Malereien Behinderter als Zeichen des Willens zur „Interkulturellen Einmütigkeit“

cr. Speyer- Seit März diesen Jahres schon fördert die „Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt“ zehn künstlerisch besonders begabte Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Einrichtungen in eigens von der Schifferstadter Malerin und Kunsthistorikerin Dr. Karin Bury konzipierten Kursen im Atelier „Molemol“ der Vereinigung in der Speyerer Herdstraße, um sie so zu „künstlerischen Leuchttürmen“ in der seit dem Jahr 2007 bestehenden Kreativgruppe der „Lebenshilfe“ weiterzuentwickeln. Die reiche und durchaus sehenswerte „Ernte“ dieser kreativen Arbeit kann jetzt noch bis zum 23. Oktober in der Speyerer Hauptstelle der Sparkasse Vorderpfalz am Willy-Brandt-Platz während der üblichen Geschäftszeiten bewundert werden.  

Bei der Eröffnung der Schau, die zugleich auch die Abschlußveranstaltung der diesjährigen „Interkulturellen Woche“ darstellt, bedankte sich Irmgard Münch-Weinmann - gemeinsam mit Selma Ünsal, der Vorsitzenden des Städtischen Beirats für Integration und Migration Ideengeberin und rührige Organisatorin der in all ihren Facetten – in Projekten, Vorträgen und gemeinsamen Festen - einmal mehr höchst erfolgreichen Veranstaltung beim Vorsitzenden des Vereins „Lebenshilfe“, Gerhard Wissmann und seinem Geschäftsführer Michael Thorn für die Idee, die Arbeiten ihrer Schützlinge als einen ganz besonderen Beitrag zu Integration und Inklusion, aber auch zum Gelingen eines „interkulturellen Miteinanders“ zu präsentieren.  

Münch-Weinmann begrüßte bei dieser Gelegenheit auch den Vorsitzenden der „Donaudeutschen Landsmannschaft“ in Speyer, Paul Nägl und dankte ihm dafür, dass er am vergangenen Samstag 25 in Speyer lebende Flüchtlinge zur traditionellen „Donaudeutschen Kerwei“ eingeladen hatte. „Auch dies ist ein wertvoller Beitrag zur Integration“, hob sie hervor, „besonders wenn die Einladung von einer in Speyer längst heimisch gewordenen Bevölkerungsgruppe ausgesprochen wurde, die vor knapp 70 Jahren am eigenen Leibe erfahren musste, was der Verlust der Heimat und Vertreibung bedeuten und wie sehr Flucht schmerzt, wie sie derzeit so viele bei uns in Europa und Deutschland Schutz vor Terror und Bürgerkrieg suchende Menschen erleiden müssen“. Foto: gc

08.10.2015


Ein sehenswertes Stück Pfälzer Kunst- und Kulturgeschichte

„Pfälzer Sezession“ zeigt in Speyer 82 Arbeiten von 23 ihrer aktiven Mitglieder.

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Sie wollten schon wenige Wochen nach dem Untergang des vom nationalen Pathos des Dritten Reiches strotzenden und von der unsäglichen Nazi-Ideologie und dem deutschtümelnden Ariertum geprägten und als „Deutsche Kunst“ hochstilisierten Kunstbegriffes einen klaren und radikalen Schnitt setzen:

Pfälzische Künstler - an ihrer Spitze Rolf Müller-Landau und Daniel Wohlgemuth - die sich gemeinsam mit weiteren künstlerischen „Größen“ wie Hermann Croissant, Theo Siegle, Otto Dill u.a. zur “Pfälzischen Sezession“ zusammenschlossen. Jetzt konnte die inzwischen längst arrivierte Künstlervereinigung auf ihr 70jähriges Bestehen zurückblicken – und wie könnte dies eine so hochkreative Gemeinschaft bei allen Unterschieden in ihren künstlerischen Ausdrucksweisen und Handschriften besser als in einer gemeinsamen Jubiläumsausstellung.

Im Speyerer „Kulturhof Flachsgasse“ - in den Räumen des „Speyerer Kunstvereins e.V.“ und der „Städtischen Galerie“ - werden jetzt noch bis zum 1. November 2015 während der bekannten Öffnungszeiten, donnerstags bis sonntags jeweils von 11.00 bis 18. Uhr, insgesamt 82 Arbeiten von 23 Mitgliedern der Sezession gezeigt – Malereien und Skulpturen in ganz unterschiedlichen Techniken. Am Tag der Finissage schließlich, am 1. November, wird sich der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger in einer gänzlich neuen Rolle präsentieren, wenn er um 16.00 Uhr als Auktionator eine Anzahl besonderer, von ihren Schöpfern zur Verfügung gestellte Arbeiten zugunsten der „Flüchtlingshilfe Speyer“ versteigern wird.

Zu der Eröffnung der repräsentativen, höchst sehenswerten Schau, zu der der Vorsitzende des Kunstvereins Speyer und Leiter der Städtischen Galerie, Franz Dudenhöffer, neben dem rheinland-pfälzischen Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, Speyers Oberbürgermeister Hansjörg Eger und seine Bürgermeisterin Monika Kabs auch den Speyerer CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Axel Wilke und zahlreiche Mitglieder des Speyerer Stadtrates begrüßen konnte, waren auch der Vorsitzende der „Kulturstiftung Speyer“, Prof. Dr. Peter Eichhorn, Dr. Carl Anton Reichling, ehemaliger Leiter des Unternehmensarchivs der BASF und Vorsitzender der mit seinem Namen verbundenen „Carl A. Reuchling-Stiftung“ ebenso gekommen wie der langjährige Kunstreferent der rheinland-pfälzischen Landesregierung und über gut zehn Jahre hinweg ehrenamtliche Geschäftsführer der „Sezession“. Dr. Berthold Roland, um mit den zahlreich anwesenden aktiven Mitgliedern der „Pfälzischen Sezession“ im bis auf den letzten Platz besetzten Saal des Kunstvereins zusammenzutreffen.

Statt einer „rauschenden Party“ habe sich die „Pfälzische Sezession“ zu ihrem Siebzigsten diese „wohlgelungene Ausstellung“ in Speyer gegönnt, wo man vor zwanzig Jahren auch schon den „Fünfzigsten“ gefeiert habe, zeigte sich „Hausherr“ Franz Dudenhöffer begeistert, der der Künstlervereinigung bescheinigte, in diesen vergangenen siebzig Jahren nichts von ihrer Zugkraft eingebüßt zu haben.

In einem weiteren Grußwort hob sodann der derzeitige 1. Vorsitzende der „Pfälzischen Sezession“, Dr. Rolf Gössler, die Absicht des von ihm geleiteten Vorstandsgremiums hervor, diesen Tag nicht allein dem Feiern zu widmen, sondern in einer Bestandsaufnahme auch Aufschluß über den Ist-Zustand der Vereinigung zu gewinnen und den Blick für die Zukunft zu weiten. Dazu aber habe man auch die Mitglieder der Sezession selbst befragt, mit denen der Vorstand sich in dem Ziel einig sieht, ohne Einschränkung an den über sieben Jahrzehnte bewährten Qualitätsstandards der Künstlervereinigung festzuhalten. Zugleich aber sei man sich durchaus auch darüber einig gewesen, dass die Sezession in ihrer Ausstrahlung auf den Kulturbetrieb des Landes sowie der weiteren Region „noch deutlich Spielraum nach oben“ habe. Als Ursache dafür machte Dr. Gössler u.a. die Tatsache aus, dass ihre Außenwirkung stets allein von den jeweils aktiven Mitgliedern geprägt werde und sich die Gewinnung neuer Mitglieder aufgrund des komplexen Aufnahmeverfahrens schwierig gestalte.

In seiner in gewohnt launischer Weise vorgetragenen Einführung in die Ausstellung erinnerte Staatssekretär Walter Schumacher u.a, auch mit viel Anekdotischem an die zahlreichen Mitglieder der Sezession, denen er selbst in unterschiedlichen Funktionen – als junger Zeitungsreporter in Kaiserslautern, als Radiojournalist beim damaligen Südwestfunk SWF in Mainz und schließlich auch als zuständiges Mitglied der Regierungen Kurt Beck und Malu Dreyer über zwanzig Jahre hinweg habe begegnen dürfen. Dabei habe er von Anfang feststellen können, dass das von den Alliierten aus so ganz unterschiedlichen Traditionen und Kulturen der Vergangenheit „zusammengewürfelte“ Land Rheinland-Pfalz vor allem auch dank der Aktivitäten seiner Künstler zu einer tragfähigen Einheit zusammengewachsen sei. Dennoch komme hier der „Pfälzer Sezession“ als der als erste Künstlervereinigung in dem neuen Bundesland nach dem Krieg gegründete derartige Einrichtung eine besondere Bedeutung zu, die sich auch in den vielen „großen“ Künstlernamen aus der Pfalz manifestiere, unter ihnen auch Prof. Eberhard Linke, dem aus diesem Anlass im Rahmen der Jubiläumsschau eine eigene Sonderausstellung gewidmet ist.

Edgar Blum, Thomas Brenner. Otfried H. Culmann, Karl-Heinz Deutsch, Thomas Duttenhöfer, Michael Fieseler, Stefan Forler, Jochen Frisch, Johannes Cervé, Peter Haese, Nikola Jaensch, Hermann T. Juncker, Bernd Kastenholz, Klaus Heinrich Keller, Werner Korb, Anne-Marie Kuprat, Eberhard Linke, Christiane Maether, Alfonso Mannella, Heike Negenborn, Achim Ribbeck, Susanne Ritter, Carmen Stahkschmidr – dazu als Gäste Heike Boerner, Dorthe Goeden,Juliane Gottwald und Elke Scober – allesamt Künstler, die längst weit über die Grenzen der Pfalz und der Region hinaus Bekanntheit und künstlerisches Ansehen genießen. Sie alle sind in der Schau mit spannenden und gekonnten Beispielen ihrer Arbeiten vertreten, über die die Gäste der Eröffnungsfeier – gekonnt umrahmt von musikalischen Beiträgen des jungen Saxophonisten Andrej Zaichikov - noch lange Grund zur Diskussion, zum Austausch und zum „Schwelgen“ in alten, gemeinsamen Erinnerungen hatten.

Fotos: gc

22.09.2015


Rainer Magold "INDIAN SUMMER“ - Ausstellung ab 16.09.2015

Rainer Magold: "INDIAN SUMMER“ - Ausstellung im Lindner Hotel & Spa Binshof in Speyer ab 16. September 2015

Speyer- Das Lindner Hotel & Spa Binshof in Speyer zeigt zur Zeit die  Ausstellung.„Indian Summer“ by MaGold,  ab 15.September.

Die ausgestellten Bilder werden auch zum Verkauf angeboten. Info unter: Tel. 06236-67811

Kunst von Rainer Magold
„Der international bekannte, expressionistische Maler, Rainer Magold, zeigt im Hotel Binshof die Ausstellung „Indian Summer- Expressionistische Werke von heute."
Die Expressionisten wollen den Betrachter ihrer Kunst emotional bewegen und innerlich ansprechen. Der Maler versucht leidenschaftliche elementare Erlebnisse unmittelbar ins Bild umzusetzen. Enttäuschung - Freude, Trauer - Schmerz und Angst – Fröhlichkeit, sind Beispiele von Gefühlen und Empfindungen des Malers, die sich in seinen Bildern widerspiegeln.

Die Bilder bieten uns Farben und Formen, in die wir vollends mit unserem geistigen Auge eintauchen können; beispielsweise kräftiges, Energie geladenes Rot, kühles, beruhigendes Blau, mysteriös, transzendent scheinendes Schwarz, sattes Grün... All diese Farben bieten Emotionen. Sie wecken Assoziationen, welche auch viel über unsere kulturelle und soziale Prägung verraten können – und auch über unsere persönlichen Leidenschaften.“

Treffende  Worte von Paul Gauguin sagen dem Betrachter-dem Kunstfreund:
"Die Malerei ist die Schönste aller Künste; sie ist die Summe allen Fühlens. Bei ihrem Anblick kann jeder, getragen von seiner Phantasie, einen Roman schaffen, können auf einen Blick tiefste Erinnerungen die Seele überfluten.“

Gönnen Sie sich einen expressionistischen Farbrausch in einzigartiger Atmosphäre!

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und heißen Sie herzlich Willkommen!

Öffnungszeiten: Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Hotels besichtigt werden von 9:00 Uhr früh – 22:00 Uhr

Text und Foto: Salten Theater Promotion, Presse

12.09.2015


Die Enten sind los! "Duckomenta" Ausstellung im Reiss-Engelhorn-Museum

Die Enten sind los!

Das Weltkultur-Erbe als Enten-Paralleluniversum

Mannheim- Man stelle sich das berühmte Lächeln der Mona Lisa oder den stolzen Blick der Kaiserin Sissi von Entenhand geschaffen vor. Nein – das ist dann kein Fantasiegebilde, sondern Realität. Die Duckomenta lädt ein, die Weltgeschichte neu zu ENTdecken. Der Katalog „Art of the DUCKOMENTA“ (ET: September 2015; Nünnerich-Asmus Verlag) zur Ausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim präsentiert die Epochen dieser Parallelgeschichte anhand von liebevollen Reminiszenzen an die Meilensteine der Kunst- und Kulturgeschichte voller Witz und Fantasie: Von der im Eis gefundenen Mumie der Ur-Ente Dötzi zur Büste der ägyptischen Königin Duckfretete, über weltberühmte Gemälde wie die Mona Lisa bis hin zur modernen Stilrichtung der Baumaus.

Ursprünglich als Fingerübung innerhalb eines Kunstseminars entstanden, entwickelten sich daraus mehr als 400 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Fotografien. Bei diesen einzigartigen Kunstwerken handelt es sich jedoch nicht um Computersimulationen, sondern um Originale – handgefertigte Malereien, Skizzen und Plastiken. Begleitet werden die Exponate von augenzwinkernden Kommentaren und humorvollen bis nachdenklichen Einsichten rund um die Wahrheit und Wirlichkeit der Enten in der Kunst.

Wahre Meisterwerke mit Schnabel, Plattfüßen und Federn, die nicht nur die Fans von Donald, Daisy und Co. begeistern.

Herausgeber und Museum von „Art of the DUCKOMENTA“

interDuck ist eine Gruppe aus Designern, Künstlern, Filmemachern, Archi-tekten und Geisteswissenschaftlern. Seit 1986 fühlt sie sich dazu berufen, die Geschichte der Welt in Form eines Enten-Paralleluniversums zu erzäh-len. Mit großem Erfolg fanden bereits Ausstellungen an mehreren Orten, unter anderem in Rotterdam, statt.

Die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim zählen als international agie-render Museumskomplex, Ausstellungsstandort und Forschungszentrum europaweit zu den bedeutendsten Museen für Archäologie, Weltkulturen, Kunst- und Kulturgeschichte. Sie bestehen aus den vier Häusern Museum Zeughaus, Museum Weltkulturen, Museum Schillerhaus und dem Museum Bassermannhaus für Musik und Kunst. Text: Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Presse Foto: Anas Mensura Mundi   Copyright: Ulli Becker (Fotograf), S.117    Liberty   Copyright: Ommo Wille (Fotograf), S.219

10.09.2015


Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Anschaulicher Blick auf die Reformationszeit

Mainz- „Rheinland-Pfalz hat wie kein anderes Land im Westen Deutschlands zentrale Erinnerungsorte der frühen Reformationszeit vorzuweisen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Schrei nach Gerechtigkeit –Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation“ im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum.

Mit der heutigen Eröffnung seien nun alle drei Ausstellungen in der Landeshauptstadt Mainz zu dieser bedeutenden Phase in der Geschichte für die Öffentlichkeit zugänglich. Es sei nun ein anschaulicher Blick darauf möglich, so Ministerpräsidentin Dreyer. Im Landesmuseum Mainz ist es in Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Universität die Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel! Franz von Sickingen und die Reformation“. Das Gutenberg-Museum zeigt zurzeit „Am 8. Tag schuf Gott die Cloud. Die Reformation als Medienereignis in Text und Bild“.

Auch wenn Rheinland-Pfalz von der Religionszugehörigkeit der Bevölkerung ein eher „katholisches Land“ sei, so habe es hier vor 500 Jahren bedeutende religionsgeschichtliche Ereignisse gegeben. Ministerpräsidentin Malu Dreyer erinnerte daran, dass sich Martin Luther 1521 auf dem Reichstag in Worms geweigert habe, seine Glaubenspositionen zu widerrufen. Außerdem fanden 1540 und 1557 in der lutherischen Reichsstadt Worms Religionsgespräche zwischen den Konfessionen statt, die allerdings ergebnislos blieben.

Der Ausstellungstitel „Schrei nach Gerechtigkeit“ habe angesichts der derzeitigen Flüchtlingssituation auch einen ganz aktuellen Bezug, so Ministerpräsidentin Dreyer. Sie zitierte aus der Rede von Papst Franziskus vor Flüchtlingen in Lampedusa im Juli 2013. Er habe dort die mitmenschliche Verantwortlichkeit mit klaren Worten dargestellt. Text: Staatskanzlei RheinlandPfalz, Presse Foto: spk, Archiv

04.09.2015


Wilhelm Loth, einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts

Ausstellung seiner Plastiken weiblicher Fragmente in der „Städtischen Galerie Speyer“

cr. Speyer- Er gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts: Der 1993 in seiner Geburtsstadt Darmstadt im Alter von fast 73 Jahren verstorbene Kunst-Professor Wilhelm Loth, dessen Ausstellung „Das ewig Weibliche“ jetzt in der „Städtischen Galerie“ Speyer im „Kulturhof Flachsgasse“ zu sehen ist. Schon während seiner Ausbildung zum Vermessungstechniker erkannte Loth seinen unstillbaren Hang zur plastischen Gestaltung und nahm deshalb Privatunterricht bei Fritz Schwarzbeck. Aus innerster Überzeugung verließ er jedoch den künstlerischen „Mainstream“ jener Zeit und wandte sich ab von dem politisch motivierten, monumentalen Stil der mit den Nazis eng verbundenen Bilderhauergrößen Arno Breker und Josef Thorak. Statt dessen suchte er den engen künstlerischen Kontakt mit Wilhelm Lehmbruck, Ernst Barlach und Käthe Kollwitz. Ein Teil des daraus resultierenden, umfangreichen Briefwechsels Loths mit Käthe Kollwitz wird auch in der.Speyerer Ausstellung gezeigt.

Seine Arbeiten, die jetzt auch in der Sonderausstellung in Speyer gezeigt werden, seien „Allegorien der modernen, optimistisch-sinnlichen und lebensbejahenden Frau an der Schwelle zum dritten Jahrtausend“ - so hat es einmal sein Biograph formuliert. Dabei stellte Wilhelm Loth - zu seinen Meisterschülern an der Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe zählte auch der bis zu seinem Tod vor zwei Jahren in Jockgrim in der Pfalz lebende und wirkende Bildhauer Franz Bernhard - seine Modelle immer seltener als vollplastische Figuren dar, sondern konzentrierte sich auf Figurenteile wie Köpfe, Rümpfe, Lippen-, Brust- und Schoßobjekte, wobei er insbesondere auch den Oberflächengestaltungen höchste Aufmerksamkeit widmete. Dadurch wurde sein zentrales Thema nicht zuvörderst das „Abbild der Frau“ als solches, sondern die Plastik als künstlerisches Medium. Bei der Wahl des weiblichen Körpers als sein zentrales Motiv versuchte Loth deshalb, das Menschliche in seiner Freiheit, Schönheit, aber auch in seiner Verletztlichkeit sichtbar werden zu lassen.

„Das Menschenbild in unserer Zeit zu definieren“ - so beschreibt der Bewahrer des reichen künstlerischen Erbes des heute mit seinen Arbeiten in nahezu allen namhaften nationalen und internationalen Museen vertretenen Wilhelm Loth, der Karlsruher Kunsthistoriker Alexander Heil, das künstlerische Anliegen des Bildhauers, der sein ganzes Leben lang die Formen und das Wesen des „ewig Weiblichen“ in immer wieder neuen Materialien zum Ausdruck gebracht habe.

Eine Ausstellung, die man in keinem Fall versäumen sollte.

Die Plastiken und Zeichnungen von Wilhelm Loth sind noch bis zum 30. August, jeweils donnerstags bis sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Städtischen Galerie Speyer im „Kulturhof Flachsgasse“ zu sehen. Foto: gc

14.06.2015


Ausstellung "Luftbildarchäologie in der Pfalz“

Großniedesheim. Als positive Bewuchsspuren sichtbare Kreisgräben, die ehemals Grabhügel umgaben; die Hügel sind längst verflacht und nicht mehr erkennbar.Speyer- Zum Thema Luftbildarchäologie läuft ab dem 20.06.2015 in Speyer eine Ausstellung der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer: „Vogelperspektiven – Luftbildarchäologie in der Pfalz“.

Die Ausstellung zeigt eine qualitätvolle Auswahl der schönsten und aussagekräftigsten Luftbildbefunde der letzten 13 Jahre, ergänzt durch Fundmaterial aus den jeweils im Luftbild dargestellten Epochen der Vor- und Frühgeschichte. Zur Ausstellung erscheint eine Begleitbroschüre.

Ort: Archäologisches Schaufenster, Gilgenstraße 13, Speyer, Öffnungszeiten: Di.–So., 11–16 Uhr

Luftbildarchäologie in der Pfalz

Wie auch in anderen (Bundes)Ländern, hat die Erforschung und Entdeckung archäologischer Denkmäler aus der Luft in der Pfalz im Lauf der letzten 40 Jahre einen wichtigen Stellenwert gewonnen. Veränderungen im Bewuchs, vor allem in Getreidefeldern, zeigen als sog. Bewuchsmerkmale aus der Luft die Grundrisse römischer Villen als „negative“, Grab- und Siedlungsgruben oder vorgeschichtliche Hausgrundrisse als „positive“ Bewuchsmale an, die vom Boden aus nicht erkennbar sind. Daneben spielen Schattenmerkmale im morgendlichen oder abendlichen Streiflicht sowie Schnee- und Feuchtemerkmale eine Rolle, denn auch sie können die mit bloßem Auge von der Erdoberfläche aus unsichtbaren Überreste vor- und frühgeschichtlicher Bodendenkmäler sichtbar machen.

Morschheim. Haupt- und Nebengebäude einer römischen Villa Rustica; auch die umgebende Hofmauer lässt sich streckenweise als negative Bewuchsspur im Getreide gut erkennen.Je nach Tageszeit, Lichteinfall, Wetterlage und Wuchsfortschritt der Ackerfrüchte sind die Erträge einer Flugprospektion unterschiedlich; die archäologische Erkundung aus der Luft erfordert daher viel Geduld und das oft mehrmalige Überfliegen der gleichen Areale, bis sich ein Bodendenkmal zu erkennen gibt. Darüber hinaus reagiert das Getreide, der hauptsächliche Anzeiger archäologischer Reste im Boden, sogar bei gleichen Klimabedingungen in verschiedenen Jahren unterschiedlich auf das Bodensubstrat, so dass mal mehr, mal weniger – oder eben auch gar nichts aus der Luft zu erkennen ist. Jedoch verbessert sich auch die Fotografiertechnik immer weiter; mit digitalen Weitwinkelobjektiven, Infrarot- und Wärmebildkameras sind heute Luftbilder möglich, die in den „Kinderjahren“ der Luftbildarchäologie noch undenkbar waren.

In Rheinland-Pfalz war und ist Luftbildarchäologie aufgrund der begrenzten Finanzbudgets der archäologischen Außenstellen eine reine Ehrenamtsaufgabe. Die archäologische Denkmalpflege der Pfalz kann sich glücklich schätzen, seit den ersten Entdeckungen der frühen 1980er Jahren durch den wohl bekanntesten Luftbildarchäologen Deutschlands, Otto Braasch und kontinuierlichen Befliegungen in den 1980er und 1990er Jahren durch Rolf Gensheimer nach einem mehrjährigen Hiatus in der Luftprospektion seit 2002 die ehrenamtlichen Luftbildflieger Ulrich Kiesow und Michael Voselek zu ihren wichtigsten ehrenamtlichen Unterstützern zählen zu dürfen. Jedes Jahr befliegen sie unermüdlich die pfälzischen Ackerbauflächen und haben in den letzten 13 Jahren eine bedeutende Anzahl wichtiger neuer archäologischer Denkmäler entdeckt, die der Prospektion vom Boden aus mit Sicherheit zum allergrößten Teil entgehen würde. Als Fluggerät dient ihnen ein Ultraleichtflugzeug, auch Trike genannt. Dieser rein durch Gewichtsverlagerung gelenkte, von einem hinten angebrachten Propeller angetriebene Drachenflieger ist aufgrund seiner Wendigkeit und der Möglichkeit, ohne störenden Flugzeugkörper frei fotografieren zu können, für die Luftbildarbeit besonders geeignet. Als Nachteil ist allerdings zu nennen, dass ein Trike aufgrund seines geringen Gewichtes wetteranfälliger ist als etwa eine Cessna und daher nur bei Schwachwinden und allgemein stabiler Wetterlage in die Luft gehen kann. Das „Team archaoflug“ wird ergänzt durch Roland Seidel, der die vielseitige Website der Flieger betreut und auf der Grundlage der von oben erkannten Grundrisse maßstabsgetreue und sehr detailreiche 3D-Rekonstruktionen am Computer erstellt, die eine hervorragende Ergänzung zu den Luftbildern darstellen und dem Betrachter das Verständnis der nicht immer leicht zu lesenden Luftbildbefunde erheblich erleichtert. Damit ist die Luftbildarchäologie in der Pfalz gut aufgestellt und trägt erheblich zum Erkennen, zur Erforschung und zum Schutz des kulturellen Erbes der Pfalz bei. Text und Foto: Direktion Landesarchäologie Rheinland-Pfalz         

14.06.2015


Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet Fotoausstellung "Zurück im Leben"

Zu einem Gruppenfoto mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (M) stellten sich die Protagonisten sowie Beate Eggert, Geschäftsführerin der Unfallkasse (9.v.rechts.),  Dr. Rüdiger Linnebank, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorderpfalz (11.v.rechts.) und Beate Läsch-Weber, Präsidentin des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz (links) anlässlich der Eröffnung der Foto-Ausstellung „Zurück im Leben“ in der Sparkasse in Ludwigshafen.Michael Hagedorn fotografierte Versicherte der Unfallkasse RLP - Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet Fotoausstellung in Sparkasse Vorderpfalz

Ludwigshafen- Menschen, die nach einem schweren Arbeits- oder Schulunfall wieder zurück ins „normale Leben“ gefunden haben, stehen im Mittelpunkt der Fotoausstellung „Zurück im Leben“, die Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der Sparkasse Vorderpfalz in Ludwigshafen eröffnete. Auf Initiative der Unfallkasse Rheinland-Pfalz porträtierte der Fotograf Michael Hagedorn Versicherte der Unfallkasse während und nach der Rehabilitationsphase im Alltag. Malu Dreyer ist Schirmherrin  der Wanderausstellung.

Daniela Wunn (32) verunglückte im Alter von zwölf. Sie ist als Erzieherin tätig und glückliche Mutter der Kinder Maya (4) und Felix (1). Gemeinsam mit ihnen und ihrem Lebensgefährten Timo Koffmane lebt sie in Hochspeyer.„Ich danke den Menschen, die bereit waren, einen Blick in ihre Privatsphäre zu gewähren und durch ihre Offenheit anderen Mut machen. Diese aussagestarken Fotos strahlen Lebensfreude und Energie aus und haben trotz ihres tragischen Hintergrunds eine positive Botschaft. Sie zeigen Normalität und Selbstständigkeit“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die der Unfallkasse Rheinland-Pfalz und ihrer Geschäftsführerin Beate Eggert für die Idee zu dieser Ausstellung und für deren Umsetzung dankte. „Sie lenken den Blick der Öffentlichkeit auf Frauen und Männer, die sich Dank großer Energie und Motivation wieder mitten im Leben bewegen. Zugleich sensibilisieren Sie alle gemeinsam für Rehabilitation und Inklusion.“
Eindrucksvoll erzählen die Fotos des Hamburger Fotografen Michael Hagedorn aus dem Alltag der Versicherten und ihrer Angehörigen, von der engen Zusammenarbeit mit Therapeuten, Ärzten und Rehabilitations-Managern.

Beim Rundgang durch die Ausstellung: (von rechts) Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dr. Rüdiger Linnebank, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorderpfalz, Beate Eggert, Geschäftsführerin der Unfallkasse und Beate Läsch-Weber, Präsidentin des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz vor den Bildern von Dr. Henry Kohler. Er ist leitender Arzt der Abteilung für berufsgenossenschaftliche Rehabilitation und Heilverfahrenssteuerung der BG Klinik Ludwigshafen.Dr. Rüdiger Linnebank, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorderpfalz, wertete es als besondere Anerkennung, dass der Auftakt der Wanderausstellung unter Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der Sparkasse Vorderpfalz in Ludwigshafen stattfindet. „Ausstellungen in unserem Hause haben eine lange Tradition. Und doch zeigen wir mit diesen Bildern etwas ganz und gar Neues und Besonderes. Sie sprechen den Betrachter auf einer sehr persönlichen Ebene an. Ich freue mich sehr, dass diese doch sehr privaten Aufnahmen in unserer Sparkasse erstmals zu sehen sind“, so Linnebank.  

„Die Rehabilitation und Begleitung unserer Versicherten ‚nah am Menschen‘ ist uns eine Herzensangelegenheit“, unterstrich Beate Eggert, Geschäftsführerin der Unfallkasse. „Diese Fotoausstellung hat für die Frauen Sabrina Busch (25): Sie ist seit 2012 querschnittsgelähmt. Die aus Altenahr stammende Studentin lebt in Wiesbaden und studiert in Mainz. In ihrer Freizeit ist sie als Rollstuhlbasketballerin aktiv.und Männer auf den Fotos und auch für uns einen  besonderen Stellenwert“, betonte Eggert. Sie zeuge von einer vertrauensvollen und intensiven Partnerschaft. „Wir danken unseren Versicherten und Herrn Michael Hagedorn für diese wunderbaren Fotos“, so Beate Eggert, an die Protagonisten gerichtet, die teils mit ihren Familien zur Eröffnung nach Ludwigshafen gekommen waren.

„Ich freue mich, dass die Mut machende Ausstellung nach ihrem Auftakt in der Sparkasse Vorderpfalz auch von weiteren Sparkassen in Rheinland-Pfalz präsentiert wird“, so Beate Läsch-Weber, Präsidentin des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz.

Der Fotograf Michael Hagedorn konnte wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht an der Eröffnung teilnehmen.

Die Wanderausstellung wird in rheinland-pfälzischen Sparkassen sowie in weiteren öffentlichen Einrichtungen zu sehen sein.

Michael Hagedorn (49) ist Fotojournalist und spezialisiert auf Fotos aus dem sozialen Bereich, mit Schwerpunkt Alter und großer Faszination für die Grenzbereiche zwischen Leben und Tod. Seit 2005 arbeitet er am weltweit wohl umfangreichsten Fotografie- und Multimediaprojekt zum Thema Demenz. Er ist Initiator der lebensbejahenden Demenzkampagne KONFETTI IM KOPF.

Michael Hagedorn lebt in Pinneberg bei Hamburg. http://www.michaelhagedorn.de

Weitere Infos auch unter www.ukrlp.de Foto: Michael Hagedorn Text: Unfallkasse Rheinland-Pfalz, Presse

24.04.2015


„Der Künstler zeichnet mit Farbe und Pinsel“

Sehenswerte Ausstellung mit Arbeiten von Klaus Fresenius zum letzten Mal in diesem Jahr im Zehnthaus in Römerberg

cr. Römerberg/Speyer- Wer sich, vielleicht noch rechtzeitig zum bevorstehenden Weihnachtsfest, eines der ausdrucksstarken Bilder des Speyerer Malers und künstlerischen Multitalents Klaus Fresenius sichern möchte, der sollte sich beeilen. Denn kaum war am vergangenen Freitag abend seine letzte Ausstellung im laufenden Jahr im Römerberger Zehnthaus eröffnet, da nahm die Zahl der eine Reservierung bzw. einen Kauf signalisierenden 'Punkte' auf den gezeigten Arbeiten geradezu sprunghaft zu. Doch all denen, die an diesem Abend nicht „zuschlagen“ konnten, sei zum Trost gesagt: Auch an diesem Wochenende ist die Ausstellung noch einmal geöffnet. Deshalb: Hingehen und anschauen – noch sind einige Arbeiten „frei“ - und, ehrlich gesagt, jedes einzelne ist es wert, näher in Augenschein genommen zu werden. Und schließlich geht man auch wohl nicht fehl in der Annahme, dass Fresenius auch in seinem Atelier noch genügend „Sehens- und Lohnenswertes“ „in petto“ hält.

Bei der Ausstellungeröffnung hatte es jetzt der Speyerer Kunsthistoriker Dr. Oliver Bentz übernommen, in das Schaffen von Klaus Fresenius einzuführen. Dabei charakterisierte er ihn als einen Künstler, der im großen Format ebenso zu Hause sei, wie im kleinen, der mit dickem Malpinsel und Farbe ebenso umgehen könne wie mit dem feinen Aquarell- und Tusche-Pinsel und der Feder. So wie man den Maler und Graphiker auf seinem Fahrrad oder zu Fuss scheinbar rastlos auf den Speyerer Straßen antreffen könne, so seien auch seine figurativen Bilder oft gekennzeichnet von „Tempo, Grazilität und Dynamik der Bewegung“.

Auf der anderen Seite gebe es aber auch Arbeiten des Künstlers, die einer tiefen Versenkung und einer „Verankerung seiner Gedanken bei einem Thema oder einem Gegenstand“ entspringen würden – Arbeiten höchster Konzentration und Ruhe also.

In seiner Ausstellung im Römerberger Zehnthaus, das seinen Arbeiten mit seinen schweren Sandsteinquadern den angemessenen Rahmen gebe, präsentiere Fresenius farbintensive Aquarelle, die des Nachts in geradezu „berserkerartiger“, ruheloser Arbeit entstünden. Dabei lasse der Künstler „durch sicher gesetzte Linien und Flecken Körper entstehen und miteinander in Interaktion treten“ - seine Figuren befänden sich dadurch fast immer in Bewegung und erinnern damit an die großen Expressionisten des Frankreichs des beginnenden 20. Jahrhunderts. „Klaus Fresenius zeichnet mit Farbe und dem Pinsel“, zitierte Dr. Bentz eine Rezenzentin – und hat recht damit.

Es lohnt sich deshalb wirklich, diese Ausstellung zu sehen, die noch einmal am Samstag, dem 15. November von 15.00 bis 18.00 Uhr und am Sonntag von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet ist.

Der Künstler ist zu diesen Zeiten auch selbst anwesend. Foto: gc/ privat

14.11.2014


Einer der „ganz Großen“ seiner Kunst

Ausstellung mit Werken des Malers Rudolf Kortokraks soll Erinnerung an einen bedeutenden Sohn der Stadt Ludwigshafen neu beleben

Von Gerhard Cantzler

Ludwigshafen- Wohl nur zu gerne hätte Rudolf Kortokraks die Ausstellung seiner ausdrucksstarken Porträts, Blumenstilleben und Landschaftsmalereien in seiner Heimatstadt Ludwigshafen noch selbst erlebt – jetzt aber wurde die Schau, die auf den Tag genau ein Monat nach dem Tod des 84jährigen Künstlers in der Hauptstelle der „Sparkasse Vorderpfalz“ am Berliner Platz in Ludwigshafen eröffnet wurde, zu seiner ersten Gedächtnisausstellung. Voller Vorfreude hatte Kortokraks noch Ende April dieses Jahres gegenüber dem SPEYER-KURIER von seiner großen Freude gesprochen, die ihn - immerhin 38 Jahre nach seiner letzten Einzelausstellung in der Chemiestadt - mit Blick auf die noch bis zum 28. November zu sehende Schau erfülle. Bei der Übergabe seiner letzten Arbeit, einem von seinem langjährigen Freund und Förderer, dem Kunsthistoriker und ehemaligen Leiter der Kunstabteilung der Mainzer Landesregierung, Dr. Berthold Roland, initiierten expressiven Gemälde des Speyerer Domes an die Stadt Speyer, schien es so, als ob der Maler, der sein ganzes künstlerisches Leben lang „draußen in der Welt“ mehr Anerkennung gefunden zu haben glaubte als in seiner engeren Heimat, endgültig seinen Frieden gemacht hätte mit einer Kunstszene, von der sich der wohl auch selbst nicht immer „ganz einfache“ Schöpfer großartiger Kunst vielfach unverstanden fühlte.

Und so geriet das anstatt einer sonst üblichen Vernissage in der Sparkasse Vorderpfalz in Ludwigshafen anberaumte Pressegespräch zur Eröffnung der Ausstellung vor allem zu einer Gedenk- und Feierstunde für all diejenigen, die dem Künstler zu Lebzeiten eng verbunden waren, die sich zu seinen Freunden und zu den Freunden seiner Kunst zählen durften und denen, die sich die Begegnung mit ihm jetzt nur noch über einen sorgfältig ausgewählten Querschnitt durch sein beeindruckendes Oeuvre erschließen können.

Hausherr und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Linnebank konnte zu diesem Anlass zu allererst die Witwe des Künstlers, die in London lebende Ärztin Dr. Miriam Frank und den Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, Clemens Körner begrüßen, dem er für die Initiative zu dieser Schau dankte. „Rudolf Kortokraks war hier in unserer Region verwurzelt, aber sein Name war und ist weit darüber hinaus in der Welt der Kunst bekannt und geschätzt“, hob der Vorstandsvorsitzende hervor, der sich in diesem Zusammenhang nachdrücklich zu der Verpflichtung einer Sparkasse bekannte, „Kunst und Kultur vor Ort eine Bühne zu geben“.

Als ein „Produkt des Zufalls“ bezeichnete Landrat Clemens Körner das Zustandekommen der „Ausstellung Rudolf Kortokraks“, auf den der Kunstbeauftragte des Landkreises, Paul Platz, beim Studium einschlägiger Zeitschriften gestoßen sei. „Er hat mir dieses Projekt vorgeschlagen – und heute können wir die Schau eröffnen“, freute sich Körner, der darauf hinwies, dass im Rhein-Pfalz-Kreis Jahr für Jahr rund 25 Kunstausstellungen gezeigt würden.

Dr. Miraiam Frank erinnerte daran, dass es am 10. Oktober genau ein Monat her gewesen sei, dass Rudolf Kortokraks verstorben ist. „Er wusste zuletzt schon, dass er diese Ausstellung hier in Ludwigshafen wohl nicht mehr selbst sehen wird“, berichtete sie – Der Maler habe aber am Fortgang des Projektes bis zum Schluss regen Anteil genommen und ihr für sein Gelingen noch in ihrem letzten Gespräch die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben. „Diese Ausstellung war für Rudolf Kortokraks ein wirklich großes Anliegen“, so Dr. Frank, die schilderte, wie aufgeregt und erfreut der Maler gewesen sei, als er gemeinsam mit Ausstellungskurator Dr. Oliver Benz in einem Banktresor an seinem letzten Wohnort in der Nähe von Salzburg, persönlich noch die Auswahl für die Schau getroffen habe.

„Ich male nur, was ich sehe“ - so fasste, sichtbar bewegt, Dr. Frank in seinen eigenen Worten das Credo ihres verstorbenen Ehemannes zusammen und stellte es damit in die Nachfolge zu dem Bekenntnis aus dem „Credo“ in der lateinischen Messe, wo es heißt „genitum non factum....“ - „gezeugt, nicht geschaffen...“. Das sei auch dass künstlerische Selbstverständnis von Rudolf Kortokraks gewesen – und so werde es den Rezipienten auch zukünftig gegenüber treten.

Ausstellungskurator Dr. Benz, der den Maler im Jahr 2007 kennenlernte, dankte auch seinerseits Paul Platz für seine Initiative, diese Ausstellung in Ludwigshafen zu organisieren. Damit sei gelungen, um was er selbst sich über Jahre hinweg vergeblich bemüht habe: Den Maler und seine Kunst wieder in die Pfalz zu holen.“Ich habe die Bilder wie 'sauer Bier' angeboten“, erinnert er sich, „die einzige Reaktion war: 'Ist der überhaupt hier geboren'?“ - Ignoranz?, Kleinbürgerlichkeit? - das muss wohl offen bleiben.

Natürlich sei Rudolf Kortokraks auch selbst ein „durchaus schwieriger Charakter“ gewesen, so Dr. Benz, der sich an oft nächtelange Gespräche mit dem Maler und seinem Freund, dem Bildhauer Alfred Hrdlitschka im Wiener „Café Hawelka“ erinnert. „Rudolf Kortokraks konnte sarkastisch sein und voll beißender Ironie“, charakterisierte Dr. Benz den Maler, der sich in künstlerischen Fragen stets kompromisslos und dann auch schon einmal „richtig böse“ zeigen konnte.

Bei einem ausführlichen Rundgang durch die Ausstellung, die Arbeiten von Rudolf Kortokraks aus unterschiedlichen Schaffensperioden und in verschiedenartigsten Maltechniken umfasst, konnten sich die Teilnehmer an dem Pressegespräch einen beeindruckenden Einblick in das Werk des Künstlers verschaffen: Seine mit kraftvollen Pinselstrichen gefertigten Porträts, seine mitunter geradezu zärtlichen Blumenstilleben, seine vielfältigen Landschaftsbilder, die er als Ergebnisse seiner rastlosen Reisen verfertigte – man begegnet hier in Ludwigshafen durchaus einem der „ganz Grossen“ der Bildenden Kunst der vergangenen Jahrzehnte.

Nur schade, dass sich da der optische Genuss dieser Werke als durchaus problematisch entpuppt Sie sind nämlich auf zwei Ebenen an den Wänden des Umgangs um das großen Atrium der Halle der Sparkasse Vorderpfalz gehängt, wo sich – den leider nicht entspiegelten Gläsern zum Schutz der Bilder geschuldet - in jedem Opus das chromglänzende Gestänge des Geländers reflektiert.

Deshalb ist es sicher keine schlechte Idee von Dr. Rüdiger Linnebank, zu versuchen, eine weitere Ausstellung mit Kortokraks-Bildern im Ludwigshafener „Wilhelm-Hack-Museum“ zu initiieren. Ausstellungswürdige Arbeiten und Zeugnisse der großartigen Kunst dieses großen Sohnes der Stadt Ludwigshafen liegen in zwei großen Räumen im Salzburger Banktresor noch in großer Zahl – und auf der anderen Seite des Berliner Platzes könnten sie sachgerechter und umfassender präsentiert werden. Foto: gc

Die Ausstellung in der Sparkasse Vorderpfalz kann täglich während der Schalter-Öffnungszeiten besucht werden.

Literaturnachweis und Biographie:

Stefan Zenzmaier (Hrsg.):

Kortokraks – Ansichten

Artbook-Verlag Salzburg

12.10.2014


Dauerausstellung über das Reichskammergericht in seiner Speyerer Epoche im Altpörtel eröffnet

115 Stufen über den Dächern von Speyer: Dauerausstellung über das Reichskammergericht in seiner Speyerer Epoche im Altpörtel eröffnet

Speyer- spk. Was heute der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe oder - von seiner territorialen Zuständigkeit her eigentlich noch viel besser vergleichbar - der Europäische Gerichtshof (EUGH) in Luxembourg ist, das war in den längst vergangenen Zeiten des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ das Reichskammergericht, das von 1527 bis zur Zerstörung der Stadt Speyer im Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahre 1689 seinen Sitz in der Bischofs- und damaligen Freien Reichsstadt hatte.

Heute erinnert nur noch wenig an jene Zeit, als in Speyer europäische Rechtsgeschichte geschrieben wurde. Höhepunkt dabei sicher der 19. April 1529. als auf dem Reichstag von Speyer sechs Fürsten und vierzehn Freie Reichsstädte als Vertreter der protestantischen Minderheit gegen die Verhängung der Reichsacht über Martin Luther sowie gegen die Ächtung seiner Schriften und seiner Lehre auftraten, um die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens zu fordern.

Eine Gedenktafel am heutigen Hotel „Domhof“ - auf ihr wird der Domstadt attestiert, damals „juristischer Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ gewesen zu sein - und die benachbarte Retscherruine, in der sich, direkt neben dem St. Georgenturm – die Speyerer sagen „Läutturm“ -, die Überreste eines Saales befinden, in dem wohl einst auch das Gericht zu seinen Sitzungen zusammentrat und der heute nur noch im Rahmen von Stadtführungen sowie - für die Allgemeinheit - beim alljährlichen „Altstadtfest“ zugänglich ist, waren bis dato die einzigen Erinnerungsstücke an dieses bedeutende Stück Speyerer Stadtgeschichte.

Mit der Eröffnung einer Dauerausstellung im Altpörtel - einem der letzten Überreste der mittelalterlichen Stadtbefestigung und mit einer Höhe von 55 Metern eines der höchsten und bedeutendsten Stadttore Deutschlands - wird nun die Historie des Reichskammergerichts und seine Bedeutung für die Geschichte der Stadt Speyer eine völlig neue Präsentation erfahren.

Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung „Kulturelles Erbe“ der Stadt Speyer - dem alten Stadtarchiv - unter seinem vielfach engagierten Leiter Dr. Joachim Kemper und dem in Speyer schon aus früheren Ausstellungsprojekten bekannten Museumsmanager und Mittelalter-Experten Dr. Matthias Preißler zusammengestellt, bietet die Schau nach dem Erklimmen von 115 (!) Stufen – nur wenige mehr als hinauf zum Kaisersaal im Speyer Dom - im zweitobersten Stockwerk des historischen Torturms aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln Einblicke in die Historie der Speyerer Zeit des Reichskammergerichts:

Da geht es zunächst um die Hintergründe, die zur Konstituierung dieses obersten Gerichts geführt haben und um die Gründe für seine Übersiedlung von Frankfurt nach Speyer. Im weiteren geht die Ausstellung der Frage nach, wie die Stadt, auf die der Besucher von oben herab einen grandiosen Überblick genießen kann, wohl vor 400, 500 Jahren ausgesehen haben mag. Und schließlich zeigt die Schau, wie sich die rund 800 hauptamtlichen Mitarbeiter des Gerichts, die „Kameralen“ - gut zehn Prozent der damaligen Stadtbevölkerung von Speyer – durch ihre Uniformen und Amtsroben von den sonstigen in der Stadt lebenden Bürgern unterschieden haben.

Anhand von Bildern, Archivalien und Dokumenten werde so eine bedeutsame Ära der Speyerer Stadtgeschichte neu lebendig – ein echtes Highlight für alle an dieser Epoche interessierten Speyerer und ihre Gäste, so erklärte Oberbürgermeister Hansjörg Eger bei der Eröffnung.der Schau. Möglich geworden sei sie dank einer wahrlich opulenten Spende in Höhe von 25.000 Euro, die der Lions-Club Speyer in vielen Einzelinitiativen und Aktionen zusammengetragen hat. Dessen Präsident, Peter Bayer, übergab als letzte Amtshandlung vor dem turnusgemäßen Amtswechsel an der Spitze des Serviceclubs, die die roßzügige Gabe in Form eines ebenso großen, symbolischen Schecks.

Für Egers Vorgänger im Amt, Oberbürgermeister a.D. Werner Schineller, war dieser Tag ein ganz besonderer Grund zur Freude. Wie der passionierte Hobby- und Stadthistoriker gegenüber dem SPEYER-KURIER erklärte, sei es schon lange sein heimlicher Wunsch gewesen, der Geschichte des Reichskammergerichts in Speyer einen herausgehobenen Platz im Erscheinungsbild von Speyer zu geben.

Und so weit oben im Turm sollte dies ja wohl ab sofort auch sichergestellt sein.

Foto: Dck

04.07.2014


Neue Ausstellung im Archäologischen Schaufenster Speyer ab 25.05.2014

Marienheim – ein römisches Gräberfeld mitten in Speyer

Speyer- Zwischen März 2013 und Januar 2014 wurden durch die Landesarchäologie auf dem mitten in Speyer gelegenen Marienheim-Gelände reich ausgestattete römische Gräber ausgegraben. Zu Tage kamen ca. 120 Bestattungen aus dem 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr., darunter vier Steinsarkophage, 48 Körperbestattungen sowie etwa 70 Brandgräber mit reichen Grabbeigaben.

Die Ausgrabungen waren notwendig geworden, da im bislang unbebauten Innenbereich des ehemaligen Marienheims Wohngebäude errichtet werden sollten. Durch eine gute Kommunikation zwischen Investor, Architekturbüro und der Landesarchäologie vor und während der Baumaßnahme war eine fachgerechte Untersuchung der römischen Gräber möglich, ohne dass die Bauarbeiten dadurch verzögert oder behindert wurden.

An der Stelle des heutigen Speyer befand sich in römischer Zeit die Stadt Noviomagus (Neufeld oder Neumarkt), ein regionales Zentrum mit Verwaltungssitz und städtischer Infrastruktur. Die nun entdeckten Bestattungen gehörten einst zu einem großen Gräberfeld, welches sich entlang der nach Süden führenden Ausfallstraße der römischen Stadt hinzog.

Die neuentdeckten Grabfunde beleuchten schlaglichtartig die reiche Kultur der vor fast 2000 Jahren am Rhein siedelnden romanisierten Bevölkerung und bieten damit einen Einblick in den Alltag und die Gedankenwelt der damals hier lebenden Menschen. In den reichen Grabbeigaben spiegeln sich wandelnde Moden und religiöse Vorstellungen ebenso wieder wie die Alltagsbräuche und Gewohnheiten der Einwohner des römischen Speyer.

Ab dem 25.5.2014 werden die Fundstücke aus den Gräbern im Rahmen einer eigens konzipierten Sonderausstellung im Archäologischen Schaufenster Speyer erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei werden nicht nur die aktuellen Grabungsbefunde vorgestellt, sondern auch verschiedene Hintergründe wie antike Bestattungssitten und Jenseitsvorstellungen beleuchtet.

Ein besonderes Highlight stellen die drei großen, speziell für diese Ausstellung angefertigten, Rekonstruktionszeichnungen dar, die den Besuchern ein lebendiges Bild des Gräberfeldes vermitteln.

Begleitet wird die Sonderausstellung durch Vorträge und Veranstaltungen. Aktuelle Termine finden Sie unter www.archaeologie-speyer.de

Bild und Text: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Presse

15.05.2014


Unikat keltischen Kunsthandwerks: Der Achsnagel vom Donnersberg

Neues in der Reihe „Der besondere Fund“ im „Archäologischen Schaufenster in Speyer“

spk./azl. Speyer- „Klein, aber fein“ - so präsentiert sich jetzt das jüngste Exponat in der Reihe der „Besonderen Funde“, die seit einiger Zeit schon in lockerer Folge im „Archäologischen Schaufenster“ in der Speyerer Gilgenstraße gezeigt werden. Derzeit steht ein Achsnagel im Mittelpunkt des Interesses, ein Unikat keltischen Kunsthandwerks,der Anfang der 1970er Jahre von einem Sammler innerhalb des keltischen Stadtareals am Donnersberg gefunden wurde. Wie Dr. Andrea Zeeb-Lanz, zuständige Projektleiterin bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz - Direktion Landesarchäologie in Speyer - jetzt bei der Eröffnung der Ausstellung ausführte, lasse sich dieses Exponat aus Mangel an gleichartigen Exemplaren nicht ganz genau datieren. Er gehöre aber sicher in die Zeit des keltischen Oppidums und damit in das spätere zweite oder in die 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts. v. Chr. Wie die Wissenschaftlerin bei der Vorstellung des Exponats erklärte, könne hier allerdings leider nur eine originalgetreue Kopie gezeigt werden, da das Original nicht mehr zugänglich sei.

Bei dem figürlich verzierten Achsnagel, so Dr. Zeeb-Lanz, handelt es sich um ein ganz besonderes Stück, zu dem es bis heute keinen direkten Vergleich im keltischen Kunsthandwerk gibt. Der Nagel besteht aus drei Teilen: Zentrales Element ist ein eiserner Stift, auf dem oben ein Maskenkopf mit einer Art Halbmondkrone sitzt. Dieser Kopfteil wurde aus Bronze gegossen und dann auf den Eisenstift aufgesetzt; das untere Ende des Achsnagels bildet eine profilierte Bronzehülse. Die Maske des Kopfteils, so die Wissenschaftlerin in ihrer Einführung in die Präsentation, besticht durch ihren starren, geradezu abweisenden Gesichtsausdruck, den die leicht vorgewölbten großen Augen gemeinsam mit den nach oben gezogenen Brauen und den nach unten geschwungenen Mundwinkeln vermitteln. „Solche 'grimmigen' Gesichter waren ein Markenzeichen keltischer Kunst“; erklärte die Wissenschaftlerin - möglicherweise sollten sie gegen böse Kräfte oder vor Unheil schützen.

Nur sehr wenige Exemplare von Achsnägeln mit menschenartigen Köpfen als Bekrönung seien aus der ganzen keltischen Welt bekannt, erklärt Dr. Zeeb-Lanz; jedes dieser Stücke sei ein Unikat. Ebenfalls sehr selten seien mit tierischen Köpfen versehene Achsnägel. Als bekannteste gelten dabei die beiden schönen Exemplare mit Raubvogelköpfen aus dem Oppidum von Manching/Bayern. Aber jeder dieser nur in Einzelstücken vorliegenden Achsnägel müsse noch mindestens ein Gegenstück besessen haben, dienten sie doch zur Sicherung von Rädern auf der Achse eines Wagens. Aus keltischer Zeit seien sowohl zwei- als auch vierrädrige Wagen mit frei drehenden Rädern auf runder Achse bekannt. Nachdem man die Räder auf die Achse geschoben hatte, sei durch ein Loch in der Achse ein Achsnagel gesteckt worden, um zu verhindern, dass die Räder von der Achse rutschen konnten.

Für den normalen Ochsenkarren oder das Gefährt des 'einfachen Mannes' hätten dazu Eisenstifte mit einseitig oder beidseitig umgebogenen oberen Enden ausgereicht. Reich verzierte und aufwändig aus drei Teilen und zwei verschiedenen Metallen hergestellte Achsnägel wie das Exemplar vom Donnersberg seien deshalb sicherlich dem Prunkwagen eines hochgestellten keltischen Kriegers vorbehalten gewesen oder hätten als zweckvolle Zierde des Wagens eines Mannes der herrschenden Elite gedient.

Für den Achsnagel vom Donnersberg, so die Wissenschaftlerin weiter, sei die Montage an der Wagenachse gut rekonstruierbar: Der Eisenstift mit dem bereits aufsitzenden Kopfteil sei durch die Achse geschoben, danach erst die Bronzehülse auf den Fuß aufgeschoben worden. Da diese dicker ist als der Stift, verhinderte sie das Herausrutschen des Nagels aus der Achse. Als zusätzliche Sicherung sei möglicherweise an der Bronzehülse eine kleine Kette angebracht gewesen, die in die rechteckige Halterung unterhalb des Maskenkopfes eingehängt werden konnte und so die Bronzehülse zusätzlich fixierte.

Bei genauerer Untersuchung habe sich gezeigt, dass der Achsnagel eine längere Geschichte hat: Abnutzungen auf der Rückseite und ein recht unsauber angebrachtes, nicht mittig sitzendes Loch in der Halbmondkrone ließen vermuten, dass der Nagel nach seiner Zeit als Halterung eines Rades noch anderen Zwecken gedient haben müsse, bzw. eine zweite Verwendung fand. Die Bronzehülse ist hinten schräg abgeschliffen und zwar so sehr, dass der Eisenkern zum Vorschein kommt. Wie es zu dieser Abnutzung kam, woran der Achsnagel vielleicht mit einem Nagel durch das Kronenloch befestigt war und vor allem, warum dieses Unikat keltischen kunsthandwerklichen Schaffens nicht dauerhaft einen Prunkwagen zierte – all das seien allerdings Fragen, die sich heute kaum noch klären liessen.

Fundort: Das keltische Oppidum auf dem Donnersberg

von Dr. Andrea Zeeb-Lanz, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz - Direktion Landesarchäologie – Speyer

Der jetzt im „Archäologischen Schaufenster“ präsentierte Fund stammt vom Donnersberg in der Nordpfalz, dem höchsten Berg der Pfalz. Auf seinem Plateau befand sich in spätkeltischer Zeit, von ca. 130 v. Chr. bis ca. 60/50 v. Chr. eine befestigte Großsiedlung der Kelten. Diese von Mauern umgebenen Siedlungen der späten Keltenzeit wurden von Caesar in seinem Bericht vom Gallischen Krieg (Commentarii de Bello Gallico) als „Oppida“ (Singular „Oppidum“=Stadt) bezeichnet.

Das Oppidum auf dem Donnersberg, eine der größten dieser „stadtartigen“ Siedlungen nördlich der Alpen, umfasste eine Fläche von ca. 240 ha. Über die internen Baustrukturen und die Siedlungsorganisation ist leider nur wenig bekannt. Man kann aber anhand des Fundbestandes aus dem Oppidum recht gute Vergleiche zu anderen, besser erforschten Oppida wie etwa Manching (Oberbayern) oder Bibracte (Dép. Saône-et-Loire, Frankreich) ziehen.

Die stadtartige Siedlung auf dem Donnersberg war von einer insgesamt 8,5 km langen Mauer umgeben; etwa in der Mitte der Fläche trennte eine Nord-Süd verlaufende Mauer das sog. Westwerk vom Ostwerk. Aufgrund der Fundverteilung und auch der Topographie war wohl nur der östliche Teil des Oppidums, eine Fläche von ca. 140 ha, tatsächlich besiedelt.

Zwei Bäche entspringen auf dem Bergplateau und garantierten mit zahlreichen kleinen Quellteichen die Wasserversorgung des oppidum. Vom in keltischer Zeit unbewaldeten Plateau des Berges aus hatte man einen weiten Blick über Vorderpfalz und Wormsgau und konnte sich annähernde Feinde schon von weitem erkennen. Im Hinterland des Donnersberges waren zahlreiche Bodenschätze wie Kupfer, Eisen sowie Quarz vorhanden, die den Reichtum der Stadt garantierten. All diese Qualitäten machten den Donnersberg zu einem sehr siedlungsgünstigen Standort.

Die Befestigung der Stadt ist recht gut erforscht. Aktuelle Grabungen der letzten Jahre im Rahmen eines EU-Projektes haben wichtige neue Erkenntnisse zur Mauerarchitektur erbracht. Es handelte sich durchgehend um eine Frontmauer mit dahinter liegender breiter Wallrampe aus Erde und Steinen. Innerhalb des Walles sind die Reste der Mauern bis heute sehr gut konserviert. Die Stadtmauer gehörte zum keltischen Bautyp „Pfostenschlitzmauer“: In Abständen von 2 bis 3 m standen mächtige Eichenpfosten in der Mauerfront, die nach hinten durch Querpfosten und in der Front durch waagerechte Längsbalken stabilisiert wurden. Dieses Holzgerüst garantierte die Standfestigkeit der ohne Mörtel trocken aufgeschichteten Steinsegmente zwischen den Frontpfosten. Vier Toranlagen, sog. „Zangentore“ mit langen Torwangen bildeten die Eingänge in das Stadtareal. Diese auf dem Donnersberg mit einem Torhaus über dem mächtigen Holztor versehenen Eingänge waren beeindruckende und wehrhafte Konstruktionen. Das Südosttor der Siedlung wurde 2011 archäologisch untersucht; die Ergebnisse der Grabung ermöglichen die Rekonstruktion eines solchen Zangentores vom keltischen Donnersberg.

Das Fundspektrum aus dem Oppidum – u.a. Eisenwerkzeuge, Bronzegegenstände, Schmuck und Münzen belegen die weitreichenden Fernkontakte der Stadt und reihen sie unter die bedeutenden Oppida der späten Keltenzeit nördlich der Alpen ein; Münzstempel zeigen, dass die Donnersberg-Kelten eigenes Geld prägten. Es entsteht das Bild einer wirtschaftlich potenten, als zentraler Marktort und Umschlagplatz fungierenden Großsiedlung mit Zentralmacht über ihr Umland. Warum das Oppidum auf dem Donnersberg um spätestens ca. 50 v. Chr. kampflos aufgegeben wurde, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Foto: gc; Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

20.04.2014


Kunstausstellung im Bürgerhospital Speyer

Am Donnerstag den 03.04.2014 ist es soweit. Die über die Landesgrenzen hinaus bekannte Künstlerin Katja Mohr, eröffnet um 11.00 Uhr Ihre seit Monaten vorbereitete Kunstausstellung.

Das Thema: Vom Alter in die Moderne

Pastellmalerei vom Mittelalter bis heute und das Thema Konstruktionismus. Eine Kunstrichtung der sich Dali und MIro gewidmet haben und die erst über Domann Konstruktionismus in Deutschland bekannt geworden ist.

Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien. Insbesondere Harze und Farben.

Gezeigt werden Exponate aus der Tierwelt, hier bevorzugt Pferde und Hundeportraits.

Sowie Pastelle zu anderen Themenbereichen.

Der Ort. Das Diakonissen Seniorenstift in Speyer. Auf die Frage: “Frau Mohr, warum die Ausstellung gerade in einem Seniorenstift?” “ Nennen Sie mir einen Grund, warum die Jugend sonst in eine Einrichtung für Rentner kommen sollte.” Und lächelt dabei verschmitzt.

Katja Mohr möchte eine Verbindung schaffen, zwischen den älteren Menschen, die Ihren Lebensmittelpunkt in ein Seniorenstift verlegt haben und der Jugend, die sich für das Thema Kunst interessiert.

Zur Eröffnung sind alle Kunstliebhaber herzlichst eingeladen.

Parkplätze sind am Haus.

Neben den geladenen Gästen und Freunden, sind hiermit Alle kunstinteressierten Menschen herzlichst eingeladen in den Mausbergweg 110 zu kommen.

Eröffnung um 11.00 Uhr

Diakonissen Seniorenstift

Bürgerhospital Speyer

Mausbergweg 110

01.04.2014


Kunstverein Speyer stellt 72 „Betrachtungen zum Thema Wein“ in einer Ausstellung vor

cr. Speyer- 72 „Fotografische Betrachtungen zum Thema Wein – Fotografien von Makro bis Panorama““, „geschossen“ von 15 Mitgliedern der rührigen „Fotogruppe Speyer e.V.“ - sie werden ab Sonntag, dem 30. März bis zum 04. Mai 2014 in den Räumen des „Kunstvereins Speyer“ im „Kulturhof Flachsgasse“ gezeigt.

Die Speyerer Fotokünstler haben sich in Vorbereitung auf das „Weinforum der Pfalz“ - „Wein am Dom“ am 5. und 6. April 2014 – siehe dazu den Beitrag im SPEYER-KURIER vom 27. März - dem „Thema Wein“ auf höchst unterschiedliche Weise anzunähern versucht. Wie der Vorsitzende der „Fotogruppe Speyer e.V.“, Karl-Michael Frenzel bei der Pressevorstellung des Projektes erläuterte, haben seine Hobby-Kolleginnen und Kollegen dabei Weinberge in den unterschiedlichen Vegetationsperioden besucht, haben dabei „tierische Besucher“ der Reben aufgespürt und sind in die Weinkeller - die „Geburtsstätten“ der köstlichen Tropfen – hinabgestiegen.

In kontraststarken schwarz-weiss-Fotos präsentieren sie dabei holzschnittartige, mitunter auch verfremdete Bilder ebenso wie Farbbilder, die unter Ausnutzung sich wandelnder Lichtstimmungen und mit Hilfe der sich bietenden vielfältigen Farbnuancierungen zu überraschenden Schnappschüssen gelangt sind – viele bezaubernde Motive, die allesamt in einer Auflage von je zehn Exemplaren reproduziert wurden und während der Ausstellungsdauer zum Kauf angeboten werden.

Wie die Kuratorin der Ausstellung, Eva-Maria Urban, mitteilte, bietet der Kunstverein als ganz besondere Überraschung zwei exklusive Postkartenserien mit je fünf Karten an – eine unter dem Titel „Riesling“, die andere unter dem Namen der Rebsorte „Regent“. Die Sets, von denen je 500 Exemplare hergestellt wurden, können in der Ausstellung zum Preis von 4,90 Euro erworben werden.

Zur Eröffnung der Schau am Sonntag, dem 30. März um 11.00 Uhr -Achtung: Sommerzeit! - wird in den Ausstellungsräumen neben der Speyerer Kulturdezernentin, Bürgermeisterin Monika Kabs und der Kuratorin der Ausstellung, Eva-Maria Urban, auch Doris Mäurer als Sprecherin der „Vinissima – Frauen und Wein e.V - Regionalgruppe Pfalz“ zu Wort kommen. Die Einführung in die Ausstellung nimmt Andreas Klehmann von der Fotogruppe Speyer e.V. vor – die musikalische Umrahmung besorgt der Speyerer Gitarrist Norbert Stein. Foto: gc

29.03.2014


Rede von Frau Nina Dunkmann, Kunsthistorikerin M.A. - Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Eger, sehr geehrter Herr Dudenhöffer und lieber Peter Tedden, liebe Künstlerinnen und Künstler!

Es ist mit Transformation, Irritation und Emotion zu rechnen. Der Kunstverein Speyer und die Galerie Tedden präsentieren gefährliche Kunst im besten Sinne. Vermutlich ist es die Suche nach Abbildern der Realität, die Peter Tedden dazu verleitet, immer wieder figurative Positionen für seine Gruppenschauen zu wählen. Die Abbilder sind oft drastisch, manchmal hintergründig und stets mit einer guten Portion Ironie gewürzt. Vielleicht im Sinne eines „ironischen Realismus“, wie ihn Adolf H. Kerkhoff den Kunstschaffenden Dieter Krieg, Axel Brandt, Cornelius Völker und Andrea Bender attestiert hat. Die Ironie dient als dritter Weg zwischen Überhöhung und Verdammung von Realität.[1]

Das sind vorlaute Bilder, solche, die man schwer übersehen kann.

In den ansprechenden Räumen der Städtischen Galerie Speyer und des Kunstvereins Speyer präsentiert die Galerie Peter Tedden 27 zeitgenössische Positionen. Der Fokus liegt auf Malerei, aber auch Plastik, Skulptur, Installation und Fotografie gehören dazu.

Peter Tedden ist immer nah am Puls der Zeit. Mit Sitz der Galerie im Zentrum Düsseldorfs ist der Galerist sehr interessiert an den Entwicklungen der dortigen Kunstakademie. So fördert er speziell junge Absolventen aus Düsseldorf, aber auch aus Münster und von anderen deutschen Akademien. Das waren in Düsseldorf zum Beispiel die Meisterschüler von Richter, Lüpertz, Krieg und Immendorff.

Die Ausstellung spiegelt die Entwicklungen an den deutschen Akademien. Die Studien beeinflussten das malerische Erfassen der Ding- und Situationsrealität der hier vorgestellten Künstler.[2]

Renate Puvogel hat mal gesagt: „Wenn es ein Indiz gibt, an dem man Studenten des Düsseldorfer Akademieprofessors Dieter Krieg erkennen kann, dann ist es die Absage an jegliche pedantische Akribie, [...] zu Gunsten einer frech daherkommenden teilweise rüden, immer aber freien, großzügigen Malweise.“[3] Und die großzügige Geste in der Malerei und im Dreidimensionalen eint die Arbeiten dieser Jubiläumsschau genauso wie ihre selbstbewusste Unverfälschtheit. Gezeigt werden Künstler, die mehrheitlich in Nordrhein-Westfalen leben und arbeiten. Ebensolche Talente, die Peter Tedden oft schon seit ihrer Studienzeit begleitet und fördert. Zahlreiche Einzelausstellungen über Jahre ließen Verbindungen entstehen.

Peter Tedden ist ein Kind des Ruhrgebiets und es sollte ein Weilchen dauern, bis der studierte Rechtswissenschaftler den Schritt geht, sich den Traum zu verwirklichen die eigene Galerie zu eröffnen. 1992 erfolgte der Schritt in die Selbständigkeit als Partner von Heinrich zu Hohenlohe im Art-Consulting Hohenlohe/Tedden in Düsseldorf. 1993 ging dies über in die Kunsthandlung und Art-Consulting Tedden. Schon dort vor 20 Jahren widmete sich die erste Ausstellung der Malerei des Realismus. Ab 1998 gibt es dann die Galerie Peter Tedden wie wir sie heute kennen. In der ersten Gruppenausstellung 1999 mit dem tollen Titel: auf den Hund gekommen stellten bereits Sybille Kroos und Andrea Bender mit aus. Auch Peter Rusam hatte in diesem Jahr schon seine erste Einzelausstellung. Sein Handwerk übt Peter Tedden nun über 20 Jahre mit großer Sicherheit und Kennerschaft aus. Auch das feiern wir heute!

Es sind Werke, die fernab der Galeristentätigkeit auch den Sammler Tedden faszinieren und sich in seinem Privatbesitz wiederfinden.

Auch hier in Speyer sind eine Großzahl der Vorgestellten keine Unbekannten

2011 zeigte die beeindruckende Schau After the Goldrush im Museum Speyer auch in bewährter Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Speyer realistische Malerei des 21. Jahrhunderts aus Düsseldorf und Leipzig. In diesem Zusammenhang stellten hier bereits Andrea Bender, Axel Brandt, Cordula Güdemann, Sibylle Kroos, Claudia Rößger, Peter Rusam, Jan Schüler, und Cornelius Völker aus. Natürlich hat auch schon damals Peter Tedden sie nach Speyer gebracht.

Weitere Gemeinsamkeiten der hier gezeigten Positionen sind die Verweigerung von Perfektion sowie die Freude an Zufällen, Störungen, Ausbrüchen und Täuschungen. Die Malerei wird gleichzeitig als Experiment und Meisterdisziplin betrachtet. Manchmal besteht die Ausreizung dieses Spektrums in der Provokation. Immer jedoch ist dieses Kunstschaffen sehr lebendig und selbstkritisch.

Gleich zu Anfang schon die unmissverständliche Abrechnung: Beuysland ist abgebrannt betitelt die Arbeit von Dieter Marschall diese Ausstellung

Bei Beuys hat Dieter Marschall nicht mehr studiert, aber beim schillernden Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie Markus Lüpertz. Und die Riege der alles überschattenden Kunst- und Malerfürsten ist in der ehrbaren Institution natürlich omnipräsent. In großer Aufbruchsstimmung schuf ein weiterer großer Düsseldorfer, Jörg Immendorff, 1965 das Gemälde Beuysland. Das nimmt Marschall auf, vielleicht auch mit der leisen Wehmut des Vergangenen und stellt die Frage: Wie viel Beuysland fehlt uns heute? Den „Nachgeborenen“ bleibt kein Grund zur Trauer: Beuysland ist vielleicht vergangen, die Düsseldorfer Kunstszene lebt immer noch. Mit frischen, manchmal sogar frechen Positionen, die sich von gestrigen Größen vielleicht inspirieren aber bestimmt nicht einschüchtern lassen.

Cornelius Völker, Cordula Güdemann, Axel Brandt, Peter Rusam und Andrea Bender haben alle bei Dieter Krieg in Düsseldorf studiert. Ihre Sujets tendieren zwischen Karikatur und Überspitzung. Es sind hintergründige Angriffe auf unsere Erfahrungswelten und Sehgewohnheiten. Immer ersichtlich ist die Auseinandersetzung mit dem Prozess der Malerei und ihren Möglichkeiten.

Peter Tedden war einer der Ersten, der Andrea Bender zeigte, 1998 noch als Studentin. Sie war dann aber auch eine der ersten in der Galerie Tedden. Andrea Bender liebt die große Geste, das Arbeiten in ausladenden Formaten.

Mit ihrem Beitrag zu dieser Ausstellung nimmt sie uns mit in einen unterirdischen Ort: Hölle in nahezu bühnenhafter Situation. Da taucht aus der rosigen, stark vom Duktus bestimmten Farbschicht Saturn auf, der gerade seinen Sohn verschlingt – ganz offensichtlich ein Zitat von Rubens’ Version 1636.

Auch an Hieronymus Bosch und Edvard Munch denkt man angesichts dieses Horrorszenarios. Als gute Beobachterin kennt Andrea Bender sich aus in Geschichte, Kunstgeschichte und der Realität. Ein Vater, der seine eigenen Kinder verschlingt – das sind die Grausamkeiten und Abgründe, in welche Andrea Bender uns in ihren Bildwelten einführt: oft bitterböse und düster verstörend, manchmal aber auch in weit humoristischerem, unschuldigem Gewand. Da ist Vorsicht geboten!

Auch Hans Niehus fängt meisterlich den Zeitgeist ein, schafft Konnotationen und setzt mit neuen Sinnverbindungen scharfe und ironische Statements.

Robert Haiss und Jan Schüler haben in Düsseldorf bei Fritz Schwegler studiert. Die von ihnen festgehaltenen Augenblicke und Stimmungen scheinen in eine Überzeitlichkeit enthoben. Sybille Kroos kreiert mit reicher Farbpalette Bilder von enormer Präsenz. Hans-Jürgen Söffkers Maschinen bieten als komplizierte Kartondrucke einen hohen Wiedererkennungswert. Die Malerei von Claudia Rößger, Simone Rudolph und Julia Theuring erscheint fast märchenhaft verwunschen. Auch den Straßenzügen von Sarah Zagefka haftet Nostalgie an. Johannes Kithil studiert zurzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie als Meisterschüler bei Siegfried Anzinger. Seine figürlichen Details sind stark von der Linie her definiert. Die Landschaften von Klaus Geigle, ehemals Meisterschüler von Udo Scheel in Münster, tragen stets ein Geheimnis und provozieren das Unvorhergesehene.

Auch die Skulpturen betreiben ein Spiel mit unserer Wahrnehmung und vollziehen erstaunliche Transformationen. Beate Höing und Hyun-Gyoung Kim setzen sich auf ganz unterschiedliche Weise mit der Tierwelt auseinander.

Auch ich durfte dank Herrn Tedden schon einige dieser Künstler in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen begrüßen 2012 zur Gruppenausstellung At Home (Arztmann, Kim, Lang, Marschall, Söffker). Silke Brösskamp und Kirsten Krüger verunsichern den Betrachter mit Trugbildern der Realität. Monika Lang, Susanne Schmidt und Julia Arztmann spielen mit der Verfremdung von Objekt und Material. Thomas Putze und Andreas Welzenbach schaffen Holzskulpturen direkt aus dem Block heraus und überraschen stets durch höchst treffende Psychologisierungen. Ich bin schon sehr gespannt, und ich glaube, da spreche ich für uns alle, auf die gleich folgende Performance von Thomas Putze

Die Reihe beschließt Kay Kaul. Er beherrscht sein Werkzeug, die Kamera und all die digitalen Gestaltungsmöglichkeiten und Spielereien. Wie Kirsten Krüger war auch Kaul Meisterschüler bei Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie. Die ausgestellte Fotografie stammt aus einer Trilogie von Interieurs.

Es sind Rundumfotos von Orten der Kunst: Künstlerateliers, Galerien und Sammler-Wohnungen. In einem Langzeitprojekt begleitet Kaul die Kunst vom Entstehen über die Veräußerung bis zum Aufgehen im privaten Haushalt.

Er scheint uns Einblicke in Privates zu zeigen, durch die Perspektive bleibt offenbar nichts im Verborgenen. Natürlich sind das Reflexionen über die Möglichkeiten von Bild und Fotografie. Ausgehend von den Kunstwerken lenkt er das Interesse ebenfalls auf die Räumlichkeiten, die im allgemeinen Kunstgenuss oft untergehen, weist auf den Mittler zwischen Kunstproduktion und Kunstbesitz, auf den Aussteller: Die Galerie – nicht irgendeine, sondern die Düsseldorfer Galerie von Peter Tedden. Kay Kaul macht die räumlich überschaubare Galerie Tedden riesengroß, öffnet sie in die Welt. Und genauso scheint es ja auch zu sein, wie wir heute erleben können und nach allem was sie in über 20 Jahren hervorgebracht hat.

Mir bleibt die Gratulation!

Ich danke herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!

Nina Dunkmann M.A.

LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

[1] Vgl. Kerkhoff in der Rede zur Ausstellungseröffnung Ironischer Realismus in der Galerie Tedden, Düsseldorf 2005.

[2] Vgl. Ankündigung zur Ausstellung Verstehen braucht Kontext II. Bilder der Sammlung Tedden im Malkasten, Düsseldorf 2006.

[3] Puvogel, Renate: Wenn zwei dasselbe tun..., in: Cornelius Völker. Ausstellungskatalog Kunsthalle Lingen. Hrsg. von Heiner Schepers, Lingen 2004.

18.12.2013


Speyer ein großartiger Nährboden für das Gedeihen der Künste

29. „Schulpreis für Bildende Kunst" in der Kundenhalle der Sparkasse Vorderpfalz eröffnet

cr. Speyer. 120 Schülerarbeiten – darunter 80 Gemälde und Zeichnungen sowie 40 aus den Bereichen Werken und Textiles Gestalten – es war wieder eine höchst überzeugende Ausbeute, die jetzt die Jury für den „Schulpreis für Bildende Kunst 2013“ für die immerhin schon 29. Ausstellung in der Speyerer Kundenhalle der neu formierten Sparkasse Vorderpfalz auswählen konnte. Bei der Eröffnung der Ausstellung, die musikalisch durch das Orchester des Gymnasiums am Kaiserdom unter der Leitung von Thomas Kuhn umrahmt wurde, lobte der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Vorderpfalz. Uwe Geske, die sich in den Arbeiten Ausdruck verschaffende hohe Kreativität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auch in diesem Jahr wieder mit ansehnlichenen Geldpreisen gewürdigt worden sei.

Lesen Sie die Laudatio von Uwe Geske im Wortlautim SPEYER-KURIER

Bildende Kunst, Musik und Theater – alles am gleichen Tag erlebt - Speyer sei offensichtlich ein guter Nährboden ür die Künste. Das erklärte dann auch Bürgermeisterin Monika Kabs, die zu der Eröffnung der Ausstellung in der Sparkassen-Hauptstelle am Speyerer Willy-Brandt-Platz direkt von einer Auszeichnung des Speyerer Kinder- und Jugendtheaters in Mainz angereist war. Doch ohne Unterstützung durch wohlmeinende Förderer, so Kabs, sei diese Arbeit nicht leistbar. Sie hoffe deshalb, dass die Sparkasse Vorderpfalz diesen Schülerpreis auch über das 30. Jahr seines Bestehens hinaus untertützen werde. Den Lehrkräften der beteiligten Schulen dankte die Bürgermeisterin auch ihrerseits ganz ausdrücklich für ihr pädagogischen Bemühungen, die nachwachsnede Generation an die Bildende Kunst heranzuführen

Das anwesende Publikum forderte sie schließlich dazu auf, die Möglichkeit der Wahl „ihres Fvoriten“ unter den auisgestellten Arbeiten zu nutzen und fleissig für den Publikumspreiszu votieren..

Dazu haben die Besucherinnen und Besucher der Kundenhalle der Sparkasse Vorderpfalz in Speyer noch bis zum 14. Janar 2014 während der Geschäftszeiten der Bank reichlich Gelegenheit.

Teilnehmende Schulen bei der Ausstellung „Schulpreis für Bildende Kunst 2013“ sind

die Realschulen plus

  • Burgfeldschule Speyer
  • Dudenhofen-Römerberg

  • Nikolaus-von-Weis-Schule Speyer

  • Siedlungsshule Speyer

 

die Realschule

der Edith-Stein-Schule Speyer

Integrierte Fesamtschule und Realschule plus

Georg-Griedrich-Kolb Speyer

Gymnasien

Edith-Stein-Gymnasium Speyer

Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium Speyer

Gymnasium am Kaiserdom Speyer

Hans-Purrmann-Gymansium Speyer

Nikolaus-von-Weis-Gymnasium

08.12.2013


Laudatio von Uwe Geske

Sehr geehrter Frau Bürgermeisterin Monika Kabs,

sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, Freunde und - last but not least – liebe Schülerinnen und Schüler oder treffender formuliert - liebe Künstlerinnen und Künstler.

Nach der musikalischen Begrüßung durch das Orchester des Gymnasiums am Kaiserdom Speyer unter der Leitung von Thomas Kuhn heiße ich Sie alle recht herzlich in unserem Haus willkommen. Ich freue mich, dass Sie heute Abend zu uns gekommen sind.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es war und ist stets bereichernd, im Rahmen des Schulpreises ein Kaleidoskop des Schaffens von Schülerinnen und Schülern aus Schulen in Speyer und dem südlichen Rhein-Pfalz-Kreis kennenzulernen. Die in der Ausstellung gezeigten Werke zeugen von Talent und Geschick, von Phantasie und den schier unendlichen Möglichkeiten, mit verschiedenen Materialien und Kunstformen umzugehen. Das nötigt dem Betrachter Respekt ab und fordert zu Reaktionen heraus: Zustimmung, kritische Auseinandersetzung, Debatte oder Nachdenken. Ein Prozess, der Künstler und Publikum in Beziehung setzt – sie einander nahe bringt.

Die zentrale Ausstellung „Schulpreise Bildende Kunst“ ist eine der wenigen Veranstaltungen, bei der es in Wirklichkeit nur Sieger gibt. Denn: Alle Schülerinnen und Schüler, die hier ausstellen sind Sieger. Und deshalb sage ich vorab schon herzlichen Glückwunsch allen, die auf Schulebene gesiegt haben und heute ihre Arbeiten bei uns in der Sparkasse ausstellen.

Es freut mich sehr, dass Sie, verehrte Frau Bürgermeisterin Kabs, sich heute – trotz der vielen vorweihnachtlichen Termine – Zeit für diese Ausstellungseröffnung genommen haben. Ich denke, dies zeigt, welch hohen Stellenwert auch Sie persönlich dem Schulpreis der Sparkasse Vorderpfalz beimessen. Ihr Besuch ist sicher aber auch eine Anerkennung für die hervorragenden Schülerarbeiten, die heute präsentiert werden. Seien Sie herzlich willkommen.

Ebenso freue ich mich über die Anwesenheit einer Vielzahl von Schulleitern, Beigeordneten, Bürgermeistern sowie Persönlichkeiten aus Kommunalpolitik und Wirtschaft und natürlich freue ich mich ganz besonders über Ihrer aller Anwesenheit, meine sehr geehrten Damen und Herren, geben Sie doch dieser Ausstellung den Rahmen, den sie verdient.

Auch die Vertreter der örtlichen Presse heiße ich sehr herzlich willkommen. Ich hoffe, dass Dank Ihrer Berichterstattung die Ausstellung – wie immer in den letzten Jahren - viele Besucher haben wird. Zeit dafür ist ausreichend vorhanden, denn die Exponate der Schüler sind bis zum 14. Januar 2014 hier in der Sparkasse Speyer zu sehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, in einer zunehmend technisierten, konsum- und leistungsorientierten Welt, bedeutet schöpferisches Tun für Kinder und Jugendliche, einerseits ein heilsames Eintauchen in die Welt der Phantasie und Vision, andererseits eine aktive Auseinandersetzung mit Inhalten, Ideen, Materialien und Werkzeugen.

Ihr, liebe Preisträger, kennt die Freude und die Kraft, die von einer hervorragenden Leistung und einem Erfolg ausgeht. Ihr könnt auf den errungenen Preis stolz sein. Dass Ihr eine herausragende künstlerische Leistung erbringen konntet, verdankt Ihr zuerst einer großen persönlichen Anstrengung. Aber zu diesem Erfolg haben auch andere – nämlich Eltern, Lehrer und so hoffen wir auch die Sparkasse mit ihrem Wettbewerb „Schulpreise für Bildende Kunst“ - viel beigetragen.

Kunst und Kultur findet meines Erachtens nicht von uns entfernt, sondern nah, unmittelbar vor unseren Augen statt.

  • In unseren Schulen, deren Schulleiter und Lehrkräfte das Potential ihrer Schülerinnen und Schüler erkennen und aktivieren und

  • im Elternhaus, wo man sich bemüht, bei den Kindern und Jugendlichen die Liebe zur Kunst und zur Musik zu wecken und die Sprösslinge möglichst schon in jungen Jahren zu Konzerten, Ausstellungen und in das Theater mitnimmt.

Kunst findet aber auch in Vereinen, Jugendorganisationen und heute Abend in der Sparkasse statt quasi in unserem ganz alltäglichen Leben. Deshalb: Den Eltern und den Lehrerinnen und Lehrern „vor Ort“ in den Schulen gilt ebenso ein herzliches Dankeschön. Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie dieses Projekt mit großem Einsatz, Verantwortungsgefühl und Idealismus vorbereitet, begleitet und betreut haben, damit der „Schulpreis für Bildende Kunst“ kein harter Wettkampf, sondern ein fairer Wettbewerb ist und bleibt. Dass wir uns heute wieder so viele und zahlreiche gute Schülerarbeiten anschauen können, zeigt den Erfolg Ihres Einsatzes.

Die Zahl der in diesem Jahr ausgestellten Schülerarbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Werken und Textiles Gestalten betragen rund 120 - davon entfallen 80 Arbeiten auf Zeichnungen und Gemälde sowie etwa 40 Arbeiten auf den Bereich Werken und Textiles Gestalten. Auch in diesem Jahr sind, neben einer Vielzahl von Einzelarbeiten wieder einige Gruppenarbeiten zu sehen.

Gestatten Sie mir abschließend – wie jedes Jahr - noch einige Worte zur Vergabe der Schulpreise. Die Schulpreise werden jährlich von jeder Schule am Ende des Schuljahres vergeben. Jede Schule kann hierbei die Preise nach eigenem Ermessen staffeln. Die von der Sparkasse zur Verfügung gestellte Summe beträgt:

  • für jede Haupt- und Realschule 300 Euro,
  • für jedes Gymnasium 450 Euro.

Darüber hinaus erhält, für die Abgeltung der Materialkosten, jede der teilnehmenden Schulen einen Einheitszuschuss von 50 Euro von der Sparkasse.

Ich danke allen Beteiligten herzlich für ihre Bereitschaft hier in der Sparkasse auszustellen sowie für ihren hohen persönlichen Einsatz. Euch, liebe Schülerinnen und Schüler, sowie allen Kunsterziehern und Schulleitern gratuliere ich zur erfolgreichen Arbeit und beglückwünsche alle Preisträger zur Verleihung des „Schulpreises für Bildende Kunst“.

Auch, wenn nur einige wenige Schülerinnen und Schüler die Auszeichnung für den „Schulpreis“ bekommen können, so hoffe und wünsche ich, dass alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler für ihr Engagement etwas bekommen haben: nämlich die intensive Nähe zur Kunst und Freude an gemeinsamer schöpferischer Arbeit. Und noch etwas: es kostet auch Mut, sich hier mit den persönlichen Arbeiten öffentlich zu präsentieren und sich der Diskussion der Ausstellungsbesucher zu stellen. Die meisten von Euch haben diesen Schritt in die Öffentlichkeit zum ersten Mal gewagt. Das verdient besondere Anerkennung: Macht weiter so!

Ich lade euch alle daher herzlich ein, euch auch im kommenden Jahr an unserem Wettbewerb zu beteiligen. Zeigt uns, wozu die „junge Generation“ fähig ist. Lasst uns teilhaben an euren frischen Ideen, eurer Kreativität und neuen Gedanken. Macht auch im kommenden Jahr mit. Es lohnt sich für uns alle.

Dass sich ein Rundgang durch die Ausstellung lohnen wird, davon können Sie sich, meine sehr geehrten Damen und Herren, gleich anschließend überzeugen. Und Sie können dies auch den Schülerinnen und Schülern mitteilen, indem Sie bei der Wertung zum Publikumspreis mitmachen. Jeder Besucher der Ausstellung kann mit einer Stimmkarte, die am Eingang hier ausliegt, während der Ausstellungsdauer die 5 "besten" Bilder / Objekte auswählen und auf der Stimmkarte markieren - hierzu haben wir alle ausgestellten Exponate fortlaufend nummeriert. Die Stimmkarten werden von uns gesammelt und am Ende der Ausstellung ausgewertet. Anschließend erfolgt die Preisübergabe mit attraktiven Geldpreisen für die fünf Gewinner. Nutzen Sie deshalb heute Abend die Gelegenheit und stimmen Sie ab, wer die Publikumspreise gewinnen soll. Ihre Stimmkarte können Sie in die Lostrommel am Eingang einwerfen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, unser Haus, die Sparkasse Vorderpfalz, hat es hier und heute Abend mit jungen Talenten zu tun, die es verdienen, unterstützt und gefördert zu werden. Allein den Wettbewerb "Schulpreis für Bildende Kunst" haben wir auch in diesem Jahr wieder mit über 5.000 Euro unterstützt. Seit Einführung des Schulpreises wurden damit über 145.000 Euro, zur Verfügung gestellt. Dies wird auch in den nächsten Jahren so sein und mit diesem positiven Ausblick darf ich nun das Wort an Frau Bürgermeisterin Kabs weitergeben. Frau Kabs, wir freuen uns auf Ihre Grußworte.

08.12.2013


Mittelalterliche „Schlittschuhe“ aus Pferdeknochen vorgestellt

„Archäologisches Schaufenster“ eröffnet neue Ausstellungsreihe „Der besondere Fund“

cr.Speyer- Rechtzeitig zum Beginn der kalten Jahreszeit, wenn auch in der Rheinebene die stehenden Wasser- sich wieder in blitzende Eisflächen verwandeln, hat jetzt das „Archäologische Schaufenster“ in der Speyerer Gilgenstraße - das „Aushängeschild“ der „Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz - Direktion Landesarchäologie - Außenstelle Speyer“ - der Öffentlichkeit seine neue Ausstellungsreihe vorgestellt. „Der besondere Fund“, so haben die Archäologen diese neu Reihe überschrieben, die sie jetzt mit der Präsentation mittelalterlicher Knochen-Schlittschuhe eröffneten, die bei Grabungen bei Böhl-Iggelheim gefunden wurden.

Gleichzeitg stellte sich bei dieser Gelegenheit auch der neue Leiter der Speyerer Außenstelle, Dr. Ulrich Himmelmann, der Öffentlichkeit vor, der, nach sechsmonatiger Vakanz in der Leitung des Amtes, zum Monatsanfang die Nachfolge des im Mai in den Ruhestand gewechselten, höchst verdienstvollen langjährigen Leiters der Einrichtung, Dr. Helmut Bernhard, angetreten hat. Die offizielle Amtseinführung des aus Heidelberg stammenden Archäologen, der mit der Speyerer Einrichtung schon aus seiner Studienzeit verbunden ist, als er im Rahmen von Praktika u.a. bei den Ausgrabungen einer Siedlung aus der Römerzeit auf dem Gebiet des heutigen Eisenberg mitarbeitete, wird zu einem späteren Zeitpunkt durch den Leiter der „Generaldirektion Kulturelles Erbe“, Generaldirektor Thomas Metz, vorgenommen.

In einer eigenen Glasvitrine sind im „Archäologischen Schaufenster“ jetzt die aus den Mittelhandknochen von Pferden „geschnitzten“ Schlittschuhe ausgestellt, mit denen sich wohl schon in der Bronzezeit vor rund 4.000 Jahren die Menschen mit Hilfe eines mit einer scharfen Spitze versehenen langen Schiebestocks vorwärts bewegten. Nachteil – so der Experte Dr. Fabian Haack, der die Exponate bei Ausgrabungen von 15 Grubenhäusern bei Böhl-Iggenheim sicherte – man konnte im Unterschied zu „modernen“, geschliffenen Schlittschuhen, keine Kurven oder Ausweichbewegungen fahren. Auch die Art der Befestigung der „Gleiter“ an den Schuhen ist noch immer unklar, da auch bei gleichgelagerten Funden in Norddeutschland keine Möglichkeiten zu ihrer Befestigung an Schuhen ausgemacht werden konnten.

Da könnte ein Video durchaus erhellend sein, das der TV-Privatsender „Pro 7“ für sein „Wissensmagazin Galileo“ produziert und am 25.10.2006 gesendet hat und in dem die an den Universitäten Bremen bzw. Sofia/Bulgarien tätigen Kollegen von Dr. Fabian Haack, Hans Christian Küchelmann and Petar Zidarovin einer informativen und durchaus amüsanten Art die Herstellung und Verwendung solcher „Knochenschlittschuhe“ nachempfunden haben. Näheres auch unter www.knochenarbeit.de

Eine zwar ganz kleine, aber dennoch sehr interessante und hoch informative Austellung, mit der das „Archäologische Schaufenster“ den Blick der Besucher in in eine längst vergangene Zeit öffnet.

Die nächste, größere Präsentation haben die Verantwortlichen des „Archäologischen Schaufensters“ übrigens für Mai angekündigt . Dann werden ausgewählte Exponate der auf der Baustelle „Altes Marienheim“ in der Speyerer Ludwigsstraße gefundenern bislang mehr als 70 Gräber aus der Speyerer römischen Epoche präsentiert – darunter auch ein mehr als zwei Tonnen schwerer Stein-Sarkophag, über dessen Bergung der SPEYER-KURIER berichtet hatte. Foto: gc

04.12.2013


„Wertschätzung für den Maler, Bildhauer und sehr guten Freund“

Repräsentative Ausstellung zur Erinnerung an Georg Günther Zeuner im Alten Stadtsaal eröffnet

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Er war über viele Jahrzehnte hinweg eine feste Institution in der Kunstszene von Speyer und weit darüber hinaus - der 2011 verstorbene, hoch angesehene Maler und Bildhauer Georg Günther Zeuner. Zahllose seiner heute in privatem wie öffentlichem Kunstbesitz befindlichen Arbeiten geben beredtes Zeugnis seines unermüdlichen Schaffens und seiner großartigen Kunst. Aus Anlass des bevorstehenden 90. Geburtstages des Künstlers am 31. Oktober 2013 zeigt die Stadt Speyer jetzt in einer breit angelegten Ausstellung im Alten Stadtsaal in der Chronologie ihrer Entstehung rund 60 seiner Gemälde und Zeichnungen – dazu aber auch Modelle einiger seiner großdimensionierten plastischen Arbeiten sowie eine fotografische Auswahl seiner bedeutenden Gestaltungen sakraler Bauten – alles in <allem eine repräsenatative Schau, die noch bis zum 3. November, jeweils von donnerstags bis sonntags, von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet ist.

Noch etwas gezeichnet vom „Jet lag“ begrüßte Oberbürgermeister Hansjörg Eger – gerade erst seit wenigen Stunden zurück von seiner Reise zur Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung mit der chinesischen Stadt Ningde – die zahlreichen Gäste, die zu diesem Anlass in den Alten Stadtsaal gekommen waren – Mitglieder der Familie von Günther Zeuner, vor allem aber auch die zahllosen Freunde des Künstlers und seiner außergewöhnlichen Kunst. Die Stadt wolle mit dieser Ausstellung ihrer „Wertschätzung für den Maler, Bildhauer und sehr guten Freund“ Ausdruck verleihen, der sich im Jahr 1949 nach langem Kriegseinsatz dazu entschlossen habe, seine zukünftige Inspiration in Speyer und in der Pfalz zu suchen. Während seines Studiums an der renommierten Kunstakademie seiner Geburtsstadt Dresden habe sich Zeuner eigentlich dafür entschieden gehabt, sich ganz der Plastik, der Bildhauerei zu widmen, berichtete Eger. In Speyer aber hätten sich die Interessen des Künstlers rasch auch auf andere Formen der bildnerischen Darstellung erweitert. So schmückten seine Monumenalbilder und zahlreiche Plastiken heute Kirchen in ganz Deutschland – unter anderem auch das bedeutsame Bronzekreuz im Westchor des romanischen Mainzer Domes. Aber auch in Speyer habe Zeuner zahlreiche Spuren seiner plastischen Kunst im öffentlichen Raum hinterlassen, so „die Woge“ an der Speyerbachmündung am Rheinufer oder das Denkmal „Hol über“ im Domgarten. Mit Blick auf Zeuners malerisches Oeuvre stellte Eger fest, dass seine Arbeiten mit zunehmendem Alter immer farbintensiver und dadurch noch ausdrucksstärker geworden seien.

Wolf-Rainer Zeuner, Sohn des Künstlers, pensionierter Richter und heute noch als Rechtsanwalt im Raum Grünstadt tätig, dankte auch im Namen seiner Mutter der Stadt Speyer dafür, dass sie in Erinnerung an seinen Vater diese Ausstellung ausgerichtet habe. In seinen Erinnerungen an Georg Günther Zeuner charakterisierte er den Vater als einen Menschen, der„ohne Kunst nicht lebensfähig“ gewesen wäre. Schon als Kind habe er sich zu allen Gelegenheiten statt Spielzeug Malutensilien gewünscht. Ein Lebenstraum habe sich für ihn schließlich erfüllt, als er als Student die „Kunstgewerbeschule“ und die „Akademie für freie und angewandte Kunst“ in Dresden beziehen konnte. Dann aber seien diese Träume erst einmal vom Krieg unterbrochen worden, den Zeuner vom ersten bis zum letzten Tag an der Ostfront erleben musste. Doch selbst dort - an der Front, - so der Sohn, habe sein Vater stets sein Skizzenbuch mit sich geführt.

Nach dem Krieg, „als eigentlich niemand wirklich Kunst brauchte“, so Wolf-RainerZeuner, habe sein Vater seine junge Familie, der inzwischen neben Ehefrau Christel auch der 1947 geborene Sohn angehörte, mit der Gestaltung großformatiger Kinoplakate „über Wasser gehalten“, bis er zufällig von einem Architekten angesprochen wurde, der ihn auf künstlerische Möglichkeiten bei der Außengestaltung öffentlicher Bauten hinwies. Das sei der Startpunkt für eine durchaus bedeutende küstlerische Karriere gewesen, in der Georg Günther Zeuner kein Material ausgelassen habe – von Stein und Ton, über Keramik und Bronze bis hin zu Kunststoff und Plexiglas – alles habe der Künstler als Herausforderung empfunden - alles habe er versucht, bei der Verwirklichung seiner künstlerischen Inspirationen einzusetzen. „In seinem Atelier gab es ständig etwas Neues – neue Materialien, neue Ideen“, erinnert sich der Sohn.

Diese großartige Begabung aber sei für den Künstler Fluch und Segen zugleich gewesen: Segen, weil sie ihm an jedem Tag die Möglichkeit gab, das umzusetzen und zu gestalten, was ihm seine reiche Phantasie eingab – Fluch aber auch, weil sie ihn dazu zwang, bis ins hohe Alter künstlerisch tätig bleiben zu müssen.

Von daher, so fügte Wolf-Rainer Zeuner mit einem Augenzwinkern an, seien Vater und Sohn durchaus froh und dankbar gewesen, dass sich dieses außergewöhnliche Talent des Vaters nicht auf den Sohn vererbt habe.

„Unser Vater, Georg Günther Zeuner, wollte mit seiner Kunst den Menschen immer nur Freude bereiten – die kritische, anstössige Kunst war nie seine Sache“, resummierte der Sohn seine Erinnerungen an den bedeutenden Vater. Ein genussreicher Rundgang durch die Ausstellung – eingeleitet von zwei Selbstporträts des Malers - aus der Zeit des Anfangs seiner Karriere das eine, ein Altersporträt das andere - zeigt, dass der Sohn mit dieser ganz besonderen Würdigung des Vaters sicher recht hatte.

Die Eröffnung der Austellung wurde übrigens musikalisch höchst stimmungsvoll durch zweistimmige Trompetenmusik umrahmt, die Klaus Gehrlein, Bandleader der Big Band der Städtischen Musikschule Speyer gemeinsam mit seinem Schüler Tobias Ebert, bravourös zu Gehör brachten. Foto: gc

20.10.2013


„Erst in den Augen des Betrachters entfaltet Kunst ihren wahren Wert“

Ausstellung mit Arbeiten von Eberhard Spitzer in der Speyerer Postgalerie eröffnet

cr. Speyer. Die neue Speyerer Postgalerie war – endlich einmal wieder - erfreulich dicht gefüllt, als jetzt der Speyerer Maler und Aktionskünstler Eberhard Spitzer unter dem Titel „Kunst begegnet Handel – wir gehen neue Wege“ Arbeiten seiner jüngsten Schaffensperiode vorstellte. Geleitet von dem Saxophonisten Bernd „Lömsch“ Lehmann bewegten sich die zahlreichen interssierten Gäste - unter ihnen neben Domkustos Peter Schappert sowie Vertretern der Jüdischen und der Türkisch-Islamischen Gemeinden in Speyer auch zahlreiche Ratsmitglieder mit SPD-“Urgestein“ Margret Boiselle-Vogler und CDU-Fraktionsvorsitzendem Dr. Gottfried Jung an der Spitze - aus der historischen Säulenhalle der alten Post von Station zu Station, wo es neben Installationen, Collagen und Malereien Spitzers zum Sehen auch viel Nachdenkenswertes über Kunst und Wissenswertes über das Gebäude zum Hören gab.

Oberbürgermeister Hansjörg Eger gab in seiner Begrüßung seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Postgalerie mit dieser Veranstaltung sich nicht nur für die Kunst geölffnet, sondern zugleich auch einen Impuls dafür gesetzt habe, dass die Speyerer Einkaufszone „auch noch hinter dem Alpörtel weitergeht“.

Das war wohl auch die Intention von Eberhard Spitzer,als er sch dazu entschloss, in diesen großzügigen Räumen auszustellen. „Die alte Post - die Postgalerie und ihr Innenraum haben mich von Anfang an fasziniert“, bekannte Spitzer, der sich dafür aussprach, in dem neuen Gebäude ein Postmuseum zur Erinnerung an den früheren Zweck dieses Hauses einzurichten. Ein solches Museum könne auch ein weiterer Anziehungspunkt für Touristen werden, die sich, so Spitzer, so lange für eine Stadt interesieren würden, solange es dort „etwas Neues“ zu besichtigen gebe. Deshalb müsse in die touristische Einheit von Dom und Hauptstraße künftig auch die Postgalerie mit eingebunden werden.

„Stadtführung“ hat Spitzer wohl auch deshalb seine Ausstellung überschrieben, die er in der Säulenhalle mit seinem Lieblinghsthema eröffnet - der weltumspannenden Kommunikationstechnologie, wie sie sich heute in dem omnipräsenten „handy“, dem Moibil-Telefon manifestiert. Dazu Speyerer Ansichten in Spitzers ganz eigener Handschrift - ein Hinweis auch auf die gegenwärtige Ausstellung „Königreich Pfalz“ im Historischen Mjseum der Pfalz – Spitzer versteht es, die akzuellen und dauerhaften „Highlights“ in Stadtbild und Stadtgeschehen mit Witz und (Selbst-)Ironie herauszustellen.

Einblicke in die bemerkernswerte Historie des ehemaligen Postgebäudes gab der Leiter des Speyerer Stadtarchivs innerhalb der Abteilung „Kulturelles Erbe“, Dr. Joachim Kemper, in seiner Hinführung auf die zeitgemässe „Hülle“ dieser Ausstellung.

Lesen Sie die Ausführungen von Dr. Joachim Kemper im Wortlaut im SPEYER-KURIER.

Mit einen Zitat des Kunsthistorikers Josef Albers schließlich kam die Gastgeberin, Centermanagerin Feika Biriz, auf den inneren Zusammenhang von künstlerischem Schaffen und dem Betrachten von Kunst zu sprechen. "Kunst ist zuallererst Vision, nicht Expression." hatte Albers, einer der Väter der Kasseler „Documenta“ einst geschrieben – in den Arbeiten von Eberhard Spitzer, die noch bis zum 12. Oktober während der Geschäftzeiten der Postgalerie zu besichtigen sind, bestätigt sich diese Wahrheit – nämlich dass Kunst erst in den Augen ihrer Betrachter ihren wahren Wert entfaltet. Foto: gc

06.10.2013


Dr. Joachim Kemper: Vom Storchenplatz über die Post zur Postgalerie

Gedanken zur Eröffnung der Ausstellung Eberhard Spitzer

Wir befinden uns hier an einem historischen Ort. Das ist natürlich in einer historisch gewachsenen, alten Stadt wie Speyer ein Gemeinplatz.

Dennoch zeigt sich hier in der Postgalerie sehr schön, welche Entwicklungen Speyer durchlaufen hat. Hier, in unmittelbarer Nähe des Altpörtels, und am Durchgang von der Kernstadt zu einer der Speyerer Vorstädte (Gilgen-Vorstadt), lag lange Zeit der Speyerbach offen. Er diente als Pferdeschwemme wie auch zum Wasserholen für die Bürger der Reichsstadt Speyer.

1837 wurde der Speyerbach bis hin zur Wormser Straße überwölbt – es entstand der spätere Postplatz.

Wir befinden uns damit bereits in der bayerischen Zeit. Speyer war Kreishauptstadt des „linksrheinischen“ Bayern, es ist Sitz einiger damit verbundener Ämter und Verwaltungen. Diese Zeit endete im Prinzip erst nach dem Zweiten Weltkrieg, aber Speyer ist immer noch und ganz eindeutig: eine Stadt der Verwaltung.

Die bayerische Epoche Speyers wird ja gemeinhin unterschätzt. Die Salierkaiser sind natürlich glanzvoller gewesen. Aber wir begegnen heute in der Stadt auf Schritt und Tritt der bayerischen Vergangenheit: Das beginnt schon am Dom, der im 19. Jh. ja mit Unterstützung der bayerischen Könige wesentliche Veränderungen erhielt. Die aktuelle Ausstellung im Historischen Museum zeigt ja, dass die Zeit der Wittelsbacher keineswegs im Nirwana verschwunden ist.

Wenn Sie das „Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte“ aufschlagen, werden Sie vielleicht irritiert sein, wie viele Ämter, Anstalten und Direktionen es im früheren Köngreich Bayern gab.

Nach dem Ende der alten Reichspost um 1800 baute man in Bayern in guter zentralistischer Tradition eine „Generaldirektion der königlichen Posten“ auf, der die Oberpostämer unterstanden.

Darunter standen Postämter, Postverwaltungen, Postexpeditionen (privat verpachtet), Posthaltereien und „Briefsammlungen“. 1816 wurde in der Pfalz, die ja gerade bayerisch geworden war, ein Oberpostamt in Speyer errichtet; Speyer unterstanden dann 25 Postanstalten in größeren Städten und Gemeinden.

Typisch für eine Verwaltung ist, dass die Bezeichnungen häufig wechseln: Aus dem Oberpostamt Speyer wurde das Postamt Speyer, das später wieder in Oberpostamt umbenannt wurde. Weitere Namensänderungen brauchen uns hier nicht zu interessieren.

Wie auch immer: das Postwesen war eng verbunden mit dem Verkehrs- und Eisenbahnwesen, später kam das Telefon- und Telegraphenwesen hinzu. Dementsprechend wechselte auch das Speyerer Oberpostamt mehrmals den Sitz und benötigte Platz. Es befand sich länger in der Alten Münze, ehe man am Ende des 19. Jahrhunderts einen eigenen, sehr repräsentativen Zweckbau errichtete.

Für den Neubau wurde die Storchenbrauerei abgerissen (Postkartenmappe!). 1901 wurde die Post dann hier an diesem Ort in Betrieb genommen. Zu den Schmuckstücken des Gebäudes zählte sicher die helle und reichverzierte Schalterhalle .

Größere Erweiterungen folgen in den 20er und 30er Jahren.

Wir nähern uns schon in großen Schritten der Nachkriegszeit. Die Pfalz erhielt damals in Neustadt eine neue Oberpostdirektion; in Neustadt wurde ja damals auch der Sitz des Regierungspräsidenten eingerichtet. Im Postgebäude folgten durch die Jahrzehnte viele Neuerungen, die dem technischen Fortschritt und den gestiegenen Erwartungen der Kunden geschuldet waren (Warmwasser-Heizung statt Dampfheizung, Tische statt Stehpulte). Im Gebäude befanden sich noch einige weitere Dienststellen – 225 Mitarbeiter versorgten um 1970 ca. 70.000 Postkunden.

Doch diese Zeit ist schon lange vorbei – Postagenturen und kleinere Filialen sind an die Stelle der großen Postämter getreten. Der früheren großen Speyerer Post, einem baulichen Monument aus königlich-bayerischer Zeit, wurde mit der Postgalerie wieder Leben eingehaucht.

Und damit endet mein ganz kurzer Spaziergang durch die Geschichte der Post.

06.10.2013


Tradition, Aberglaube und falsche Religion beim Speyerer Künstlerbund

Speyer- jüs.  Es ist vollbracht – und das Ergebnis kann sich sehen lassen

In der Werkschau „ Tradition, Superstition, False Religion“ – übersetzt: Tradition, Aberglaube und fehlgeleitete Religion -stellt die Stipendiatin beim Speyerer Künsterlerbund ihre in der Domstadt geschaffenen Werke nach zwei Monaten der Öffentlichkeit vor (der Speyer-Kurier berichtete).  Die aus dem Iran stammende und jetzt im schwedischen Linköping wohnende Radpour malt am Liebsten mit Akryl, die Ideen zu den Bildern hat sich die 33jährige Künstlerin zum Teil bereits aus Schweden mitgebracht.

Beeindruckende Ergebnisse sind in den paar Wochen entstanden, viele Bilder haben das Thema: Beziehungen. Männer sind auf den Bildern jedoch nicht zu sehen, dafür aber Schleier tragende Frauen. Diese erinnern Hasti Radpour an ihre Schulzeit im Iran, als der Lehrer den 12 jährigen Mädchen in ihrer Klasse das Tragen eines Schleiers auftrug, zuhause aber eine sehr liberale Einstellung angesagt war.

Dieses und andere Erfahrungen verarbeitet die Künstlerin immer wieder – es ist wie ein Kreislauf, irgendwann komme ich zu einem Thema wieder zurück und verarbeite es neu“, erzählt die Künsterin im Gespräch. Nach der Werkschau werden die Bilder verpackt und sind schon für zwei weitere Ausstellungen in Schweden angefragt.

Jetzt ist die Zeit, Abschied zu nehmen, ihre neuen Speyerer Freunde wird sie wohl vermissen, hat aber versprochen, bald wieder in der Domstadt vorbeizuschauen. Fotos: jüs

03.09.2013


Angekommen in der Abstraktion

Der Maler und Kulturmäzen Dr. Manfred Fuchs zeigt eindrucksvolle eigene Arbeiten in einer Benefiz-Ausstellung in Mannheim

Von Gerhard Cantzler

Mannheim- Er bezeichnet sich gerne selbst als „Amateur“, - und im Wortsinne des lateinischen Begriffes ist er es ja auch: Denn Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs, der über mehr als vier Jahrzehnte hinweg dem von seinem Vater gegründeten Mannheimer Familienunternehmen „Fuchs Petrolub“ zu Weltgeltung verholfen hat - er liebt die Kunst und liebt die Künstler. In einem heutzutage kaum noch vorstellbaren Maße hat er sich immer wieder als großzügiger Mäzen nachgeradezu aller Kunstgattungen bewiesen und sich im weitesten Sinne dem Erhalt alter Kunst ebenso verschrieben.wie der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler. In Speyer und der Pfalz ist er nicht zuletzt durch sein großes Engagement für den Kaiser- und Mariendom in Speyer hervorgetreten, für dessen Erhalt und Restaurierung er als Vorstandsvorsitzender der „Europäischen Stiftung Kaiserdem zu Speyer“ wirkt.

Doch als Dr. Manfred Fuchs jetzt in den stilvollen Räumen der Mannheimer Galerie Peter Zimmermann das Ergebnis seiner neueren Schaffensperiode - 28 bemerkeswerte, zum Teil großformatige Arbeiten vorstellte, da lernten die Gäste der Vernissage den künstlerisch begabten Mannheimer von einer ganz anderen Seite kennen: Was sie da zu sehen bekamen, das hatte so garnichts von „Amateur“. Statt dessen sahen sich die zahlreichen Besucher – unter ihnen sah man unter anderem den Geschäftsführenden Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters, Dr. Ralf Klöter und den Schauspielintendanten dieses Hauses, Burkhard C. Kosminski ebenso wie den Nestor der rheinland-pfälzischen „Kunst- und Kulturszene“, Prof. Dr. Berthold Roland - Bildern von ungeheurer Expressivität und Ausdrucksstärke gegenüber. Vital und farbstark - ganz im Sinne der Informel, jener Mitte der vierziger Jahre in Paris entstandenen Kunstströmung, die von jeder traditionellen Formenstruktur abrücken wollte und statt dessen durch eine spontante Rhythmik von Linien und Farbakzenten die geistigen Impulse des Malers unmittelbar auszudrücken will, hat Manfred Fuchs Themen aus der Natur in fesselnde Linienführungen und großartige Farbkompositionen umgesetzt.

Ähnlich wie beim „action painting“ seines großen amerikanischen Vorbildes Jackson Pollock nähert sich auch Manfred Fuchs seiner Kunst mit einer Mischung aus Spontaneität und großer Geduld an. Wenn er, besonders bei den großen Formaten, seinen Malgrund auf dem Boden ausbreitett und die Farben scheinbar willkürlich darüber ausbringt, dann braucht es anschließend Geduld – Geduld, um die Wirkung des, so scheint's, zufällig Entstandenen auf sich selbst wirken zu lassen, Geduld, um abzuwarten, bis seine Farben soweit abgetrocknet sind, dass er sie in immer neuen Arbeitsschritten mit immer neuen Schichten „überfangen“ - und so die Arbeiten in ihrer ausdrucksstarken Farbkomposition zu einem beeindruckenden Gesamtergebnis bringen kann.

In einer von intensiver Nähe zum Maler und seiner Kunst bestimmten Einführung zeichnete der Ausstellungsleiter des Mannheimer Kunstvereins, Dr. Martin Stather, den künstlerischen Entwicklungsweg von Manfred Fuchs in den letzten Jahren nach, der ihn von der konkreten Malerei immer weiter in die Abstraktion geführt habe. Dabei habe für ihn das Verhältnis des Menschen zu der ihn umgebenden Natur und die Interdependenz von beidem - die gegenseitige Beeinflussung - eine zunehmend größere Rolle eingenommen. „Manfred Fuchs eignet sich die Welt gestaltend an“, beschrieb Dr. Stather die Annäherung des Malers an seine Motive, „dabei bildet er die Dinge ab, ohne sie tatsächlich konkret werden zu lassen“.

Lesen Sie die Einführung in die Ausstellung von Dr. Martin Stather im Wortlaut im SPEYER-KURIER

In seiner bekannt bescheiden-zurückhaltenden Art bedankte sich der so gewürdigte Künstler bei seinen Gästen die er an diesem Abend - originellerweise in der Reihenfolge der Länge ihres Anreiseweges - einzeln begrüßte. Den weitesten Weg hatte da wohl sein Sohn Stefan, der – als sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender der „Fuchs Petrolub AG“ direkt von einer Geschäftsreise in die USA zu der Ausstellungseröffnung kam – den kürzesten hatte wohl seine Ehefreu Lilo, mit der Manfred Fuchs seit über 50 Jahren verheiratet ist. Auch der Künstler selbst bekannte sich in seinen Ausführungen zu seiner engen Verbindung zur Natur, und stellte u.a. die Frage in den Raum, „wie man überhaupt Mensch sein könne, wenn man sich außerhalb der Natur stelle“.

Nein, mit seinen Bildern hat sich Manfred Fuchs überzeugend mitten hinein gestellt in diese auch ihn umgebende Natur, die er selbst so liebt und die er mit stets wachem Blick wahrnimmt - von ihr hat er sich stets erkennbar duchdringen lassen und sie spiegelt er in seinen Bildern überzeugend und dauerhaft wider..

Zu Beginn des Abends hatte der Hausherr, Galerist Peter Zimmermann, die Gäste zu dieser Benefiz-Ausstellung begrüßt, zu deren „gutem Zweck“ er selbst mit der kostenlosen Überlassung der Galerieräume einen Beitrag leisten wolle. Nie zuvor, so betonte Zimmermann, habe eine Vernissage in seinem Haus eine so große Besucherschar angezogen wie diese, freute sich Zimmermann. Ursächlich führte er dies auf das hohe Ansehen und die Wertschätzung zurück, die Dr. Fuchs als Künstler, Kunstmäzen und Unternehmer weit über die Grenzen der Metropolregion hinaus genieße. .

Noch bis zum 3. August ist diese eindrucksvolle Schau in der Mannheimer Galerie Peter Zimmermann in der Leibnizstraße 20 zu sehen – geöffnet von Dienstag bis Freitag jeweils von 12.30 bis 19.00 Uhr, Samstag von 11.00 bis 14.00 Uhr oder nach telefonischer Absprache mit der Galerie unter 0621 - 419 031.

Danach gehen die Bilder in die Obhut ihrer neuen Besitzer über, die Dr. Fuchs – typisch für den Mäzen – um eine Spende in einer von ihm selbst bestimmten Höhe gebeten hatte. Der Erlös aus dem Oeuvre des Malers aus den letzten drei Jahren wird wiederum in vollem Umfang Kunst und Künstlern zugutekommen. Und geht es nach den Punkten, die die von ihren neuen Besitzer „gebuchten“ Arbeiten markieren, dann dürften an diesem Abend über 50.000 Euro für „den guten Zweck“ zusammengekommen sein, die Dr. Fuchs je zur Häfte dem „Skulpturenpark Heidelberg“ mit seiner Dauerausstellung großformatiger Skulpturen - zur anderen Hälfte dem privaten Künstlerhaus „Herrenhaus Edenkoben“ zukommen lassen will, um dort Stipendiaten aus allen Kunstgattungen – Malern, Bildhauern, Literaten und Musikern einen sechsmonatigen materiell unbeschwerten Studienaufenthalt zu ermöglichen. Foto: gc

17.07.2013


Eröffnungsrede von Dr. Martin Stather

Manfred Fuchs, Bilder 2011 - 2012 - Eröffnung Galerie Zimmermann 12.7.2013

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir alle kennen die Kunst von Manfred Fuchs, zumindest aus verschiedenen Ausstellungen über die Jahre hinweg und doch überrascht er uns immer wieder aufs Neue mit der konsequenten Entwicklung der Malerei, der Collagen und Objekte seines Gestaltungswillens.

Seine Arbeiten haben sich in den letzten Jahren langsam aber beständig verändert. Dominierten einst die Landschaften des Südens mit ihrem Licht und ihren heiteren, hellen Farben, so hat in den letzten Jahren eine fortschreitende Abstraktion an Einfluss gewonnen. Natürlich waren auch diese früheren Landschaftsansichten von einem hohen Grad an Abstraktion geprägt, hatten ihren Anker jedoch immer in einem an der sichtbaren Wirklichkeit orientierten Ausgangspunkt. In den neueren Arbeiten ist das durchaus noch immer so, es ist jedoch eine stärkere Abkehr von der äußeren Realität spürbar, ein konsequentes Eindringen in eine geistige Form, die die Landschaften und Dinge prägt. Sehr deutlich wird dies in einer seiner auf das Wesentliche reduzierten Arbeiten in Schwarz-Weiß, „Schatten“, von 2011, in der ein sich gegenseitig durchdringendes Geflecht schwarzer und weißer Lineatur, von Flächen und Verzahnungen so miteinander verwoben ist, dass eine räumliche Struktur entsteht, mit dem der Betrachter aus seiner Seherfahrung heraus das Spiel von Licht und Schatten in der Natur zu assoziieren vermag, selbst wenn die Strukturen für sich genommen gänzlich abstrakt und von gestischem Schwung geprägt sind.

Auch in einer weiteren Arbeit, die dem Bild  „Schatten“ durchaus verwandt ist, nämlich in der Arbeit  „Im Wald“, von 2012, (im 3.Raum) werden zusätzlich zum Schwarz und Weiß Braun-, Lila-, Grün- und Gelbtöne verwendet, die an Holz, Blattwerk, Himmel und helles Sonnenlicht gemahnen. Eine ganzheitliche ästhetische Erfahrung wird hier wiedergegeben, die Natur in ihren Manifestationen bildet ein grandioses Ganzes in expressiver Ausdruckskraft und der Mensch steht im Zentrum der Betrachtung. In diesen neuen Bildern ist der Maler ganz nah dran, mitten drin in der Natur; es fehlt der Abstand, der die traditionelle Landschaftsmalerei prägt.

Und weiter: Ein Geflecht aus schwarzen Lineaturen, das sich in Schwüngen und Verästelungen über die Leinwand zieht – darunter wolkige Farbstrukturen, Blau, Rot, Schwarz und Weiß. Unbedingt zieht dieser Bildaufbau den Blick in die Tiefe, lenkt ihn entlang der Strukturen und verliert sich im Ungewissen. Manfred Fuchs hat diese Arbeit „Nacht“ (im 2. Raum) genannt – Reminiszenzen an Geträumtes scheinen hier auf, aber auch an die feuchte Kühle der Nacht mit ihren Schatten, der beinahe völligen Abwesenheit von Farbe, die nurmehr erahnt wird und eines Ungefähren, das kaum noch greifbar ist. Ein Ausschnitt ist das, kein Zweifel, denn die Gestaltung drängt ungestüm bis zu den Rändern und darüber hinaus und doch ist das Ungestüme kontrolliert, auf das Format begrenzt, zeigt Fragmentarisches und doch ein Ganzes.

Es sind jedoch nicht nur Bilder von Landschaftsprospekten, die oft zum Anlass für die Malerei dienen, sondern ebenso oft Eindrücke, Assoziationen und die Beschäftigung mit der Malerei selbst, die zur Gestaltung führen. Aus der Spontaneität heraus entstehen Arbeiten, die gestisch mit der Farbe modellieren, Spannungsfelder entstehen lassen und Farbgeflechte aufbauen, die in komplexer Form immer zu einem harmonischen Bildganzen streben. Man spürt, hier wird lustvoll und systematisch wie in einem Labor mit Farbe und Form experimentiert, es entsteht Überraschendes, Ungeplantes, aber stets in der Summe kontrolliert und in Gestaltung Verwandeltes.

In der Arbeit "Ohne Titel“ vom Mai 2012 treffen Schwarz und Weiß in einer, wie es scheint, endgültigen Konfrontation aufeinander. Rechts das Schwarz, flankiert von dunklem Blau, links das Weiß, verbunden mit einem flammenden Rot, das das Kampfgeschehen wie mit einem verflechtenden Gitter zusammenbindet. Aber da tauchen schon Spuren von Schwarz im Weiß auf, das Weiß mogelt sich in das Schwarz hinein, das Dunkelblau wird heller und sogar das Rot wandelt sich zu einem hellen Rosa. Eine komplexe Studie zu Farbkontrasten und zu Farbverläufen wird zur Demonstration eines expressiven Gestaltungswillens, der immer nicht nur formale Gesichtspunkte berücksichtigt, sondern vielmehr allgemeine Facetten des menschlichen Zusammenlebens im Blick hat. Denn natürlich ist hier nicht nur das Zusammentreffen von Schwarz und Weiß auf der Leinwand thematisiert; das Zusammentreffen unterschiedlicher Vorstellungen wird in einem Farbexempel von These und Antithese in einer Vermischung, in einem neuen Ansatz, in der Synthese gelöst.

Die Durchdringung der einzelnen Farben und Farbschichten zielt auf ein Erleben der Welt, das deren Komplexität widerspiegelt. Das Zusammenspiel von Natur und menschlichem Eingriff in diese, von Harmonien und Spannungsfeldern, von Werden und Vergehen im Jahreskreis bestimmt das malerische und plastische Werk von Manfred Fuchs. Jegliche Kunst hat von Anbeginn an die Versöhnung von Mensch und Natur in der einen oder anderen Form zum Ziel. Indem der Mensch sich durch die Kunst die Natur erschließt, strebt er zu einer Einheit mit ihr und muss doch gerade durch diese Erschließung die Trennung von der Natur umso bewusster wahrnehmen. Vielleicht können wir nur Mensch sein, wenn wir einen Standpunkt außerhalb der Natur einnehmen und den Verlust empfinden indem wir uns zu ihr in Beziehung setzen. Manfred Fuchs eignet sich die Welt gestaltend an, dringt mit seiner Malerei in das Geflecht der Bindekräfte in der Natur ein und weist dem Betrachter einen möglichen Weg zum Erleben von Natur und Kunst, aber auch von einer persönlichen Anschauung derselben. Konsequent gestaltet er seine persönliche Sicht, wie etwa in der schönen Arbeit „Im Brombeerdickicht“ (im 2. Raum), von 2012. Spitze, verletzende Formen scheinen die Leinwand förmlich aufzureissen, das Schwarz, Dunkelrot, Gelb und Orange bilden Gitterstrukturen, die undurchdringlich anmuten. Die weißen Zwischenräume scheinen diese zu öffnen, weisen jedoch keinen Weg hinaus. Manfred Fuchs bildet die Dinge ab, ohne sie tatsächlich zu konkret werden zu lassen. Seine Gestaltung weist einen Weg ins Innere, in eine geistige Dimension der Welt und wir als Betrachter dürfen daran Anteil nehmen.

Martin Stather

17.07.2013


Man verspürt ihre Wirkung – bleibt aber bei der Suche nach den Gründen dafür allein

Ausstellung mit Arbeiten von Thomas Kitzinger verunsichert den Betrachter

cr. Speyer. Sie wirken wie eingefroren – bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Realität und Imagination - die Arbeiten des Freiburger Malers Thomas Kitzinger, die noch bis zum 11. August 2013 in der Städtischen Galerie im Kulturhof Flachsgasse gezeigt werden. Drei Werkgruppen der Malereien des 1955 im saarländischen Neunkirchen geborenen Künstlers umfasst die Schau – serielle Porträts von Menschen mit schenit's ausdrucksleeren Gesichtern - mit Bilder von Luftballons und schließlich Malereien von Pflanzen - von Agaven, Kakteen und Bambus – sie allesamt entstanden in der Schaffensperiode Kitzingers seit 2006 – ein umfassendes Oeuvre, das sich in seinem Kern allerdings immer wieder nur auf die Grenzschicht zwischen Sein und Schein - auf die Hülle reduzieren will, die alles umgibt.

Die Stellvertretende Direktorin der renommierten Pfalzgalerie Kaiserslautern, Dr. Annette Reich, hatte es übernommen, in diese Ausstellung einzuführen und eine Verbindung herzustellen zwischen den so unterschiedlichen thematischen Ansätzen des Künstlers. Sie zog deshalb auch völlig zu Recht die Parallele zu dem Werk des großen tschechischen Literaten Franz Kafka, über dessen Schriften die Kritik einst urteilte, „man empfinde zwar ihre Tiefe, vermöge aber dennoch nicht, sie in ihrer ganzen Tiefe auszuloten“.

So geht es wohl auch dem Betrachter, wenn er sich auf eine spannende Kommunikation mit den Arbeiten von Thomas Kitzinger einlässt. Zwar vermag auch er ihre Wirkung zu verspüren und kann sich ihr nicht entziehen - die Ursachen für diese Wirkungen aber bleiben ihm verborgen. Und das versetzt ihn in Beunruhigung. Denn wahrhaftig: So erging es wohl auch so manchem Besucher dieser Ausstellung, wenn er die Bilder betrachtet und sich am Ende mit seinen Empfindungen doch reichlich allein gelassen fühlte.Kafkaesk halt!

Lesen Sie die Ausführungen von Dr. Annette Reich im Wortlaut im SPEYER-KURIER

Vor dieser Einführung hatte Bürgermeisterin Monika Kabs - als Kulturdezernentin auch für die Ausstellungen in der Städtischen Galerie zuständig - die zahlreichen Besucher begrüßt, die zu der Vernissage gekommen waren, unter ihnen auch Oberbürgermeister Hansjörg Eger und Mitglieder des Stadtrates.

Sie alle gingen wohl am Ende der Vernissage mit dem Eindruck davon, dass es sich lohnt, diese Arbeiten auf sich wirken zu lassen – sich von ihnen vielleicht auch verwirren zu lassen. Foto: gc

25.06.2013


Ausführungen von Dr. Annette Reich

THOMAS KITZINGER, Malerei

Sehr geehrte Frau Kabs, lieber Thomas Kitzinger,

sehr geehrte Damen und Herrren,

Die Malerei von Thomas Kitzinger tritt mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften in Erscheinung. Sie ist kraftvoll, energiegeladen, dynamisch-bewegt, ausdrucksstark, markant, springt mit ihrer leuchtenden Farbigkeit ins Auge oder sie wirkt in erster Linie sensibel, leicht, still und poetisch. In jedem Fall verlangt sie dem Betrachter eine intensive Aufmerksamkeit ab, will er ihre raffinierten Details nicht nur uneingeschränkt visuell erfassen, sondern auch in ihrer Vielschichtigkeit erspüren.

WERKE / WERKGRUPPEN / ARBEITSWEISE

Die Ausstellung “Thomas Kitzinger, Malerei” zeigt Gemälde, die zu Werkgruppen gehören, mit denen sich der Künstler schon seit längerer Zeit thematisch beschäftigt. In einem schlüssigen Konzept sind hier Exponate aus dem Jahre 2006 bis heute sinnstiftend in Verbindung gebracht.

Luftballons, Satellitenschüsseln, U-Bahn-Stühle, Röhren bzw. Schnüre, Agaven, Kakteen, Bambuspflanzen und nicht zuletzt die Serie der Porträts bringen das künstlerische Anliegen prägnant zum Ausdruck.

Thomas Kitzinger geht es nicht um den Gegenstand als solchen, sondern er rückt Materialität und Körperlichkeit seiner Sujets in den Mittelpunkt der Darstellung.

Als Maler nähert er sich seinen Motiven, indem er konsequent Form, Farbgebung, Licht- und Schattenwirkung so aufeinander abstimmt, dass die Außenhaut, die Hülle zum entscheidenden Thema wird. “Die Hülle bildet und bindet den Inhalt zugleich”, ist ein Schlüsselsatz Kitzingers.

Nicht wirkliche Dinge einer realen Welt gelangen zur Darstellung, sondern Hüllen vertrauter Gegenstände [Stephan Berg, Ausst.kat. Kunstvertein Freiburg 1999], oder mit den Worten des Künstlers: “Splitter und Fragmente einer als hüllenhaft begriffenen Realität”.

Betrachtet man die Werke, so erkennt man sofort alltägliche Gegenstände, die man schon oft gesehen hat. Präzise und radikal, nahezu hyperrealistisch ins Bild gesetzt, wirken sie jedoch eingefroren, wie aus einer anderen Welt.

Entscheidend bei dieser Arbeitsweise ist, dass Kitzinger bewusst auf einen individuellen Pinselduktus verzichtet. Er bearbeitet die Oberfläche seiner mehrschichtig in Öl auf Aluminium gemalten Bilder mit einer Rasierklinge, um Spuren einer persönlichen Handschrift zu vermeiden.

Auf eine differenzierte Art und Weise zeigt sich diese äußerst klare und deutliche Darstellung der bloßen Gegenstände. Bildfüllend treten sie dem Betrachter entgegen oder entfalten sich vor einem monochromen Hintergrund, der quasi einen leeren Raum suggeriert – ein Kontext, eine näher bestimmbare Umwelt fehlen.

In jedem Fall akzentuiert Kitzinger Materialität und Körperlichkeit seiner Motive, die er stetig hinterfragt.

In welcher Hülle steckt welcher Inhalt? Ist die Hülle der Inhalt?

Welche Wirkungen kann ein bestimmtes Material oder die Assoziation mit diesem Material hervorrufen?

Eine Verwandlung des Äußeren kann wie eine neue Hülle den Körper umschließen und zum identitätsstiftenden Merkmal werden.

Betrachten wir die einzelnen Werkgruppen, bei denen das Phänomen eines Identitätswechsels mehr als deutlich wird.

PFLANZENMOTIVE: AGAVEN, KAKTEEN, BAMBUSPFLANZEN

Pflanzenmotive, genauer gesagt Agaven, Kakteen und Bambuspflanzen

[letztere sind ganz neu, also in diesem Jahr entstanden] bevölkern in verschiedenen Varianten den Bildraum. Auf welche Art und Weise gelingt es Thomas Kitzinger, die Materie in den Mittelpunkt des Betrachterinteresses zu rücken?

Beispielsweise erhalten die Agaven eine eigendynamische Lebendigkeit und damit eine neue Identität durch den Verzicht auf jegliche Details, die Pointierung der Farben Grün, Gelb und Grau-Grün, durch die All-over-Ansichten und durch die angeschnittenen, sich windenden oder in den Raum ausgreifenden Blätter – die je nach Ausschnitt wie Papierbahnen oder verformbare Knetmasse wirken können.

Ähnliches gilt für die Kakteen.

2 Beispiele möchte ich herausgreifen: es handelt sich um die beiden neuesten Arbeiten dieser Themengruppe – in diesem Jahr entstanden –, die wie zwei fotografische Nachtaufnahmen wirken.

Formen, Auschnitte, Farben und Lichtregie verwandeln das Äußere, die Hülle. Die Materialität ändert sich, wenn auch nur in der Wahrnehmung.

Das kleinere Hochformat wirkt in seiner vertikalen Ausrichtung nahezu streng. Der Ausschnitt des konsequent nach oben strebenden Kaktus mit scheinbar immer größer werdenden Blattsegmenten hebt sich vor einem schwarzen Hintergrund auratisch ab. Wie eine gebaute Skulptur, schwer, unverrückbar, monumental in ihrer Wirkung, tritt uns die Pflanze gegenüber.

Ganz anders empfinden wir das viel größere, gegenüber platzierte, Querformat, das ebenfalls der Werkgruppe der Kakteen angehört.

Spielerisch, leicht verwandelt sich in diesem Werk Statik in Bewegung und damit in dynamisierte Lebendigkeit, die die gesamte Bildoberfläche erfasst.

Aus der gleichen Kakteenfamilie sehen wir nun  Pflanzenausschnitte, die sich in freier Komposition, unregelmäßig, von unterschiedlichen Seiten dargestellt, in lockerer Anordnung bildfüllend ausbreiten.

Die beiden verwendeten intensiv leuchtenden Grüntöne unterstreichen die Plastizität der als gewachsen empfundenen Formen und verleihen ihnen eine irritierende Künstlichkeit. Inspiriert von der realen Umgebung schafft der Maler eine neue, virtuelle Realität.

Thomas Kitzinger vermag Statik und Dynamik, Geschlossenheit und Offenheit, Fläche und Raum, Masse und Leere besonders markant und äußerst differenziert mit malerischen Mitteln visuell zu veranschaulichen.

Dadurch gewinnt Materie an Körperlichkeit; die Hülle wird zum Inhalt, die Mehrdeutigkeit zulässt.

Eine interessante Beobachtung im Hinblick auf einen Identitätswechsel liefert auch ein kleines Querformat aus der “Bambusserie”.

6 Bambusrohre sind in unregelmäßigen Abständen vertikal über die Bildfläche verteilt. Im Kontext mit 2 anderen Arbeiten erscheinen sie als extrem vergrößerte Ausschnitte dieser tropischen Grasgattung. Betrachtet man das Werk für sich, stellt sich auf einmal eine andere Assoziation ein.

Die hohlen Halme erscheinen skelettartig, durch ihre unregelmäßig gewachsene Form – eine leichte Biegung oder einen abknickenden Richtungswechsel – wie Knochen auf einem Röntgenbild, wäre da nicht innerhalb des Hell-Dunkel-Kontrastes, der geheimnisvolle Grünton, der die Nähe zur Pflanzenwelt signalisiert.

RÖHREN, KABEL, SCHNÜRE oder FÄDEN

Die Röhrenform hat Kitzinger übrigens bereits in früheren Jahren aufgegriffen, als er sich 2008 in einer Werkgruppe Formen widmete, die allerdings eher an Kabel, Schnüre oder Fäden erinnern. Hier in der Ausstellung sehen Sie einige Beispiele.

Dass eine eindeutige Benennung nicht möglich ist, verrät die ambivalente Aussage der dargestellten Materialität. Der Betrachter ist irritiert. Handelt es sich um ein weiches oder um ein hartes Material? Eine gültige Antwort wird durch die Größenverhältnisse und die Buntfarbigkeit erschwert.

Schnüre in leuchtenden Farben formieren sich zu verdichteten Konglomerationen – Kabelsträngen ähnlich, oder sie verlaufen gewebeartig verschlungen

wie Nervenbahnen. Zwei Kleinformate in intensivem Grün und Gelb lassen diese Assoziation zu. Ttatsächliche Inspirationsquelle war ein Gartenschlauch, der Modell stand. Andere Gemälde dieser Gruppe zeigen eine zurückhaltende, ja pastellähnliche Farbigkeit vor dunklem Hintergrund.

Seinem Interesse an Oberflächen, an Farbveränderungen, an Licht- und Schattenverteilung geht Kitzinger also auch hier nach.

Die Röhren, Schnüre oder Fäden sind ebenfalls ‚nur‘ Hüllen; Hüllen einer Realität, die abgebildet irreal wirkt.

LUFTBALLONS

Dieser Irrealität kann man auch in der Werkgruppe der Luftballons sehr gut nachspüren. In unmittelbarer Nachbarschaft hat Kitzinger ein 6-teiliges Gemälde mit 2 Einzelwerken kombiniert. Das Großformat zeigt knallbunte Formen, deren Hüllen aggressiv aufgeblasen wirken; Hüllen hinter denen sich NICHTS, Luft verbirgt; die Ballons muten eigentümlich plastisch und schwer an im Vergleich zu den leichten Formen der Einzelwerke. Die Veränderung der Farbigkeit in nuancierte Grautöne lassen die gleichen Ballons sich ins NICHTS auflösen

PORTRÄTS

Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die wichtige Werkgruppe der Porträts.

In ihrer Serialität und noch nicht beendeten Menge wirken die Köpfe nahezu bedrohlich.

Hyperrealistisch – ebenso wie die Serien der Pflanzen und Gegenstände – , ohne jegliche Gefühlsregung, sinnentleert, erinnern die Personen an virtuelle Figuren. Ihr Äußeres steht im Fokus, die reine Präsenz der Körperhülle.

Freunde, Künstlerkollegen und persönliche Bekannte des Künstlers sind dargestellt. Es handelt sich jedoch nicht um Bildnisse, die zusätzlich zu einer körperlichen Ähnlichkeit auch das Wesen, den Charakter der porträtierten Person zum Ausdruck bringen. Ein Rest an Personalität ist zwar durch die unterschiedlichen Frisuren und die individuellen Gesichtszüge noch vorhanden, doch scheint die Vielzahl der Köpfe mit ihrer spezifischen Formensprache auf eine Gesellschaft als uniforme Masse zu verweisen.

Diese Uniformität rührt von der Anwendung unverrückbarer Konstanten.

Es sind allesamt Brustbilder im gleichen Format. Der Blick der Porträtierten ist frontal auf den Betrachter gerichtet. Die Personen tragen einheitlich türkisfarbene T-shirts und befinden sich jeweils vor einem gleichen hellblauen Hintergrund.

Es geht weder um ein Verhüllen noch um ein Enthüllen. Es stellt sich die Frage nach Individualität und Gleichheit.

Die Hülle als eine Grenze zwischen innen und außen umschließt einen Gegenstand, umgibt einen Raum oder bedeckt als Außenhaut den menschlichen Körper.

Kitzinger rückt sie in den Mittelpunkt seiner Bilder und zeigt im Umgang mit den angewandten malerischen Mitteln fassettenreich ihre ambivalente Wirkung.

Diese ambivalente Wirkung finden wir bei Franz Kafka treffend beschrieben.

Er erfasst in einem Tagebucheintrag durch die Formel »Meine Gefängniszelle – meine Festung« das Paradox, dass eine Grenze zugleich trennt und Schutz bietet. Ebenfalls im Tagebuch notiert er: »Was verbindet Dich mit diesen festabgegrenzten, sprechenden, augenblitzenden Körpern enger als mit irgendeiner Sache, etwa dem Federhalter in Deiner Hand? Etwa, dass Du von ihrer Art bist? Aber Du bist nicht von ihrer Art, darum hast Du ja diese Frage aufgeworfen. Die feste Abgegrenztheit der menschlichen Körper ist schauerlich[…]«.      

[zit. Nach Burkhard Brosig, Uwe Gieler (Hg.), Die Haut als psychische Hülle, Gießen 2004, S. 210.]

Zwischen diesen von Kafka angesprochenen gegensätzlichen Polen bewegt sich auch die ausdrucksstarke Malerei Thomas Kitzingers, zwischen Realität und Virtualität, Sein und Schein, Abbild und Neuschöpfung, Identität und Nicht-Identität.

SCHLUSS

Ausgangspunkt des malerischen Schaffens von Thomas Kitzinger ist also immer die Verwandlung und die daraus resultierende Empfindung von Farbe, Form und Materialität in ihrem Zusammenwirken.

Kitzingers Werke leben von der kommunikativen Begegnung mit dem Betrachter. Wichtig ist dem Künstler, dass das sinnliche Erfassen und Empfinden seiner Arbeiten zu einem tiefergehenden Prozess des Wahrnehmens und Reflektierens überleitet.

Dazu lade ich Sie nun sehr herzlich ein.

Vielen Dank.

Dr. Annette Reich

mpk – Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern

25.06.2013


Unvergleichlich intensive Momente zwischen Lyrik und Bildender Kunst

Curt Timm und das Künstlerehepaar Peter Vogel und Dorothea Vogel-Dehn beschließen sehenswerte Ausstellung in der Speyerer Städtischen Galerie

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Es war schon eine ganz besondere Aura, die sich da am Sonntag Nachmittag für eine gute Stunde in der Städtischen Galerie im Kulturhof Flachsgasse ausbreitete: In der Lücke zwischen dunklen Wolkengebirgen brach sich die Sonne Bahn und durchflutete die Galerie mit kurzzeitig fast hochsommerlich-intensivem Licht, das mit den ausdrucksstarken Bildern von Rapsfelder und Sanddünen, von stürmisch aufgewühlten Wellen und sich ruhig in der Sonne wiegenden Wogen – der Landschaften am Meer eben - des seit vielen Jahren auf der Nordseeinsel Föhr arbeitenden und in Potsdam bei Berlin lebenden Malers Peter Vogel quasi „um die Wette“ strahlte.

Zu dieser heiter-beglückenden Stunde hatte der seit ein paar Jahren schon in Speyer lebende bekannte Regisseur, Schauspieler und Rezitator Curt Timm mit großer Behutsamkeit einen prächtigen Strauß ganz besonderer und beziehungsreicher Lyrik ausgewählt, die er zur Finissage der seit dem 19. April gezeigten Ausstellung mit Nordseebildern von Peter Vogel und den sich in geradezu mit Händen zu greifender Zärtlichkeit präsentierenden Skulpturen seiner Ehefrau Dorothea Vogel-Dehn darbot – der SPEYER-KURIER berichtete über die Eröffnung dieser Ausstellung in seiner Ausgabe vom 21. April 2013.

Eigentlich sollte Curt Tumm bereits die Vernissage zu dieser Ausstellung mit seinen Rezitationen runden: Ein unaufschiebbarer operativer Eingriff verhinderte aber, dass er damals, wie geplant und mit dem Sujet der gezeigten Bilder glückhaft korrespondierend, Heinrich Heines „Nordseeballade“ vortragen konnte. Jetzt, wieder sichtbar genesen, hatte er zu dieser Lesung – es war immerhin schon die 21. in 15 Jahren gelebter Künstlerfreundschaft zwischen dem Bildenden Künstlerehepaar und dem „Mann des Wortes“ - Gedichte von Josef Weinheber, Gottfried Benn, Conrad Ferdinand Meyer und Rainer Maria Rilke zu dieser Lesung zur „blauen Stunde“ mitgebracht. Diese Gedichte in ihrer ganzen sprachlichen Schönheit und Farbigkeit würdigen zu wollen, würde hier die Aufgabenstellung an den Rezensenten überdehnen. Die Auswahl und Zusammenstellung machten es, die diese kurze Lesung zu einem Ereignis von ungeheurer sprachlicher Intensität geraten ließen.

In unnachahmlicher Weise und unter Ausspielung all seiner vielfältigen sprachlichen Ausdrucksmittel ließ Curt Timm die in schwelgerischem Duktus verfassten Gedichte aufblühen – mal heiter, mal melancholisch – nie vordergründig oder gar oberflächlich, auch in extrem verhaltenden Passagen mit großer Eindringlichkeit – ein absoluter sprachlicher Hörgenuss.

Dass dazu, mitten in der Stadt - mit einer einzigen kurzen Ausnahme - keinerlei Zivilisationsgeräusche – kein Flugzeug, kein Motorrad und eben nur ein einziges Automobil - die „Andacht“ der Zuhörer beeinflusste - das machte das Glück der Besucher in dieser ganz besonderen Stunde vollkommen. Mit Goethe's „Faust“ hätte man zu diesem Augenblick ausrufen mögen:Verweile doch! Du bist so schön! Foto: gc

12.06.2013


„Warum ich vom Expressionismus so begeistert bin“

Der Maler Rainer Magold in der neuen Speyerer Synagoge zum bestimmenden „Kunststil seines Lebens“

Von Gerhard Cantzler

Noch bis zum kommenden Mittwoch, dem 05. Juni 2013, wird sie in der neuen Speyerer Synagoge „Beith Schalom“ auf dem Weidenberg gezeigt - die Ausstellung „Moses“ des heute im südpfälzischen Gleisweiler lebenden und in seinem Atelier am Landauer Nordring wirkenden Malers Rainer Magold, über die der SPEYER-KURIER in seiner Ausgabe vom 14.April anlässlich der Eröffnung bereits ausführlich berichtet hatte.

Über 600 Besucher – Gruppen und interessierte einzelne Kunstfreunde – waren seitdem, so der Hausherr der Synaoge und Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, Daniel Nemirowsky, bei seiner Begrüßung zu einem Vortragsabend des „Interreligiösen Gesprächskreises Speyer“, in die Ausstellung gekommen - hatten viel über die eindrucksvollen Bilder wissen wollen, aber auch über den jüdischen Kultus in diesem Haus im allgemeinen - über die jüdischen Festtage von Pessach bis zum Laubhüttenfest – und sich so ein Stück weit Einblick verschafft in jüdisches, religiöses Alltagsleben von heute.

Dass dies nun auf dem Wege über die eindrucksvollen Gemälde Magolds möglich geworden sei, dafür dankte Nemirowsky dem Künstler, als er jetzt – noch bevor die Ausstellung ihre Pforten schließt – Auskunft darüber geben wollte, „warum ich vom Expressionismus so begeistert bin“

Er selbst bewege sich künstlerisch „auf der Grenze zwischen dem figürlichen und dem abstrakten Expressionismus“, bekannte Magold in seinem mit vielen Bildbeispielen unterlegten Vortrag, in dem er darauf verwies, dass „Expressionismus“ sich schon seit den frühen Höhlenmalereien in fast allen künstlerischen Strömungen Ausdruck verschafft habe. In seiner Blütezeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe sich dieser Kunststil selbst als eine Bewegung „gegen Spießbürgertum und Stammtischdenken“ verstanden. Als „wilder Expressionismus“ diffamiert sei er dann im „Dritten Reich“ als „entartet“ diffamiert und der öffentlichen Betrachtung entzogen worden, während sich die „Bonzen des Systems“ mit dieser Kunst „reich gemacht“ hätten, indem sie konfiszierte Kunstwerke an vermögende Sammler außerhalb Europas – kunstsinnige Juden zumeist - verkauft hätten.

Auch im benachbarten Frankreich, wo der Expressionismus den „Individualismus der einzelnen Maler“ bezeichnet habe, sei diese Kunstrichtung über lange Zeit hinweg unbeachtet geblieben. 20% fotografische Wiedergabe der Realität und 80% Emotion, das sei das „Rezept“ der expressionistischen Malerei gewesen, so Magold, der daran erinnerte, dass die heute so sehr gefeierten Anfänge des abstrakten Expressionismus in Frankreich, die „Seerosen“ von Claude Monet, erst an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert wieder aus den Magazinen geholt und an den Ort zurück gebarcht worden seien, für den der Maler einst die großformatigen Kunstwerke geschaffen habe: Die Orangerie in Paris, aus der sie für viele Jahrzehnte verbannt waren.

Auch heute setzten sich expressionistische Einflüsse in den aktuellen Stilrichtungen unvermindert fort, erklärte Rainer Magold, der eine Vielzahl von zeitgenössischen Künstlern aufführte, die noch immer nach den Prinzipien dieses Kunststiles arbeiteten.

Als einen von vielen führte er den Franzosen Pierre Soulage an, der als Vertreter einer abstrakt-ungegenständlichen Richtung der Gegenwartsmalerei mit seinen breiten, schwarzen Balkenformen vor hellem Grund berühmt geworden ist. Ihm fühlt sich Rainer Magold, wie er mit seiner „Moses“-Schau eindrucksvoll belegt, besonders eng verbunden. Auch für ihn ist „Schwarz“ die Farbe, die wie keine andere durch ihre hohe Intensität ihre Wirkung auf den Betrachter entfaltet. „Ich male, wie ich dichte“, bekannte Magold in seinem Vortrag und zeigte Beispiele seiner beeindruckend vielseitigen Kunst, in die er auch archaische Aspekte mit einfliessen lässt, indem er zum Beispiel mit Wein – mit Rotwein oder Riesling - gemalte Bilder in seinem Oeuvre zeigt. „Lyrische Abstraktion“ nennt er diese Ausflüsse seiner Kunst - „ entstanden in totaler Freiheit im Umgang mit Form und Farbe“.

Kein Wunder, dass seine Schauen international immer größeres Interesse finden und dass immer mehr öffentliche Galerien und private Sammler Werke dieses Pfälzer Künstlers in ihren Sammlungen vertreten sehen wollen. Auch viele der in der Speyerer Synagoge ausgestellten Bilder seines „Moses“-Zyklus zieren inzwischen „Rote Punkte“ - sie haben einen Käufer gefunden - vielleicht auch, weil sie ein Thema aufgegriffen haben, das in unseren Tagen wieder eine wachsende Bedeutung erfährt: Das „Moses“-Motiv.

Von daher war es sicher eine ganz besonders glückliche Ergänzung, dass Dr. Markus Lamm, Pastoralreferent in der Gemeinde St. Hedwig in Speyer-West und Religionslehrer am Speyerer Hans-Purrmann-Gymansium, dieses „Moses“-Thema mit seinen Schülern der 10. Jahrgangsstufe beleuchtet und eine ganz besondere Annäherung an diesen für alle abrahamitischen Religionen gleichermaßen zentralen Propheten unternommen hatte. Vier seiner Schülerinnen bereiteten Rainer Magolds Vortrag mit Lesungen vor, in denen sie in eindrucksvoller Weise Moses „als das für alle Religionen einmalige Geschenk des einen Gottes an uns Menschen“ charakterisierten.

Ein in jeder Beziehung Gewinn bringender Abend, den das Jazz-Duo Sailer und Lenz mit leichter Hand und gut gewählten Titeln musikalisch umrahmte. Foto: gc

01.06.2013


Bilder und Skulpturen von außergewöhnlicher Sensibilität und intensivster Ausdruckskraft

Ausstellung „über Himmel, Land und See“ im „Kulturhof Flachsgasse“ eröffnet 23. Speyerer Kulturtage

von Gerhard Cantzler

Speyer- Weit ausladende, den Blick ins Unendliche öffnende Strand- und Meeres-Perspektiven – Menschenköpfe und Vogel-Skulpturen aus hellem Granit, die trotz oder gerade wegen ihres archaischen Werkstoffs Zärtlichkeit und ein Gefühl von Geborgenheit verstrahlen - dieser Kosmos erschließt sich dem Betrachter, wenn er durch die jetzt zum Auftakt der 23. Speyerer Kulturtage eröffnete Ausstellung „Wo Fluss und Meer sich treffen“ des Künstlerpaares Dorothea Vogel-Dehn und Peter Vogel im „Kulturhof Flachsgasse“ geht und sich einnahmen lässt von Arbeiten, die in seltener Harmonie und Einheit die innere Sensibilität ihrer Schöpfer mit ihren zur Plastik oder zum zweidimensionalen Bild geratenen Werken widerspiegelt.

Eva-Maria Sommer, Kulturmanagerin und seit ein paar Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schauspieler, Regisseur und unvergleichlichen Rezitator Curd Timm in der Speyerer Altstadt lebend, wo sie in diesen Tagen am „Halben Dach“ auch ihre höchst originelle und sehenswerte kleine „Galerie im Treppenhaus“ eröffnete, hat das Künstlerpaar nach Speyer eingeladen. Vor über zwanzig Jahren haben sie sich auf der Nordseeinsel Föhr kennegelernt, wo Eva-Maria Sommer und Curt Timm 14 Jahre lang lebten und wo sich Dorothea Vogel-Dehn und ihr Mann Peter Vogel von der überwältigenden Naturlandschaft zwischen Land und Meer inspirieren ließen.

Pastose, flächige Kompositionen, in denen Land und Meer geradezu idyllisch und oft nahtlos ineinander übergehen, stehen Eindrücken der sturmgepeitschen Nordsee – des „blanken Hans“ - mit seinen oft geradezu gewalttätigen Sturmfluten gegenüber. Der sturmgepeitschte Strandhafer, die schäumenden Kronen der Wellen - Peter Vogel liefert mit seinen zum Teil recht großformatigen Bildern eindrucksvolle Beispiele für eine lohnenswerte Renaissance des zuletzt etwas ins Abseits geratenen Genres der „maritimen Malerei“. Aber auch seine kleinen, kabinetthaften Formate - oft detaillreich ausgeführt - überzeugen den Betrachter. Himmel, Meer, Licht und Farben, das sind die Mittel, durch die sich Peter Vogel immer wieder mit den besonderen Erscheinungen „seiner“ Inselwelt auseiandersetzt.

Kongenial dazu die Skulpturen seiner Ehefrau Dorothea Vogel-Dehn. Sie läßt ihre Figuren oft aus dem „rohen“ Stein „herauswachsen“, schafft daraus mit großer Behutsamkeit geradezu „Unschuld“ ausstrahlende Plastiken, die den Betrachter dazu anregen, sie zu „begreifen“ - sie wie einen „Handschmeichler“ haptisch zu erleben. Als „eine geistig-philosophische Durchdringung der Natur“ hat Eva-Maria Sommer die Arbeiten der beiden heute in Potsdam lebenden Künstler so treffend charakteriisiert - Werke, die ihre Betrachter an der Liebe der Künstler zum Meer und an ihrer „Inselsehnsucht“ Anteil haben lassen.

Curt Timm hatte zu dieser Vernissage höchst passende Texte zur Rezitation ausgewählt: Auszüge aus Heinrich Heine's „Nordeezykluas“. Eine akute Erkrankung, die ihn dazu „zwang“, eine Klinik in Ludwigshafen aufzusuchen, machte seine Mitwirkung unmöglich. Deshalb auch von hier: „Gute Besserung, Curt Timm – und baldige gute und vollständige Genesung“.

So übernahm es Peter Vogel selbst, die ausgewähten Texte zu lesen und den Beuschern dieser Vernissage so neben der Bildnerischen Annäherung an das Land zwischen Himmel, Land und Meer auch einen literarischen Eindruck davon zu vermitteln.

Eine im besten Sinne lohnende Ausstellung, wie auch die Speyerer Kulturdezernentin, Bürgermeisterin Monika Kabs, in ihrer Begrüßung betonte, in der sie insbesondere Eva-Maria Sommer für ihre Initiative zu dieser Schau dankte.

Kabs hatte am Nachmittag schon gut 80 Kinder im benachbarten Kinder- und Jugendtheater zur Premiere von „Hallo“ von Taki Papaconstantinou begrüßen können, mit dem das „theater Katerland“ aus dem schweizerischen Winterthur zu Gast war. Foto: gc

21.04.2013


„Internationaler WeldeKunstpreises - Fotografie 2013“

Preisträger des „Internationalen WeldeKunstpreises Fotografie 2013“ in der Speyerer Volksbank Kur- und Rheinpfalz ausgestellt

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Im Rahmen einer Vernissage in den Räumen der Hauptstelle der Volksbank Kur- und Rheinpfalz in Speyer wurden jetzt die Gewinner des diesjährigen „Internationalen WeldeKunstpreises für Fotografie“ ausgezeichnet, deren Arbeiten noch bis zum 10. Mai 2013 während der üblichen Öffnungszeiten im Kundenzentrum der Volksbank in der Speyerer Bahnhofstraße zu sehen sind – schade nur, dass die Fotografien nicht hinter entspiegeltem Glas präsentiert werden und sich deshalb die „Lichtspiele“ in der belebten Schalterhalle in den Bildern reflektieren und deshalb den Genuss der Ausstellung doch etwas beeinträchtigen.

Dirk Borgartz, Stellvertretender Vorstandssprecher der Bank, konnte zu diesem Anlass dennoch eine große Schar von Kunstfreunden begrüßen, die sich die Gelegenheit, so viele Arbeiten international renommierter Fotografen zu bewundern, nicht entgehen lassen wollten. Borgartz' erster Gruß galt dabei Brigitte Spielmann, der Gattin des wegen einer Auslandsreise verhinderten Kunstmäzens und Welde-Chefs Dr. Hans Spielmann - „Welde auf Welt-Reise“, raunte humorig ein Besucher, ebenso der neuen kaufmännischen Leiterin der Schwetzinger Privatbrauerei, Ulrike Hattendorf. Aber auch die Speyerer Kulturdezernentin, Bürgermeisterin Monika Kabs und der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Volksbank Kur- und Rheinpfalz, Reinhard Oelbermann, wollten sich die künstlerischen Momente an diesem Abend nicht versagen. „Kunst ist inzwischen auch zu einem begehrten Anlageobjekt geworden“, stellte Dirk Borgartz fest, schränkte seine Festellung jedoch dahingehend ein, dass er darauf hinwies, dass für die Sammler nicht allein der Aspekt der Wertsteigerung im Vordergrund stehen dürfe – Kunst habe ausweislich einschlägiger Indizes in den letzten Jahren durchschnittlich mit „nur“ zwei bis fünf Prozent rentiert -, sondern dass der Wertzuwachs sich mit der ehrlichen Leidenschaft für die Kunst verbinden müsse.

5.000 Euro für den großen „WeldeKunstpreis“ - 500 Euro Preisgeld für den Publikumspreis, das seien auch im künstlerischen Umfeld namhafte Wettbewerbs-Donationen, betonte Ulrike Hattendorf, die den Wettbewerb, der bereits seit 1995 mit stetig wachsendem Erfolg durchgeführt werde, als Beleg dafür nannte, dass „Brauerei und Bank“ - dass „Zahlen und Genuss“ sehr gut zueinander passten. Vor ein paar Wochen habe die Jury in Mannheim die „long-list“ - den Reigen aller eingereichten Arbeiten – präsentiert, in Speyer werde nun die „short-list“gezeigt, die Arbeiten, die es in die Endausscheidung geschafft hätten. Und dass „Kunst und Bier“ sehr gut zueinander passten, belege auch die Sonderedition eines Biobieres, dessen Sammel-Flaschen die Ettiketten der in der Ausstellung gezeigten Kunstwerke zierten.

Den Besuchern dankte Ulrike Hattendorf dafür, dass sie durch ihr Interesse an der gezeigten Kunst seit nunmehr19 Jahren den Wettbewerb und die Ausstellungen möglich gemacht hätten.

In seiner Laudatio stellte der Vorsitzende der Wettbewerbs-Jury, der Heidelberger Kunsthistoriker Thomas Schirmböck, die in der Ausstellung präsentierten Künstler und ihre Arbeiten vor:

Gewinnerin des renommierten „Internationalen WeldeKunstpreises Fotografie 2013“, so konnte er mitteilen, ist die deutsche Fotografin Susa Templin. Sie habe mit ihren Arbeiten „Upside down Cities“ die unabhängige Fachjury besonders beeindruckt. Die 1965 geborene Preisträgerin fasziniere „mit ihrer Auseinandersetzung mit urbanen Strukturen“, indem sie städtische Räume und Landschaften fotografiere und die Aufnahmen im Atelier bearbeite. „Sie faltet, zerschneidet, übermalt, klebt und baut plastische Modelle, die sie immer wieder fotografiert“, so schilderte Schirmböck die Schaffensprozesse. So entstünden neue Bildräume - sogenannte „Proposals für Städte“ - in denen Templin ihre Entwürfe zur Umgestaltung des Stadtraumes und ihre Kritik fotografisch umsetze. „Ich collagiere in meinen Modellen und Installationen die Wirklichkeit, die Künstlichkeit und das Imaginäre, um mir neuen, freien Raum zu schaffen.“, habe Templin vor der Jury ihre Absichten erklärt.

Die gebürtige Hamburgerin Susa Templin, so Schirmböck weiter, sei in den 1990er Jahren mit kontrastreichen Schwarzweiß-Serien bekannt geworden und 1996 für fast zehn Jahre nach New York gegangen. Heute lebe und arbeite Templin, deren Werke international ausgestellt werden, in Berlin und Frankfurt a.M..

Der Publikumspreis, so Schirmböck weiter, sei von den Besuchern der „long-list“-Schau dem in Moslkau geborenen Fotografen Heinrich Voelkel für seine Arbeit „The terror of the City – Gazah 2009“ zuerkannt worden. Für diese realistischen „Porträts eines Desasters“ - die Dokumentation der Zustände im umkämpften Gazah-Streifen aus künstlerischem Blickwinkel – erwarb sich Voelkel auch die Sympathien des Speyerer Publikums.

Zuvor hatte Thomas Schirmböckauch die weiteren in der Ausstellung gezeigten Künstler vorgestellt: Johanna Giel, die in der Zeit des Faschismus entstandene italienishe Dörfer in einer ganz eigenen Handschrift porträtiert, Axel Höth, der aus seinem ganz persönlichen Blickwinkel heraus die Wuzeln der badisch-alemannischen Fasnet erspürt und Nico Lohmar mit seinen zum Teil aus tausendfachen Mehrfachbelichtungen resultierenden abstrakten Kompositionen - alle drei Künstler, die sich mit ausdrucksstarken Arbeiten den Einzug in diese Ausstellung verdient haben.

Noch bis zum 10. Mai wird die Ausstellung der Arbeiten dieser fünf Künstler in der Speyerer Volksbank Kur- und Rheinpfalz gezeigt – das fotografische Oeuvre der Preisträgerin Susa Templin wird dann vom 24. November 2013 bis zum 26. Januar 2014 im „ZEPHYR – Raum für Fotografie“ in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim als Einzelausstellung präsentiert. „Susa Templin überzeugt mit ihrem facettenreichen fotografischen Werk. Ich bin deshalb schon sehr auf diese Ausstellung mit ihren Arbeiten und Installationen gespannt.“, freute sich Thomas Schirmböck, Kurator der Galerie ZEPHYR und Jurymitglied des WeldeKunstpreises, ehe die Preisträger aus der Hand von Brigitte Spielmann ihre Preisgelder und eine Magnum-Flasche eines originellen Champagner-Bieres sowie gemeinsam mit den anderen Ausstellern von Dirk Borgards prächtige Blumengebinde entgegennehmen durften.

Musikalisch und bei guten Gesprächen über Kunst und Kommerz – Bank und Bier – Volksbank und Welde hatten danach die zahlreichen Besucher noch ausgiebig Gelegenheit, sich mit den gezeigten Kunstwerken auseianderzusetzen. Foto: pem

18.04.2013


Eindrucksvolle Beispiele der künstlerischen Annäherung an eine interreligiöse Zentralfigur

Moses-Ausstellung mit Werken von Rainer Magold in der Speyerer Synagoge eröffnet

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Wer gegenwärtig in die neue Speyerer Synagoge „Beith Schalom“ auf dem Weidenberg eintritt, der sieht sich schon im Eingangsbereich mit einem Kunstwerk von ungeheurer Monumentalität und Ausdruckskraft konfrontiert. „Klagemauer“ hat sein Schöpfer, der Südpfälzer Maler Rainer Magold dieses Werk betitelt, das hinführen soll in seine das ganze Gotteshaus durchziehende Ausstellung mit Gemälden mit alttestamentarischen Wurzeln im Umfeld des „Mose“-Motivs, jener Zentralfigur des jüdischen Glaubens, die als „Moses-Religion“ vielfach synomym für das 'Judentum' schlechthin verwendet wird.. Insbesondere der große Gemeindesaal im Untergeschoss der Synagoge ist derzeit angefüllt mit Bildern, die durch das eingesetzte Oberflächenmaterial die Grenzen von der Zwei- zur Dreidimensionalität immer wieder durchstoßen. Als vermutlich einziger Gegenwartskünstler setzt Rainer Magold Pech als Medium zur Gestaltung seiner Werke ein. Das tiefdunkelbraun ins schwarze changierende Material verliert auch nach langer Zeit seine zähflüssige Viskosität nicht, so dass sich das Bild auch über längere Zeiträume hinweg zu verändern vermag.

In diesem bis auf den letzten Platz gefüllten Gemeindesaal trafen sich jetzt Kunstfreunde aus der gesamten badisch-pfälzischen Region zur Vernissage – die Ausstellung selbst ist ab Sonntag, dem 14. April bis zum 22. Mai geöffnet. Dort wurden sie von Daniel Nemirowsky, Hausherr und Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz e.V., begrüßt, der ihr Kommen als ein Zeugnis für die religionsübergreifende Verehrung des jüdischen Stammvaters und als Referenz für den Künstler Rainer Magold bewertete. „Und Zeugnis ablegen hat ja gerade im Judentum eine ganz besonders große Bedeutung“, erinnerte Nemirowsky – Mose sei so für alle monotheistischen Weltreligionen von zentraler Bedeutung. Mit großer Freude begrüßte Nemirowsky den Pfarrer der Protestantischen Gedächtniskirchengemeinde, Uwe Weinerth, der gemeinsam mit Pfarrdiakon Paul Nowitzky für das Interreligiöse Forum Speyer zu der Veranstaltung gekommen war. Vor einem Jahr ins Leben gerufen, dokumentiere dieses Forum den Willen von Christen, Juden und Muslimen in Speyer zur dauerhaften interreligiösen Zusammenarbeit in der Stadt. Der Dank Nemirowskys galt sodann Lilo Salten, der Konzertveranstalterin aus Limburgerhof, die sich große Verdienste um das Zustandekommen dieser Ausstellung erworben habe.

Für das „Interreligiöse Forum Speyer“ gab sodann Pfarrer Weinerth seiner großen Freude darüber Ausdruck, dass die Speyerer jüdische Gemeinde diese eindrucksvolle Ausstellung realisiert habe.

In seiner Einführung in die Ausstellung ging der Karlsruher Kunstwissenschafter Marco Hompes auf die enge Verknüpfung von Kunst und Religion in der Menschheitsgeschichte ein und versuchte eine Positionsbestimmung von Rainer Magolds Schaffen zwischen Abstraktismus, Realismus und Expressionismus. Die Arbeiten Magolds regten den Betrachter zu einer durchaus emotionalen Auseinandersetzung mit seiner Kunst an. „Moses war und ist stets ein gewaltiges Thema in der Kunst“, stellte Hompes fest und erinnerte an die großartige Statue des Moses von Michelangelo, die Rainer Magold in ihrer Expressivität durchaus beeinfluust habe. „Heute stellt uns Rainer Magold wirklich eindrucksvolle Beispiele seiner Annäherung an den Propheten Moses vor“.

Lesen Sie die gesamte Einführung von Marco Hompes im Wortlautim SPEYER-KURIER.

Der Künstler, der derzeit auch in der Ludwigshafener Friedenskirche ausstellt, bedankte sich sodann bei allen, die zum Gelingen der Schau in der Speyerer Synagoge beigetragen haben und hatte Blumen für den Laudator Marco Hompes und die Fördererin seiner Kunst, Lilo Salten mitgebracht. Musikalisch umrahmte der Limburger Akkordeon-Virtuose Soren Thies die Vernissage, der einige anrührende traditionelle jiddische Lieder mitgebracht hatte. Foto: gc

14.04.2013


Rede zur Eröffnung: Rainer Magold „Moses“ in der Synagoge Beith Shalom in Speyer

Marco Hompes, M.A.

Es gilt das gesprochene Wort

Ich freue mich ganz besonders, heute hier sprechen zu dürfen. Es ist für mich ein besonders spannender Ort: Die Synagoge, in der Nachbarschaft der katholischen Friedenskirche St. Bernhard, gewidmet der Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland, mit Nähe zum Dom. Ein wahres Beith Schalom.

Hinzu kommt nun ab heute auch die Kunst Rainer Magolds. Diese Trias: Religion, Kunst und die Bibel-Geschichte, die wir heute sehen, ist eine perfekte Symbiose, da sie vieles eint, und ganz Fundamentales über unser Da-Sein erzählen kann, sofern wir uns trauen aufmerksam zuzuhören.

In der Bibel, im Tanach (Tora, Nevi’im, Ketuvim) aber auch im Koran geht es um die Beziehung zwischen Menschen und der göttlichen Welt. Zu ist Zeugnis eines andauernden, Weltenübergreifenden Dialogs.

Seit jeher ist auch die Kunst auf engste mit der Religion verknüpft und hat ganz ähnliche Anliegen. Hierzu möchte ich einige Worte sagen, um dann zur Kunst Rainer Magolds überzuleiten.
In ihren Anfängen hatte die Malerei noch einen klaren Auftrag. Ihr kam eine illustrative Funktion zu, das heißt, sie sollte die Geschichte des Glaubens deutlich und lesbar machen. Doch Ikonen oder Bibelillustrationen nur in diesem Sinne zu betrachten würde der Kunst nicht gerecht werden. Vielmehr ging es ihr darum den Menschen zu berühren und ihm ein Mittel zum Dialog mit der jenseitigen Welt zu bieten. Sie wollte den Menschen in eine Zustand des tremendum, des ehrfürchtigen Schauerns versetzen. Das Leid der Heiligen und Propheten nachzuvollziehen, um somit ein eigenes emotionales Nacherleben und der damit einhergehenden inneren Läuterung zu erreichen, das war ihre Aufgabe.

Dementsprechend spielte die realistische, naturgetreue Wiedergabe der Realität keine Rolle. Vielmehr wurde demonstriert, dass das, was gezeigt wurde, einen Zwischenraum zwischen der Nicht-Sichtbaren, Nicht-Greifbaren, und der Hiesigen Welt einnimmt und zwischen beidem vermittelt.

Die Künstler des Mittelalters verstanden gut, dass es eine Anmaßung wäre, die Welt zu zeigen, wie wir sehen, ja dass es auch schlicht unmöglich ist, ein wahres Bild der Welt wiederzugeben. Ihnen ging es um sehr viel höhere Ziele, genau um solche Dinge, die eben nicht zu sehen ist.

Dieser Erkenntnis begann sich nach und nach aufzulösen. Es wurde wichtiger sein malerisches Talent zu beweisen und Dinge in beinahe fotografischer Genauigkeit feAb Aber Dinge, Körper und Ereignisse sind nicht vollständig in Bilder zu übersetzen. Die Geschichte des Realismus hat diese Einsicht zum Resultat. Bei der Abbildung der Realität in möglichst genauer Art und Weise, klafft doch immer eine immense Lücke zwischen dem Gesehenen, dem Tatsächlichem, dem Erlebten und dem Gemalten. So sagte meine liebe Kollegin Dr. Chris Gerbing: „dass letztlich ein jedes Kunstwerk, eine gewisse Abstraktion der Wirklichkeit darstellt.“

Nicht selten sind sich Künstler innerhalb der Kunstgeschichte dessen bewusst geworden. Sie gelangten zur Einsicht, dass Malerei nicht starr an der Wirklichkeit verhaftet bleiben kann, um letztlich das – den Künstler antreibende Gefühl oder Erlebnis, welches auf einer Leinwand festgehalten werden will, wiederzugeben.

Viel eher geht es darum, die eigenen Emotionen für den Betrachter nachvollziehbar zu machen und diesen selbst zu einem Moment des innerlichen Erlebnisses zu führen. Diese Art der Kunst zielt auf Emotion, erreicht durch Form und Farbe. Man kann durchaus behaupten, dass die Kunst der Moderne, die innere Kraft des Bildes, die im Mittelalter ganz offensichtlich war, wiederzuentdecken wollte, wenngleich mit neuen Mitteln. Denken wir beispielsweise an Marc Chagall, Emil Nolde oder Max Beckmann. Hier wird klar, dass sie mit ihrer Kunst ganz andere Ziele verfolgten.

Der Expressionismus hat hierin ohne Zweifel eine Vorreiterrolle. Auch die abstrakte Kunst findet hierin mitunter ihre Bestätigung. Beide haben dementsprechend ein gemeinsames Ziel. Die Lösung formaler Probleme wurde jedoch höchst unterschidlich behandelt.

Das führt uns nun zu der Kunst Rainer Magolds. In seinem Oeuvre finden sich sowohl ungegenständliche Bilder als auch solche, die Gegenstände oder Menschen zum Ausgangspunkt nehmen. Das mag den ein oder anderen irritieren: Galt in der Kunst doch lange das Denken, dass sich ein Maler entscheiden müsse, welchen Stil er vertritt. Was wäre denn dann Rainer Magold? Ein Expressionist? Ein abstrakter Maler? Ein Tachist? Ein abstrakter Expressionist? All das und weder noch. Denn es geht ihm nicht um einen Stil. Vielmehr geht es um Auffassungen und Einstellungen. Bezeichnet man ihn also als Expressionisten, so kann damit nur eine Einstellung, eine Lebenseinstellung gemacht sein: Nicht ein festgelegter Stil. Magold interessieren die menschlichen Realitäten; über die entsprechende Form, diese darzustellen, kann er heute frei verfügen. Das ist die Errungenschaft der neueren Kunstgeschichte. Künstler und Künstlerinnen können mehrere (stilistisch unterschiedliche) Dinge gleichzeitig machen, ohne sich dabei zu widersprechen. Letztlich kann man Magolds sein Anliegen auf eine ganz einfache und gleichzeitig hochkomplizierte Formel herunterbrechen: Wir sollen das Bild fühlen.

Um dies zu erreichen fand er zu einem gestischen Farbauftrag. Dies ist nötig, damit der Maler selbst im Bild sein kann. Magold übertragt also eigene Gedanken, Gefühle und Leidenschaften auf die Leinwand, will aber damit auch gleichzeitig den Betrachter (emotional) ansprechen.

Und das ist etwas furchtbar Wichtiges, was wir heutzutage, da Kunst auch zur Kapitalanlage wird, dringender verstehen müssen denn je. Im Zeitalter der Romantik, da war es nicht unüblich, dass ein Museumsbesucher herzzerreißend vor einem Bild weinen konnte. Auch die schon erwähnte frühchristliche und die religiöse Kunst hatte zum Ziel, etwas beim Betrachter auszulösen. Oft waren das Resultat Visionen, tiefgreifende Erkenntnisse, Umkehr, Wandel etc. Man muss sich vor Augen halten, wie viel letztlich eine Leinwand mit Farbe erreichen kann. Farben konnten uns zum Weinen bringen.

Heute ist es schwieriger geworden, dem Bild mit Gefühl zu begegnen. Stellen Sie sich vor, in einem Museum würde ein Besucher herzergreifend weinen oder auf die Knie fallen und beten. Es wäre doch mehr als befremdlich. Zu oft sind wie der Meinung, in Anbetracht eines Gemäldes oder einer Skulptur etwas wirklich wichtiges, etwas kunsthistorisch bedeutsames oder etwas unglaublich Kluges sagen zu müssen. Letztlich ist Kunst aber beides: Emotio und Ratio. Die Kunst hat immer wieder versucht, diesen Spagat zu schaffen: Auf der einen Seite die Kunst für alle zugänglich zu machen, dem Betrachter Möglichkeiten zur emotionalen Involvierung zu bieten und gleichzeitig relevant, kritisch oder auch tagespolitisch aktuell zu sein.

Ich bin der Meinung, und ich denke, dass Rainer Magold mir zustimmen wird, dass seine Kunst beides verfolgt. Denn was wir hier heute sehen, spricht nicht nur unser Auge an, es soll auch unseren Geist und gleichzeitig unser Herz ansprechen.

Darum sind sowohl die Malweise, der überzeugende Umgang mit Farben und Kompositionen ebenso wichtig wie die Themen. In Magolds Oeuvre finden wir eine Unmenge an Themen. Er legt sich dabei nicht fest. Warum sollte er auch? Menschen sind ja nun einmal nicht einseitig, warum sollten Maler es also sein?

Die Schau heute steht unter dem Titel „Moses“. Ein gewaltiges Thema!

Als Identitätsstifter ist Moses neben den Erzvätern Abraham und Jakob eine der wichtigsten Figuren für das religiöse Denken, für das nationale Selbstverständnis der Juden und sind zugleich Sinnbilder für den inneren Kampf eines Jeden.

Die Figur des Moses wurde in der Kunstgeschichte häufig behandelt. Eine der bekanntesten Darstellungen ist sicher die Michelangelos.

Michelangelo schuf zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Gestalt des Mose, die als eines seiner bekanntesten bildhauerischen Werke einzuordnen ist.

Seine Skulptur ist eindrucksvoll, wegen der Ambivalenz der Figur. Von der linken Seite aus gesehen, wirkt Moses zornig und wütend. Von der rechten Seite des Grabmals aus betrachtet zeigt sich jedoch nur eine konzentriert schauende, keine erzürnte Gestalt. Frontal vor dem Moses stehend erschließt sich dem Betrachter eine Kombination aus beiden Ansichten. Es entsteht das Bild eines Mannes, der streng, aber nicht zwangsläufig zornig ist, der geduldig und ruhig, aber nicht nachgiebig ist. Bei Rainer Magolds „Moses“ werden Sie sicher auch mehrere Züge erkennen.

Auf einer Kunstreise, noch als Klosterschüler, begegnete der Maler Rainer Magold dem Werk, was ihn zu einer langen und intensiven Beschäftigung mit dem Thema führte.

Denn was in den Bücher Mose steht, was auch Michelangelo zeigt, sind fundamentale Bedingungen des Menschsein. Damit ist gemeint, dass wir gute und schlechte Seiten in uns haben. Moses ist ein Symbol für diesen inneren Kampf, bei dem wir stets gewillt sein sollen, gegen das Negative anzukämpfen. Es ist der Aufruf an uns; Vernunft und Gutmütigkeit zu beiweisen, auch, wenn es sehr schwierig erscheint. Gott als, der „Ich-bin-da“ steht hier für unser Vertrauen an das Gute, das wir unter allen Umständen verfolgen sollten.

Bereits zu Beginn der 5. Bücher Mose wird dies deutlich. Die Angst des Pharaos vor der wachsenden Gemeinde der Hebräer ist ein generelles Sinnbild für die Machtbesessenheit des Menschen. Ein Blick nach Nordkorea oder Weißrussland macht deutlich, dass Tyrannei auch heute aufzufinden ist.

Die Quintessenz der Bibel ist jedoch: Bei all der Grausamkeit und all dem Leid, dass wir dort finden, gibt es immer wieder auch konträre Entwicklungen, dieser Kontrapost ist Moses.

Er wurde in ein Binsenkästchen gesetzt, welches mit Teer und Pech abgedichtet wurde, im Nil ausgesetzt, gefunden von der Tochter des Pharao, die Mitleid bekam und das Kind aufnahm. Mitleid ist sicher das menschliche Gefühl, welches im größten Kontrast zur Tyrannei steht. Solche stark konträren Bedingen werden immer wieder gezeigt.

Immer wieder gibt es Zweifel, dann aber auch wird, etwa durch einen Brennenden Dornbusch, der Glaube an das Gute wieder entfacht. Die Wanderung durch die Wüste steht für die Schwierigkeit, an ein Ziel zu glauben, die Mühen des Lebens, gleichzeitig aber auch für das Versprechen, dass alles gut werden wird.

Wir begegnen in den Büchern auch Neid, wenn Aaron und Mirjam sagen: „Hat etwa der Herr nur mit Mose gesprochen? Hat er nicht auch mit uns gesprochen?“

Diese entgegengesetzten Richtungen und Bewegungen finden wir auch in Magolds Bildern. Nehmen wir beispielsweise das Gemälde „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein.“ Zu sehen ist eine Art Strick, der zerreißt. Man kann darin aber auch zwei, sich gegenseitig sanft berührende (vielleicht pflanzliche) Teile sehen.

Auch sein Bild „Die 10 Stämme Israels“ ist ein solches Beispiel. Man erkennt eine Form mit einer starken Mitte und 10, sich abzweigenden Strängen. Lesen kann man es als Verstreuen, Auseinandertriften, als Diaspora. Hingeben ließe es sich auch als erneutes Zusammenkommen lesen oder aber als Sinnbild für unsere gemeinsame Mitte.

Passend hierzu ist, dass wir in der Ausstellung auch den 4 Elementen: Feuer, Erde, Wasser und Wind begegnen.

Ebenfalls brandaktuell ist der „Tanz ums Goldene Kalb“ (Aaron, während Moses auf Berg Sinai). Das Kalb steht für so viel Gefährliches in uns: Hybris, Fundamentalismus, Verehrung von Reichtum, Macht und Konsum, die schnell dazu führen, das uns Einende, Menschliche aus den Augen zu verlieren. Das Kalb ist in Magolds Bild zu einem aggressiven Stier geworden (auch ein Sinnbild der Börse), der alles umrennt, was ihm in den Weg kommt. Daneben die feiernde, gesichtslos gewordene Masse und die Versuchungen, die schemenhaft tanzen und sich nicht um das kümmern, was im vordern Bildgrund steht: Es ist eine zusammengekauerte Familie, die in ihrer Wirkung durchaus an Bilder von Käthe Kollwitz erinnert. Schutz suchend befinden sie sich genau in der Laufbahn des Stieres. Sie sind die einzigen Menschen mit Gesicht und auch das einzig Menschliche. Das Bild ist ein Aufruf, sich auf diese Dinge zu konzentrieren und natürlich auch ein Zeitbild, wenn man sich die aktuelle Situation von Spanien, Portugal oder Griechenland vor Augen hält.

Überall in der Bibel kommen wir zu der Erkenntnis, dass das Gute immer auch ein harter Weg voller Zweifel ist. Die Wanderung durch die Wüste ist nur ein Beispiel, ein anderes ist die Jakobsleiter, die wir auch in dieser Ausstellung sehen können. Die Leiter hat 130 Stufen, was in der jüdischen Zahlensymbolik eine wichtige Ziffer ist, denn die Zahl 130 bedeutet wie die Zahl 13 „das Maß der Einswerdung“. 13 heißt, über die Zahl Zwölf, symbolisch für die Zwölf Stämme Israels, hinausgehend. Einen dieser Zwölf Stämme, den Judas, sehen wir auch in der Ausstellung.

Die angesprochenen Bilder vieles gemein: gemalt sind sie mit Pech. Mir wäre kein anderer Künstler bekannt, der mit diesem Material arbeitet. Eine starke Aufladung besitzt das Material dennoch, denn auch im Alten Testament wird der Gebrauch von Pech an drei Stellen beschrieben. Einmal beim Bau der Arche, dort wird Pech zum Abdichten benutzt, nach Moses Geburt zum Abdichten des Körbchens, in dem er im Wasser des Nils gerettet wurde, und beim Turmbau zu Babel, dort wird Pech als Bindemittel für Lehmziegellagen erwähnt.

Man sollte meinen, die Bilder sind schwarz. In Wirklichkeit sind sie es aber nicht. Denn das Material und Magolds pastoser Auftrag führen dazu, dass eigentlich nicht nur das greifbare, zähe Material Teil des Bildes wird, sondern auch ein ganz ungreifbares: nämlich das Licht, die Schatten, die Reflexionen. Dadurch verändern sie sich unaufhörlich. In einem religiösen Kontext betrachtet und gerade auf den Bezug zur Bibel, wird diese Tatsache zu etwas unglaublich Poetischen und gleichzeitig zu etwas sehr Philosophischen. Das Bild wird beeinflusst durch Nicht-Materielle Gegebenheiten, die nur schwer zu greifen sind. Ist es nicht genau das, was ich zuvor über die biblischen Texte gesagt habe, dass es immer einen Dialog zwischen einer sichtbaren und einer nicht-sichtbaren Welt gibt?

Ganz ähnlich verhält es sich mit den Motiven, die zu sehen oder auch nicht zu sehen sind. Nehmen wir die Jakobsleiter oder die Stämme Israels als Beispiel. Gemalt sind sie nur mit einem Material. Doch der Auftrag bewirkt, dass wir doch etwas erkennen, was ich schon sehr erstaunlich finde. Es sind jedoch recht abstrakte Formen. Eine sternenförmige Struktur und ein gewundenes Band. Diese Formen sind schon vielsagend und lassen allerlei eigene Interpretationen zu. Das gewundene Band kann für Harmonie, Einheit aber auch für einen langen gewundenen Weg stehen. Der Stern als Zeichen der gemeinsamen Mitte oder des gemeinsamen Ursprungs.

Ohne Titel würden sie auch funktionieren. Doch der Zusatz von Titeln fügt eine zusätzliche Dimension hinzu. Die Bilder beginnen zu erzählen, wir können die Geschichten, die wir kennen darin ablesen. Das heißt, dass die Bilder uns etwas erzählen. Verstehen können wir diese Geschichten aber nur, wenn wir in uns danach suchen. Letztlich vervollständigen wir selbst die Bilder. Es handelt sich um einen Dialog, wie ihn der Kunstwissenschaftler Ernst Gombrich formulierte. Kunst sei wie ein Ballspiel. Das Bild wirft einem einen Ball zu. Das Spiel funktioniert aber nur, wenn man den Ball auch wieder zurückwirft, dann wirft auch das Bild wieder den Ball. So entsteht ein Dialog, ein Spiel, das uns bereichert und das uns helfen kann auch etwas über uns selbst zu lernen. Magolds Bilder sind für mich wunderbare Beispiele für dieses Spiel. Wenn wir nicht wollen, dann fällt der Ball einfach herunter. Wenn wir ihn aber auffangen, entdecken wir ihr Potenzial und ihre Vielschichtigkeit. Denn die Bilder sind nie eindeutig, besitzen mehrere Aspekte oder Ebenen. Daraus kann sich ein langes Spiel entwickelt, das in unterschiedlicher Intensität gespielt werden kann. Viele der Bilder reagieren auch auf unsere eigene Situation.

Ein wunderbarer Vergleich ist auch der zwischen der Klagemauer und der Kunst.

Die Klagemauer (Ha Kotéll a Maharrvi) (westliche Mauer) Ist 48 Meter lang und 18 Meter hoch. Täglich besuchen viele Menschen die Klagemauer, um zu beten. Viele stecken auch aufgeschriebene Gebete in die Ritzen und Spalten der Mauer. Sie stellt für viele Juden ein Symbol für den ewigen, bestehenden Bund Gottes mit seinem Volk dar.

Die Klagemauer, das sind 40 Millionen alte Steine, denen die Menschen Ihre Wünsche und Sorgen anvertrauen.

Eigentlich ist eine Mauer, die alleine herumsteht und keine tragende Funktion mehr hat, ein Hindernis. Sie versperrt den Blick, sie versperrt den Weg. Die Klagemauer ist aber viel mehr als das.

Genauso ist es bei Rainer Magolds Kotel. Wer sich nicht auf die Malerei einlässt, wird nur eine Wand sehen, die etwas versperrt, nur Farben, Formen, expressive Äußerungen. Lassen wir uns aber darauf ein, können wir selbst kreativ werden. Rainer Magold fand durch seinen Vater früh zur Kunst. Wesentliche Anregungen erhielt er auch durch Joseph Beuys. Dieser hatte postuliert, jeder Mensch sei ein Künstler. Damit meinte er natürlich nicht, dass jeder zu Farbe und Pinsel greifen sollte. Vielmehr ging es ihm darum, dass jeder in seinem Bereich etwas Kreatives, etwas Besonderes, etwas Wertvolles schaffen kann. Die Hebamme ebenso wie der Koch. Auch das gemalte Bild bestätigt das Künstlertum eines Jeden. Wer vor Rainer Magolds Kotel zu denken oder zu träumen beginnt, der wird Teil dieses Prozesses. Wer also mit dem Bild Ball spielt, beweist sein Künstlertum beziehungsweise seine Kreativität.

Dies lässt sich an vielen Bildern durchspielen. Eines meiner liebsten in dieser Ausstellung ist jedoch „Du sollst keine anderen Götter haben“.

Hier kann man wesentlich die eigene Prägung oder Bildung sehen. Als Kunsthistoriker entdeckte ich sofort eine Ähnlichkeit zu Alexej Jawlenskys „Meditationen“: Gesichter, die sich soweit abstrahiert haben, dass sie sich von der Realität wegbewegen, gleich russischer Ikonen das Spirituelle bzw. Geistige zu zeigen. Man mag in dem Kopf, sofern man es überhaupt als Kopf sieht, auch ein Kreuz entdecken; Fragiles, Stabiles. Vielleicht interessiert aber auch nur das Licht: als Metapher für das göttliche Scheinen. Letztlich ist Gott ja unvorstellbar und undarstellbar, er erscheint nur im Nicht-Sichtbaren. Hinzu kommt, dass sich das Antlitz immerfort verändert: Zum einen mit unserer eigenen Bewegung, was natürlich auch symbolisch gesehen werden kann. Bewegen wir uns so weit von Gott weg, dass wir ihn nicht mehr sehen oder betrachten wir die verschiedenen Erscheinungsformen.

Aber nicht nur durch unsere Bewegung verändert sich das Bild. Auch das Pech arbeitet weiter. Es bewegt sich, nicht nach festen Regeln, jedes Jahr minimal und wird sich in 100 Jahre sichtbar verändert haben. Wie lässt sich das deuten? Das überlasse ich in diesem Fall ganz Ihnen und hoffe, dass Sie den Ball auffangen und in den Dialog mit den Bilder treten.

14.04.2013


„Paraphrase heißt, sich auf das Erbe anderer einzulassen“

Zur Eröffnung der Ausstellung „Feuerbach-Paraphrasen“ des österreichischen Künstlers Herwig Zenz im Speyerer Stadtarchiv

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Sie sollte eigentlich eine typisch „wienerische Vernissage“ werden – die Eröffnung der Ausstellung der „Feuerbach Paraphrasen“ des österreichischen Kunstprofessors Herwig Zens, die noch bis zum 31. Juli 2013 im Lesesaal des Speyerer Stadtarchivs gezeigt wird. Der „Grüne Veltliner“ war schon gut gekühlt, Grammelschmalz und Liptauer zum kräftigen Schwarzbrot bereitgestellt, als die Nachricht eintraf, dass der Protagonist der Schau, Prof. Herwig Zens, sich noch kurz vor seiner Abreise nach Speyer wegen einer akuten Erkrankung in eine Wiener Klinik begeben musste. Für den Leiter des Speyerer Stadtarchivs, Dr. Joachim Kemper und den Kurator der Ausstellung, Dr. Oliver Bentz, eigentlich der „Super-Gau“, hätte ihm da nicht ein anderer, echter Speyerer spontan aus der Verlegenheit geholfen: Prof. Thomas Duttenhoefer, renommierter Bildhauer und Professor für Grundlehre und Zeichnen an der Kunsthochschule in Mannheim und seit langem mit Herwig Zens aus gemeinsamen Ausstellungen befreundet, kam kurz entschlossen aus seinem Domzil auf der Darmstadter Mathildenhöhe herüber in seine alte Heimatstadt, um Herwig Zens und sein Schaffen vor den zahlreichen Besuchern der Vernissage lebendig werden zu lassen.

Und um den Leserinnen und Lesern des SPEYER-KURIER den abwesenden Wiener Künstler und seine enge Freundschaft mit dem kongenialen Speyerer Kollegen noch besser erfahrbar zu machen, hat Duttenhoefer der Redaktion die Verbreitung des Videos erlaubt, das ihn bei der Erschaffung einer Büste des Wiener Freundes zeigt. Zum Video:

Herwig Zens, den Duttenhoefer bei dieser Gelegenheit als einen „der bedeutensten Meister der Linie unserer Zeit“ charakterisierte, war mehr als fünf Jahrzehnete lang tagaus, tagein unter den Deckengemälden hindurchgegangen, die der in Speyer geborene Maler Anselm Feuerbach in der Zeit seiner Lehrtätigkeit als Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien nach 1875 geschaffen hatte.

Zehn Jahre als Student, zwanzig als Lehrbeauftragter und von 1987 bis 2006 selbst als Professor sei Zens den Gemälden Feuerbachs, die Titel aus der antiken Mythologie wie „Gaia“, „Uranus“, „Gefesselter Prometheus“ oder „Aphrodite“ tragen, fast täglich begegnet - habe sie auf sich wirken lassen und sich zu einer eigenständigen, individuellen Interpretation und Fortschreibung der von Feuerbach gewählten thematischen Inhalte inspirieren lassen.

„Paraphrase heißt, sich auf das Erbe anderer einzulassen“, stellte Thomas Duttenhoefer fest, „denn Kunst entsteht immer wieder neu aus Kunst“. So mache die Ausstellung im Speyerer Stadtarchiv deutlich, dass Zens in den Zeichnungen Feuerbachs jeweils den Ausgangspunkt für seine eigenen Arbeiten gefunden habe. „Denn auch der 'Ausgangspunkt' ist ein Punkt, der sich in eine Linie verlängert und sich schließlich zu einer Figur formt“, so der Professor – ganz im Sinne von Paul Klee, der einst bildhaft formulierte: „Die Linie ist ein Punkt, der auf Reisen geht“.....

„Herwig Zenz hat seinen „Akku“ immer wieder an den Zeichnungen Feuerbachs in der Wiener Akademie aufgeladen“, bescheinigte Duttenhoefer dem Künstlerfreund. Um so mehr bedauerte er es, dass die in Speyer gezeigten, unscheinbaren Reproduktionen der Feuerbach'schen Zeichnungen es nur schwer zuließen, diese Verbindung nachzuvollziehen.

Zuvor schon hatte der Kurator der Ausstellung, Dr. Oliver Bentz, auf die zupackend-expressive Handschrift des österreichischen Zeicheners und Graphikers Herwig Zenz hingeweisen, den die Kunstwelt zu den führenden Vertretern seines Faches im deutschsprachigen Raum zählt. „Wo Herwig Zenz ist, ist auch immer das Chaos“, so Dr. Bentz mit Blick auf die kraftvollen Linienführungen des Künstlers. Seine enorme Ausdruckskraft habe ihn selbst dazu angeregt, Zenz mitsamt seinen Arbeiten nach Speyer einzuladen, um das „triste Ambiente“ des Speyerer Stadtarchivs ein wenig „aufzupeppen“. Die in Speyer gezeigten Reproduktionen der Arbeiten seien deshalb so formatiert, dass sie sich in die Architektur des Lesesaals so einfügen, als wären sie speziell dafür geschaffen worden.

Für Anselm Feuerbach sei die Wiener Zeit bei weitem nicht so glückhaft gewesen wie für seinen Epigonen fast anderthalb Jahrhunderte später, wusste Dr. Benz zu berichten. Im Jahr 1873 „von den Politikern und nicht von den Professoren“ auf den Lehrstuhl an der Wiener Akademie berufen, habe Feuerbach von Anfang an unter den Anfeindungen seiner Kollegen gelitten. Besonders der Maler Hans Markart habe ihm - wohl auch aus Neid über seine Erfolge in der Kunst- wie in der Damenwelt - das Lebens schwer gemacht. Persönliche Angriffe und wahre Zeitungskampagnen - nicht zuletzt auch wegen der 1873 in Auftrag gegebenen Deckengemälde - hätten Feuerbach schon 1875 dazu veranlaßt, um seinen Abschied aus Wien nachzusuchen, der ihm dann allerdings erst drei Jahre später gewährt wurde. Eine Facette im Leben des großen Sohnes der Stadt Speyer, die sicher bisher auch viele Speyerer Kunstfreunde so noch nicht realisiert hatten.

„Die Arbeiten von Herwig Zenz bringen ganz neue Facetten kulturellen Lebens in unser Stadtarchiv“, lobte deshalb auch Kulturbürgermeisterin Monika Kabs in ihrer Grußadresse, in der sie dem Hausherrn Dr. Joachim Kemper und dem Kurator Dr. Oliver Bentz dafür dankte, „die Fenster des Archivs für Neues weit aufgestoßen und frische Luft hereingelassen zu haben“.

Dass mit einer solchen Schau zugleich auch der Stellenwert des Speyerer Stadtarchivs in der internationalen „Archiv-Szene“ gesteigert werden könne, darauf verwies gleich zu Beginn des Abends Dr. Joachim Kemper in seiner Begrüßung. Speziell mit der Präsentation der Arbeiten des österreichischen Künstlers Herwig Zenz werde zugleich auch die Verbindung seines Hauses zu Wien weiter gestärkt, betonte der Leiter des Stadtarchivs.

Und wie präsent Speyer schon bisher im österreichischen „Geschichtsgedächtnis“ sei, könne jeder Internet-Nutzer herausfinden, wenn er das „Österreichische Archivportal“ aufrufe und den Begriff „Speyer“ eingebe. Dann öffneten sich ihm weit über 1.000 Seiten, während es selbst von Mannheim nur knapp 100 und von Ludwigshafen gar nur fünf Seiten seien. Speyer also einmal mehr vorne – auch wenn der Schöpfer dieser Ausstellung an diesem Abend nicht pesönlich anwesend sein konnte.

Herwig Zens deshalb auch von hier aus: „Gute Besserung und baldige vollständige Genesung!“ – und vielleicht schafft es der Künstler doch noch, in den nächsten Wochen einmal in „seiner“ Ausstellung im Speyerer Stadtarchiv vorbeizuschauen. Foto: gc

04.04.2013


"Vom gläubig-demütigen Bekenntnis Einzelner zu einer stetig wachsenden Bewegung"

Wanderausstellung „Pilgern“ in der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer eröffnet

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Pilgerfahrten zu geheiligten Orten - sie sind so alt wie das Christentum selbst - und noch älter... Denn schon lange vor der Zeitenwende hatte das Wallfahren im klassischen Altertum – unter anderem bei Griechen und Juden – eine lange Tradition. Erst in der Neuzeit, in der Epoche der Aufklärung, gerieten die Pilgerfahrten zu weit entfernten Zielen wie etwa der im Westen Europas, in der spanischen Provinz Galicien gelegenen Stadt Santiago de Compostela, „aus der Mode“.und wurden weitgehend von den „Tageswallfahrten“ zu den Wallfahrtsstätten im näheren Umkreis abgelöst.

Erst in unseren Tagen kamen die Menschen auf der Suche nach neuen Formen von Spiritualität wieder auf das Pilgern. Bücher wie das des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho „Auf dem Jakobsweg“ aus dem Jahr 1999 oder zuletzt Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ aus dem Jahr 2006 lassen das Pilgern wieder heftig boomen. Heute zieht es jährlich weit über 200.000 Menschen auf unterschiedlichen Pilgerrouten quer durch Europa an das Grab des Heiligen Jakobus in der Kathedrale von Santiago de Compostela – aus dem gläubig-demütigen Bekenntnis Einzelner zum christlichen Glauben ist eine breite und stetig wachsende Bewegung geworden.

Im Kunden-Center der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer trafen sich jetzt Mitglieder der „St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland e.V.“ zur Eröffnung einer Wanderausstellung, die bis zum 22. März die Geschichte des Pilgerns im allgemeinen und ihre regionale Ausprägung im Bereich der Süd- und Vorderpfalz dokumentieren will. Auf zehn großflächigen, hoch informativ gestalteten Tafeln werden in der Ausstellung unter der Schirmherrschaft des Europarates in Straßburg Historie und Wirkungsgeschichte der Pilgerbewegung in Europa dargestellt, die sich heute in unterschiedlichen, von Ost nach West führenden Pilgerrouten manifestiert. Daneben informieren zwei Sondertafeln über die Aktivitäten der Regionalgruppe Süd- und Vorderpfalz der St. Jakobus-Gesellschaft.

Und um allen am Pilgern interessierten Menschen in der Region noch mehr Informationen zuteil werden zu lassen, werden Mitglieder der Vereinigung am 7., 14. und 21. März jeweils von 14.00 bis 18.00 Uhr in der Ausstellung zugegen sein, um allfällige Fragen umfassend und kompetent zu beantworten.

Zu Beginn des Abends hatte der Vorstandsvorsitzende der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, Uwe Geske, die rund 270 Pilgerfreunde begrüßt, die aus dem ganzen Land zu diesem Anlass nach Speyer gekommen waren. Dabei bezeichnete er es als ein ganz besonderes zeitliches Zusammentreffen, dass just zu der Stunde, zu der In Speyer die große Pilgerfamilie der St. Jakobus-Gesellschaft zusammenkomme, in Rom das Pontifikat Papst Benedikt XVI. zu Ende ginge. „Gerade eben habe ich noch im Fernsehen den Heiligen Vater gesehen, der sagte, dass er künftig nur noch ein Leben als 'einfacher Pilger des Herrn' führen wolle“, berichtete der Banker angerührt. U

Er konnte unter den Gästen sodann auch den Vorsitzenden des Zweckverbandes für die Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, Oberbürgermeister Hansjörg.Eger sowie den Speyerer Landtagsabgeordneten Dr. Axel Wilke (CDU) begrüßen. Schließlich galt sein Gruß auch zwei Pilgergruppen, die zu diesem Tag aus Mainz und Saarbrücken in die Domstadt gekommen waren.

In seinem Grußwort wies Oberbürgermeister Eger auf die große Bedeutung des Pilgerwesens für die Stadt Speyer hin, das bereits im Mittelalter eine lange Tradition begründet habe und das sich heute in der Skulptur des Pilgers vor dem Kaiserdom noch immer eindrucksvollen künstlerischen Ausdruck verschaffe.

Für den noch immer erkrankten Speyerer Weihbischof Otto Georgens lass Martien van Pinxteren, Sprecher der Regionalgruppe Süd- und Vorderpfalz der St. Jakobus-Gesellschaft dann Auszüge aus dem Geistlichen Impuls, den der Weihbischof zu diesem Anlass verfasst hatte. Georgens, dem Pilgerwesen ganz besonders eng verbunden – immerhin führt er in seinem Bischofswappen die Jakobsmuschel – sei Repräsentant „einer Kirche in Bewegung“, so Martien van Pinxteren. Die Pilger verglich der Bischof in seiner Botschaft mit Schwalben, „die sich danach sehen, fort zu ziehen, wenn der Frühling kommt“. Auf der Suche nach einer geistigen Heimat seien sie überzeugt, auf Pilgerfahrt gehen zu müssen und fühlten sich gut, wenn sie am Ende ihrer Reise die Statue des Heiligen Jakobus umarmen könnten. „Wir kommen von Gott und gehen zu ihm zurück“, ließ Georgens den Jakobs-Pilgern zurufen. Sie würden mit ihrer Wanderung die Vision von einer besseren und gerechteren Welt erfüllen - von der Hoffnung auf Gott – von der Sonne, die niemals sinkt. „Deshalb lasst Karten und Navigationsgeräte zu Hause – lernt wieder fragen und schauen – vertraut auf Gott – Er wird Euch leiten“.

„Rheinland-Pfalz ist für Pilger ein bedeutsames Durchzugsland,“ erklärte sodann Roland Zick, Präsident der St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saar e.V. in seiner Einführung in die Ausstellung -“Ein Land, das schon im Mittelalter Drehkreuz für die Pilger gewesen sei und durch das heute noch wichtige Pilgerwege führten. Mehr und mehr Menschen würden sich heute auf den Weg nach Santiago de Compostela machen „auf der Suche nach sich selbst“, so Zick. „Pilgern verbindet“, erklärte er. Bereits in den Jahren 1996/98 habe es in der Diözese Speyer erste Anfänge für eine organisierte Pilgerbewegung gegeben – Prof. Dr. Hans Ammerich, der Leiter des Bistums-Archivs in Speyer habe viel Recherchearbeit geleistet, um die alten Pilger-Wege nachzuweisen - der Pfälzerwald-Verein habe diese Wege quer durch die Pfalz markiert, der CJD ihn bei dieser Maßnahme nachdrücklich unterstützt. Ihnen allen wollte Roland Zick an diesem Tage Dank sagen für die nachhaltige Hilfe, besonders auch Dr. Karlheinz Debus und Dr. Reinhild Günther für ihre gründliche Archivarbeit über das Pilgern in früheren Zeiten. „Heute gibt es rund 2.000 Kilometer Pilgerwege durch Europa – Transitwege von Osten nach Westen“. Auch die letzten, noch vorhandenen Lücken seien vor kurzem noch geschlossen worden, Anlass dazu sei die Fertigstellung der „Klosterroute“ von Worms nach Metz gewesen, die in Metz mit dem Pilgerweg aus Speyer zusammentreffe. Vor den Kathedralen beider Städte seien Pilgermuscheln in den Boden eingelassen worden, dazwischen wiesen 160 Muscheln auf bedeutende kirchliche Bauwerke entlang der Route hin. „Die Pilgermuschel ist für uns auch heute noch Orientierung auf unserem Weg“, bekannte Roland Zick.

Er dankte abschließend den Sparkassen in Rheinland-Pfalz dafür, dass sie nach einer Besprechung bei der Sparkasse in Kaiserslautern spontan die Ausrichtung der Ausstellung „Pilgern“ als Wanderausstellung durch die 16 Sparkassen in der Pfalz und dem Saarland initiiert hätten. In Speyer habe sich dabei insbesondere der Pressesprecher der Kreis- und Stadtsparkasse, Albert Schlarp, durch sein großes Engagement hervorgetan. Danken durfte Zick schließlich auch Dr. Trude Haas, die den Kontakt der Vereinigung zum Europarat hergestellt und die Übernahme der Schirmherrschaft durch diese hochrangige Institution erwirkt habe.

Die Eröffnungsveranstaltung, die von einer getragen-heiteren, durchaus familiären Atmosphäre bestimmt war, wurde auch musikalisch adäquat umrahmt: Die Frauenschola InSpira und die Schola Cantorum Saliensis am Dom zu Speyer unter der Leitung von Monika und Christoph Keggenhoff hatten – begleitet von Johannes Cantzler, Drehleier und Dudelsack – spanische und französische Pilgerlieder vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart mitgebracht und zu einem exquisiten Programm zusammengefügt.

Eine stimmige Veranstaltung, nach der die zahlreichen Gäste noch lange bei Wein, alkoholfreien Getränken und „Speyerer Brezeln“ in einer dem Geist des Pilgerns entsprechenden familiär-kameradschaftlichen Atmosphäre zusammenstanden. Foto: gc

01.03.2013


Berlin im Zeichen der „Machtergreifung“

Ausstellung im DHM beschreibt den Beginn des Unterganges der Demokratie zwischen 1933 – 1938

spk. Speyer/Berlin- Im Zusammenhang mit der Berichterstattung des SPEYER-KURIER über Veranstaltungen und Ausstellungen rund um den 80. Jahrestag der „Machtergreifung“ am 30.01.1933 hat uns unser Leser, Prof. Dr. Alexander Koch, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums DHM in Berlin auf eine Ausstellung in seinem Haus hingewiesen, die sich diesem Themenkreis in einer ganz besonderen Weise anzunähern versucht.

Die am 31. Januar 2012 eröffnete Ausstellung „Zerstörte Vielfalt. Berlin 1933 – 1938“, die noch bis zum 10. November 2013 im Deutschen Historischen Museum in Berlin, Unter den Linden 2, gezeigt wird, erinnert an die nationalsozialistische Machtübernahme im Jahr 1933 und an das Novemberpogrom von 1938. Die Ausstellung vereint über vierzig Projekte von Museen und Gedenkstätten, privaten Vereinen und Initiativen, die sich in Ausstellungen, temporären Kunstprojekten, Theateraufführungen, Lesungen, Filmprojekten oder Hörführungen mit der Geschichte Berlins im Nationalsozialismus auseinandersetzen. Gemeinsam dokumentieren sie die verheerenden Auswirkungen der NS-Diktatur auf das Leben in der Großstadt.

In zahlreichen Dokumenten, Bildern und Filmen erinnert die Ausstellung an das Berlin der Weimarer Republik, das eine pulsierende Metropole und die Hauptstadt des Deutschen Reiches mit mehr als vier Millionen Einwohnern war.

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 markierte dann jedoch den Beginn der endgültigen Zerstörung der Demokratie. Wesentliche Grundrechte und die Rechtsordnung wurden außer Kraft gesetzt, Gewerkschaften aufgelöst, politische Parteien und gesellschaftliche Verbände verboten bzw. zur Auflösung gezwungen. Die Machteroberung der Nationalsozialisten vollzog sich dabei in beispiellosem Tempo und war geprägt von einer Welle des Terrors gegen die politischen Gegner, die jüdische Bevölkerung und andere gesellschaftliche Gruppen.

Allerdings verfügten die Nationalsozialisten jedoch über einen nicht unerheblichen Rückhalt in der Bevölkerung - nicht wenige Deutsche begrüßten 1933 die Machtübertragung als Sieg der Rechten.

Die Ausstellung zeigt anschaulich, wie die gesellschaftliche Vielfalt und die kulturelle Avantgarde des Berlins der 1920er Jahre nach 1933 durch die Etablierung des Nationalsozialismus zerstört wurden.

Die Ausstellung „Zerstörte Vielfalt. Berlin 1933 – 1838“ ist der Beitrag des Deutschen Historischen Museums zum gleichnamigen Themenjahr der Stadt Berlin. Lesen Sie dazu Näheres unter www.kulturprojekte-berlin.de Foto: DHM Berlin

06.02.2013


„Ecce homo - kritische Blicke auf den Menschen“

Kunstverein Speyer eröffnet faszinierende Werkschau des Malers, Graphikers und Buchillustrators Felix Martin Furtwängler

Von Gerhard Cantzler

Ecce homo – seht diesen Menschen und schaut auf ihn - den leidgeprüften, geschundenen und immer wieder aufs neue von Terror, Gewalt und Hass Gequälten! Auch so könnte man wohl die beeindruckende Schau mit zum Teil außerordentlich großformatigen Malereien, mit Graphiken und Buchillustrationen von Felix Martin Furtwängler überschreiben, die jetzt in den Räumen des Speyerer Kunstvereins eröffnet wurde. „Der Maler liebt die Einsamkeit“ - so hat der Künstler diese Schau statt dessen selbst betitelt und drückt damit wohl gleichfalls ein Stück von der Melancholie und Traurigkeit aus, die der Betrachter wohl angesichts der Leuchtkraft und Intensität der Farbpalette des Künstlers sicher oft erst auf den zweiten Blick erkennt.

Christian Scheffler, über 25 Jahre Leiter des renommierten Klingspor-Museums in Offenbach am Main – einem Mekka der zeitgenössischen Schriftkunst und Buchillustration – verfolgt seit Mitte der achtziger Jahre mit fachkundiger Sympathie die Entwicklung des 1954 in Karlsruhe geborenen Felix Martin Furtwängler, der heute zwischen seinen Ateliers in Berlin und im Allgäu und damit zwischen ganz unterschiedlichen Welten pendelt und daneben auch noch – fast wie nebenbei – auch noch eine beeindruckende Zahl von Ausstellungen – allein in den letzten zwei Monaten waren es vier an der Zahl - „bestückt“.

„Seine Bilder sind kein Wandschmuck, sondern kritische Blicke auf den Menschen“, charakterisierte Christian Scheffler die Arbeiten Furtwänglers. „Wie vor ihm schon die großen Illustratoren im 15. Jahrhundert schneidet auch er seine Bilder in Linoleum oder in Holz“, erklärte er, „und befreit sich damit selbst von der Last seiner Gedankenwelt“. Damit eröffne der Künstler dem Betrachter zugleich auch immer wieder neue Blicke auf die leidende, fliehende, gequälte und gemordete Menschheit.

„Furtwängler ist ein außergewöhnlich fleißiger und aktiver Mann“, attestierte Scheffler dem Künstler mit Blick auf die zahllosen Ausstellungen, die der im Verlauf der letzten Jahrzehnte „gemacht“ habe. Bedeutende Stationen seien darunter gewesen – die Bayerische Staatsbibliothek in München, das Gutenberg-Museum in Mainz, das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt stünden für viele weitere - die Bücher, die Furtwängler gestaltet hat – in einem Katalogbuch aus dem Jahr 2002 sind allein 172 solcher Bücher zusammengefasst – unterstreichen diesen Eindruck.

Anhand eindrucksvoller Beispiele, die auch in der Speyerer Schau – sie ist eine von sechs Stationen dieser Wanderausstellung – gezeigt werden, zeigte Christian Scheffler auf, dass Felix Michael Furtwängler längst in die erste Reihe der Künstler seines Sujets gezählt werden muss: Illustrationen von Büchern wie Walter Jens' Erstlingswerk „Das weiße Taschentuch“ oder dem Gedichtband „Requiem“ der russischen Dichterin Anna Achmatowa zählen dazu - auch die von ihm gestaltete Ausgabe von Jean Pauls „Die Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ – ihre im Auftrag namhafter Herausgeber von Furtwängler illustrierten Ausgaben zählen heute schon zu den gesuchtesten Kostbarkeiten auf dem Markt exquisiter Buchkunst.

Für den Vorsitzenden des Kunstvereins Speyer, Franz Dudenhöffer, der zu dieser Vernissage neben Oberbürgermeister Hansjörg Eger auch dessen Vorgänger Werner Schineller sowie die Speyerer Kulturdezernentin, Bürgermeisterin Monika Kabs, und als Vertreter der polnischen Partnerstadt Gnesen Pavel Kostuwiak - „den Bruno Klöhr unserer Partnerstadt“ - begrüßen konnte, ist diese Ausstellung ein weiterer Beweis dafür, dass – entgegen anderer Aussagen – sich der Kunstverein Speyer keinesfalls „im Niedergang“ oder auf „einem absteigenden Ast“ befinde. „Wer so etwas behauptet, hat keine Ahnung“, empörte sich Dudenhöffer, der darauf verwies, dass die zahlreich erschienenen Gäste sich selbst den besten Eindruck von der hohen Qualität einer Ausstellung verschaffen könnten, die sich als 342. würdig in die lange Reihe ihrer Vorgänger einordne. Den von der aktuellen Ausstellung tief beeindruckten Besuchern gab er deshalb mit auf den Weg: „Reden Sie gut über uns – den Kunstverein Speyer e.V. - oder schweigen Sie!“

Abschließend verwies Dudenhöffer noch auf das umfangreiche Katalogbuch, mit dem die auf drei Bände ausgelegte Gesamtwerkschau von Felix Martin Furtwängler zunächst abgeschlossen sei. Dieses opulente Buch kann in der Ausstellung, die noch bis Mitte Januar 2013 im Speyerer Kulturhof zu sehen ist, zum Sonderpreis von 30,00 Euro erworben werden. Danach ist es im Buchhandel wieder zum regulären Verkaufspreis von 39,00 Euro zu haben. Vielleicht auch ein Weihnachtsgeschenk! Foto: gc

03.12.2012


Vom karolingischen Denar bis zum Euro

Ausstellung zu 1.200 Jahren europäischer Münzgeschichte in der Volksbank Kur- und Rheinpfalz eröffnet

cr. Speyer. Seit vielen Monaten steht er nun schon im Brennpunkt der europaweiten Diskussion und bestimmt die täglichen Schlagzeilen – der Euro, der in immer größeren Teilen des zusammenwachsenden Kontinents als Leitwährung zu einem der wichtigsten Zahlungsmittel weltweit und trotz aller aktuellen Problemen zum „Kitt“ eines geeinten Europa aufgestiegen ist. Mit ihrer gestern eröffneten Ausstellung in der Dialogzone der „Volksbank Kur- und Rheinpfalz“ in Speyer wirft die Speyerer Numismatische Gesellschaft nun einen ganz anderen Blick auf die Einheitswährung. Unter dem Titel „Vom karolingischen Denar zum Euro – Leitwährungen in Europa vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ präsentieren zwei Aachener Mitglieder der rührigen Speyerer Numismatiker die Vorläufer des Euro , seitdem die Römer den Rhein hinauf zogen und in Aachen ebenso wie in Speyer Siedlungen gründeten.

Heinz Kundolf und Dr. Claus-Peter Meyer hatten dazu kostbare Exponate aus der gut hundertjährigen Sammlung der Stadt Aachen, der Krönungsstadt der Kaiser und Könige des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“ mit nach Speyer gebracht, die in der Volksbank noch bis zum 5. Dezember zu sehen sein werden und die gut 1.200 Jahre Münzgeschichte repräsentieren. Denar, Sterling, Tournosgroschen, Goldgulden , Dukat und Taler, sie alle stehen für entscheidende Abschnitte europäischer Münz- und Währungsgeschichte. Echte Raritäten sind in der Ausstellung versamlelt, die Heinz Kundolf den Speyerer Numismatikern mit großem Sachverstand vorstellen konnte. Zu Beginn seiner Ausführungen erinnerte er daran, dass die Bedeutung des römischen Denars mit dem Zerfall des römischen Weltreiches zwar geschwunden, sich aber im Silberdenar des Karolingerreiches in die neuen Zeiten „hinüber gerettet“ habe.

Ein Exponat aus der Herrscherzeit von Pippin, dem Kurzen, mit 1,7 Gramm reinem Silber, stellt deshalb eines der raren Glanzstücke der Schau dar - ein anderes, aus dem Jahr 869, aus der Zeit von Karl dem Kahlen, weist zum ersten Mal in der Münzgeschichte den Prägeort der Münze, Aachen, aus.

Im 10. Jahrhundert habe sich das Münzrecht immer mehr von den Kaisern und Königen weg und auf Bischöfe, Landesfürsten und später auch auf die zu immer größerer Bedeutung aufstrebenden Städte verlagert, wusste Kundolf zu berichten Dabei sei der Silberanteil der Münzen immer mehr reduziert worden. Dies habe sich auch in ihren gängigen Bezeichnungen niedergeschlagen – so im „schweren Kölner Pfennig“ oder im „leichten Lütticher Denar“. Die Münzen seien dünner und leichter geworden und hätten im Mittelalter weder eine Wertangabe noch ein Prägedatum getragen. Lediglich eine Krone oder ein Bischofsstab hätten Hinweise auf den jeweiligen Prägeherrn gegeben. Auch habe der noch immer weit verbreitete Analphabetismus oft genug zu Rechtschreibfehlern auf den Münzen geführt – auch hierzu zeigt die Ausstellung „prägnante“ Beispiele.

Im 14. Jahrhundert hätten dann die nach dem englischen „Sterling“ benannten Groß- oder Doppelpfennige dem Bedürfnis nach „größerem Geld“ entsprochen. Auch hierzu zeigt die Ausstellung mit dem begehrten „Doppelpfennig“ eines der seltensten und gefragtesten Exponate.

Die Zeit von 1350 bis 1500 zeichnete Heinz Kundolf sodann als die Aera des Groschens, von dem die Schau zahlreiche Beispiele birgt. Es gab Prager, Meißener, Marien- und Stephansgroschen – kurz: Jede Stadt ließ „ihren“ Groschen prägen, die Phantasie im Erfinden von Namen in Verbindung mit der Münze schien unbegrenzt. In Italien als „Grosso“, in Frankreich nach der Stadt Tour als „Tournose“ genannt, erhob der Groschen schon zu seiner Zeit den Anspruch als eine europaweit anerkannte Leitwährung.

Im folgte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts der Dukat, als Golddukat oder auch Goldgulden für den nord- und mitteleuropäischen Raum bedeutsam, südlich der Alpen in den einflussreichen Handelsstädten Venedig als „Zecchino“ und in Florenz als „Florin“ bekannt.

Schließlich verwies Heinz Kundolf noch auf die Zeit des Talers, der seine Bezeichnung vom „Johannistaler“ ableitet.. Diese Silbermünze habe die Goldmünzen abgelöst, nachdem Silber mit dem Abbau der reichen Silbererzlagerstätten im Erzgebirge und in Tirol zum bevorzugten Edelmetall für die europäischen Münzen aufgestiegen war. „Das Gold hat damals seine Bedeutung als Münzedelmetall weitestgehend verloren“, berichtete der Referent, der Goldgulden sei durch den Silbertaler mit einem Silbergehalt von 30 Gramm abgelöst worden. Goldmünzen habe man von da an nur noch zu repräsentativen Anlässen geschlagen.

Im zweiten Teil des Abends ging Dr. Claus-Peter Meyer auf die in der Ausstellung umfänglich präsentierten Euro-Editionen ein. Zunächst in den zwölf Kernländern der EU und in der Vatikanstadt, San Marino und Monaco – diese drei inzwischen schon mit hohem Sammlerwert – eingeführt, seien inzwischen auch noch Malta, Zypern, Slowenien und Estland mit eignen Euro-Prägungen hinzu gekommen – weitere sollen mit dem wirtschaftlichen Fortschritt der Beitrittsländer folgen.

Die Ausstellung zeigt Standard- und Serienprägungen, aber auch die inzwischen teuer gehandelten 20,-- und 100,-- Euro-Goldstücke, die einige Mitgliedsländer aufgelegt haben. Im Gegensatz zu diesen Goldstücken, die nur im Ausgabeland als Zahlungsmittel anerkannt werden, würden die Zwei-Euro-Gedenkmünzen, wie sie fast alle Mitgliedsländer inzwischen herausgegeben, in allen EU-Ländern als offizielles Zahlungsmittel akzeptiert.

Aber auch echte Kuriositäten zeigt die Schau: Ein 25-Euro-Stück aus Frankreich, ein Viertel- und gar ein siebeneinhalb-Euro-Stück sowie die bunten Euros, die durch die Zufügung von Niob in die Legierungen der Rohlinge in Österreich gesprägt wurden.

Auch Fälschungen – insbesondere von Ein- und Zweieuro-Münzen – sowie Rohlinge, die auf „ungeklärten“ Wegen aus den Produktionsstätten herausgeschmuggelt worden seien und insbesondere bei Automaten in betrügerischer Absicht zum Einsatz kämen, werden in der hochinteressanten Ausstellung gezeigt.

Schon zu Beginn des Abends hatte Andreas Kabs, stellvertretender Regionaldirektor der Volksbank für den Bereich Speyer, die zahlreichen Münzsammler begrüßt und insbesondere den Beigeordneten der Stadt Speyer, Dr. Wolf Böhm und den Vorstandssprecher seiner Bank, Rudolf Müller, willkommen geheißen. Kabs verwies auf die lange Tradition der Ausstellungen der Speyerer Numismatischen Gesellschaft, die in der Volksbank immer wieder ein Highlight des Jahresablaufs darstellten.

Dr. Rainer Albert, Vorsitzender der Speyerer Numismatischen Gesellschaft, dankte seinerseits der Volksbank für die in vielen Jahren erwiesene Gastfreundschaft. Mit besonderer Herzlichkeit wandte er sich an den „guten Geist“ des Hauses, Gerd Schäfer, der mit dem Aufbau dieser Ausstellung seine aktive Mitarbeit bei der Speyerer Volksbank beende und sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiede. „Es ist gut, wenn man so treue Helfer hat wie Sie“, wandte sich Dr. Albert an Schäfer und bat ihn, so wie an diesem Abend, wo er für die Gäste noch in letzter Minute die vier Flach- und zwei Hochvitrinen ins rechte Licht gerückt hatte, vielleicht noch einmal aus dem Ruhestand zurück zu kommen, um kompetent auch den Abbau der wertvollen Münzausstellung zu überwachen. Foto: gc

26.10.2012


Spiel zwischen Nähe und Distanz als Geheimnis der Kunst von Christian Uhl

Ausstellung mit “Pfälzer Köpfen” im alten Speyerer Stadtsaal eröffnet

von Gerhard Cantzler

Köpfe - “Pfälzer Köpfe” zumal - sie sind seit langem schon die Objekte des künstlerischen Schaffens des Speyerer Malers Christian Uhl. Seit über sieben Jahren stehen sie schon im Mittelpunkt seiner Arbeiten - vor vier Jahren hat er dann - begleitet von zwei Ausstellungen in dieser Schaffensperiode - den Zyklus seiner “Pfälzer Köpfe” begonnen, der mit der heute im Kunstverein Speyer im Kulturhof Flachsgasse eröffneten Ausstellung seine Vollendung gefunden hat. Dabei haben es unter die “Pfälzer” auch einige “Fremde vunn Auswärts” geschafft, wie die aus Guldental bei Bad Kreuznach stammende CDU-Landeschefin Julia Klöckner oder der aus der österreichischen Steiermark “eingewanderte” Sternekoch Johann Lafer und - für Pfälzer besonders erwähnenswert - die Saarländerin Margit Conrad, Ministerin im rheinland-pfälzischen Landeskabinett.

In diesen vier Jahren hat der Künstler immer wieder Pfälzer Persönlichkeiten fotographisch porträtiert - prominente und weniger prominente, bekannte und unbekannte - sich in ihre Gesichter vertieft, ihr wechselndes Minenspiel studiert und sich ihnen und ihren Gefühlswelten in Gesprächen anzunähern versucht - soweit sie es eben im einzelnen zugelassen haben - dabei aber stets auf der Suche nach einem vertretbaren Mittel zwischen geringstmöglicher Distanz und größtmöglicher Annäherung an die Intimsphäre seiner Modelle - ein schmaler Grat, auf dem sich der Künstler hier bewegen muss, ein Grat, der ihm immer wieder aufs neue allerhöchste Sensibilität abverlangt.

So vorbereitet werden die von Uhl in der Auseinandersetzung mit seinem Gegenüber gewonnenen Gefühle und Eindrücke im einheitlichen Format von 85 x 125 Zentimeter in Ölfarbe und mit vielen Lasurschichten auf die Leinwand gebracht. Danach aber beginnt dann erst der eigentliche Dialog, die künstlerische Auseinandersetzung mit seinem Motiv und den vom ihm auf Uhl übergesprungenen Emotionen.

Ein spannender Weg, bei dem der Künstler nie von Anfang an weiß, wie weit er sich im Schöpfungsprozess seinem Motiv annähern wird - wie tief er in seine Gefühlswelten vordringen kann. Aus dem weißen Untergrund der Leinwand herausgearbeitet sind manche seiner Bilder schon in ihrer ersten durchsichtig-monochromen Ausführungsphase fertig. Andere werden Schicht für Schicht, Pinselstrich um Pinselstrich mit immer mehr Farbe versehen und gewinnen dadurch mehr und mehr an Aussagekraft.

Bei der heutigen Vernissage konnte Altoberbürgermeister Werner Schineller in seiner Einführungsrede aus eigener Erfahrung über diesen Findungsprozess und den im Zusammenhang damit entstehenden Dialog berichten. “Es ist alles ganz anders, als man es sich vorstellt”, so merkte Schineller an, “es gibt - anders als sonst in der Porträtmalerei üblich - nicht unzählige Sitzungen - dafür aber viele Gespräche”.

Dass Christian Uhl sich mit seiner Malerei auf “Pfälzer Köpfe” fokussiert habe, werfe die Frage auf, was das besondere, das unverwechselbare sei an den Pfälzern. “Wo guter Wein wächst, da wachsen auch gute Köpfe”, beantwortete Schineller sich diese Frage selbst und charakterisierte die Pfälzer in seiner - wie immer - mit vielen Anekdoten gespickten Rede abschließend mit der Aufklärung darüber, was wohl die drei höchsten Feiertage der Pfälzer seien? “Schlachtfeschd, Kerwe unn wann im Badische die Wingert verfrieren...”, skizzierte er im reinsten pfälzischen Idiom die pfälzische Wesensart.

Eingangs schon hatte Franz Dudenhöffer, Vorsitzender des gastgebenden Kunstvereins Speyer, in dessen Räumen in diesen Tagen eine Ausstellungseröffnung die nächste jagt, die zahlreichen Besucher begrüßen können, unter ihnen auch eine ganze Reihe der Porträtierten “en nature” - dazu zahlreiche Freunde und Verwandte des Künstlers, an ihner Spitze die Mutter von Christian Uhl.

Von den Wänden herab verfolgten unterdessen die “Pfälzer Köpfe” wohlwollend und mit festem Blick ins Publikum das Geschehen im Saal, wo Franz Dudenhöffer es kritisierte, dass zeitgleich in der unmittelbaren Nachbarschaft noch eine weitere Kunstausstellung eröffnet wurde. “Die Termine des Kunstvereins stehen schon seit Januar fest”, betonte er dabei, “im Interesse des kunstinteressierten Speyerer Publikums sollten wir uns deshalb solche Überschneidungen künftig nicht mehr leisten”, mahnte er.

Die junge Sängerin Andrea Reichert, begleitet von dem Gitarristen Markus Fleischer, umrahmte die Eröffnungsveranstaltung mit einfühlsam vorgetragenen Chansons, mit denen sie anschließend auch noch die Begegnung der Gäste mit dem Künstler und seinen Arbeiten untermalte. Foto: gc

26.08.2012


Künstlerischer Dreisprung zum Sechzigsten

Erster Teil der Retrospektive des Oeuvres von Klaus Fresenius in der Städtischen Galerie eröffnet

von Gerhard Cantzler

Die Städtische Galerie im Kulturhof Flachsgasse platzte schier aus allen Nähten, als Oberbürgermeister Hansjörg Eger am Freitag nachmittag den Vorhang lüftete über dem ersten Akt der dreiteiligen Retrospektive des Schaffens des Speyerer künstlerischen Multitalents Klaus Fresenius. Freunde haben dieses Ausstellungs-Triple zu seinem 60. Geburtstag zusammengestellt - Freunde den an diesem Tag druckfrisch erschienenen Katalog “Stationen 1 2 3" - erschienen im Marsilius Verlag Speyer - gestaltet und noch mehr Freunde und Bewunderer seiner Arbeiten waren an diesem schwülen Nachmittag in die Städtische Galerie geströmt.

Hansjörg Eger erinnerte in seiner Laudatio an die erste Ausstellung, mit der sich Klaus Fresenius vor genau vierzig Jahren - gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden Michael Heinlein und Gerhard Fuchs zum ersten Mal der Speyerer Öffentlichkeit vorgestellt hatte. Seitdem habe sich der Künstler auf vielen Feldern profiliert - als Maler, Graphiker, Buchillustrator und Bildhauer, “und damit sind noch garnicht seine sängerischen Qualitäten angesprochen”, so Eger, der daran erinnerte, dass man dem Jubilar durchaus auch hin und wieder singend auf dem Fahrrad in der Stadt begegnen könne.

Aber auch als “Antreiber” der Kulturszene in der Stadt schilderte Eger den Laureaten, der zu den Gründungsmitgliedern des Künstlerbundes gehöre, seit “Urzeiten” im Vorstand des Kunstvereins aktiv sei und sich mit seinen vielfältigen Talenten auch immer wieder für die von ihm “gelebte Völkerfreundschaft” einsetze.

Als Künstler habe es Fresenius weit gebracht: Seine Werke hingen heute in zahllosen großen Galerien - im Landesmuseum Rheinland-Pfalz in Mainz, in der Pfalzgalerie in Kaiserslautern, in der Mainzer Staatskanzlei. Sein buchillustratorisches Oeuvre - zuvörderst sein gemeinsam mit Arno Reinfrank geschaffenes Großwerk “Fin de Siècle - die letzten 1000 Tage” zur Jahrtausendwende sei heute in vielen nationalen und internationalen Bibliotheken zu sehen.

Aber auch viele Speyerer Familien schätzten sich glücklich, eine Arbeit von Klaus Fresenius bei sich zuhause hängen zu haben. “Manche sollen seineWerke sogar im Schlafzimmer aufgehängt haben”, lüftete der Oberbürgermeister ein Geheimnis, bekannte aber zugleich mit einem Augenzwinkern, dass er das allerdings noch nicht persönlich überprüft habe.

Bei so vielen künstlerischen Erfolgen war es kein Wunder, dass die Zahl der illustren Gäste, die OB Eger an diesem Nachmittag begrüßen konnte, kaum ein Ende nehmen wollte: Da war der in Speyer geborene Purrmann-Preisträger Prof. Thomas Duttenhöfer - in der Welt der Kunst seit Jahrzehnten eine feste Größe - mit seiner Heimatstadt, in der er seine ersten künstlerischen Impulse erfuhr, bis zum heutigen Tag aufs Engste verbunden; ebenso die vielen Künstlerfreunde des Jubilars, die ihn sein Leben lang oder einen Abschnitt davon begleitet haben - da war Jeanette Koch, die Witwe von Arno Reinfrank, die eigens zu diesem Anlass von ihrem Wohnsitz in London angereist war.

Da war aber auch viel politische Prominenz, die zahlreich in den Kulturhof gekommen war - vorne weg der Vorsitzende des Kulturpolitischen Ausschusses des Landtags von Rheinland-Pfaz, Manfred Geis (SPD), sein Speyerer Kollege Dr. Axel Wilke (CDU) und der Oppositionsführer im thüringischen Landtag, Bodo Ramelow (die Linke) - ein Cousin des Jubilars, der es sich nicht nehmen ließ, zu dieser Eröffnung aus Erfurt nach Speyer zu kommen.

Da waren aber auch die vielen anderen langjährigen Wegbegleiter des Jubilars: Altoberbürgermeister Werner Schineller, der frühere Bürgermeister und Kulturdezernent Hans-Peter Brohm, Prof. Peter Eichhorn oder Dr. Adolf Leisen, die nur stellvertretend für all die stehen sollen, die den Speyerer Kulturbetrieb seit Jahrzehnten am Laufen halten.

Anstelle des ursprünglich vorgesehenen Einführungsgesprächs in die Ausstellung mit Klaus Fresenius, das wegen der akuten Erkrankung des Leiters der Städtischen Galerie, Clemens Jöckle - die Versammlung und auch der SPEYER-KURIER senden Clemens Jöckle auf diesem Wege beste Genesungswünsche - ausfallen musste, ergriff der Vorsitzende des Kunstvereins Speyer, Franz Dudenhöffer, die Gelegenheit, um dem Jubilar zu danken für seinen unermüdlichen Einsatz zugunsten der Kunst und des Kunstvereins in der Stadt. Er wies darauf hin, dass Fresenius mit diesem runden Geburtstag wohl schon bald nach einem “flotten Frühwerk und einem bedeutungsschweren Hauptwerk” die Freunde seiner Kunst mit einem “eindrucksvollen Spätwerk” überraschen werde.

Als Dank für seine Jahrzehnte lange engagierte Mitarbeit im Kunstverein Speyer - “Sie sind wohl mit Abstand das dienstälteste Vorstandsmitglied in unserem Verein” - dezidierte er ihm ein ganz besonderes Mitbringsel von der Ausstellung des Spätwerks eines anderen großen Künstlers - eine Playmobil-Figur, die eigens zu der aktuellen Albrecht-Dürer-Ausstellung in Nürnberg aufgelegt worden ist.

Doch dann waren die Besucher der Vernissage schon froh, hinaustreten zu können in die inzwischen angenehm abgekühlte Luft im Kulturhof, ehe sie sich bei kühlenden Getränken und guten Gesprächen und begleitet von dem Gitarristen Wolfgang Schuster, der den gesamten Abend gefühlvoll umrahmt hatte, den Arbeiten von Klaus Fresenius in den drei Räumen der Städtischen Galerie zuwenden konnten: Sehenswerte Tuschen, Wasserfarben, Skulpturen und Plastiken, die noch bis zum 26. September in der Städtischen Galerie zu sehen sind.

Vom 26. Oktober bis zum 24. November 2012 werden dann in der Galerie Josef Nisters die “Neuen Arbeiten” von Klaus Fresenius gezeigt, begleitet von einer Ausstellung seiner Druckgraphiken, Künstlerbüchern und Schriftbildern, die vom 21. November bis zum 29. Dezember im Landesbibliothekszentrum Speyer geöffnet sein wird. Foto: gc

25.08.2012


Zum 50. Todestag von „Marilyn Monroe“

Am 5.August 2012, dem 50. Todestag, erinnert der Maler Rainer Magold an Marilyn Monroe. Von den Tagebüchern der wohl berühmtesten Blondine der Welt inspiriert, zeigt der expressionistische Künstler eine tiefe Seele und eine erotisch- sinnliche Frau mit hohem Niveau.

Mit über 100 figurativen und abstrakten Werken werden unbekannte und private Seiten ihrer schillernden Persönlichkeit gezeigt. Die charakteristischen Magoldschen Großformate zeigen „MM“ verspielt, und nachdenklich, lasziv und verführerisch, zeitlos und doch vergänglich.

Die spannungserfüllten Werke widersprechen dem oberflächlichen Image und zeigen den Konflikt zwischen selbstbestimmtem Leben und der Arbeitswelt.

Informationen unter: magold@web.de 0049 (0) 6343 944 922,

04.08.2012


Michael Schneider Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung in der Krypta des Speyerer Domes

In Ergänzung seines Berichtes über die Eröffnung der Faksimilie-Ausstellung "Der heilende Christus" in der Krypta des Speyerer Domes erreichte den SPEYER-KURIER jetzt der angekündigte Vortrag von Prof. Dr. Michael Schneider SJ von der Jesuiten-Universität St. Georgen in Frankfurt am Main. Die durch eine Erkrankung des Referenten bedingte Verzögerung der Veröffentlichung bitten wir zu entschuldigen.

 

DAS BILD DES HEILENDEN CHRISTUS IM GOLDENEN EVANGELIENBUCH AUS DEM DOM ZU SPEYER

Im Christentum sieht manches »platonisch« aus, beispielsweise in den Idealen der Liebe oder auch in der Vorstellung von einem Leben nach dem Tod: Sobald man stirbt, zerfällt der Körper, nur die Seele und der Geist bestehen fort. Dennoch, eine christliche Beerdigung gleicht einem »Triumphzug «; in ihm wird der Glaube an die Auferstehung des Leibes siegreich in seiner Wahrheit zum Bekenntnis gebracht. Um diese Wahrheit soll es auch in unseren Überlegungen zum heilenden Christus im Zeugnis des Goldenen Evangelienbuches aus dem Dom zu Speyer gehen.

»Leibhaft« aus dem Geschenk geheilter Kreatürlichkeit haben wir in unserem Leben dem Herrn zu entsprechen und alles Erdhafte in die Beziehung mit ihm hineinzunehmen. Was damit gemeint ist, hat Konrad Weiß in seinem Gedichtzyklus »Wettlauf des Knechtes mit Gott, mit der Erde und dem Menschen verdeutlicht. Als der Mensch im »Wettlauf« mit seinem Schöpfer zu sehr damit beschäftigt ist, »himmlisch« sein zu wollen, hält Gott ihn schließlich an und ruft ihm zu: »Irdisch hab’ ich dich gewollt!« Wer vom Himmel träumt oder »vollkommener« sein möchte: eindeutiger, friedvoller, froher und entschiedener, steht in der Gefahr, den Boden unter den Füßen zu verlieren, schließlich sogar Gott selbst. Nicht im Himmel, auf der Erde will Gott seinem Geschöpf begegnen. Der Abstand zwischen Schöpfer und Geschöpf muß vom Menschen eingehalten, aber auch »verwandelt« werden: Irdisch hat der Knecht seinen Herrn zu suchen und zu finden.

Liturgie, Gebet und Studium der Heiligen Schrift haben das eine Ziel, daß der Mensch geerdet wird und erdverbunden, eben »irdisch« lebt. So enthält die Liturgie eine Theologie der Sinne und des Leibes. Dieser ist das Ende der Wege Gottes, und ohne den Leib gibt es keinen Glauben. Leibhaftig sollen die Gläubigen, so Bonaventura, »durch ihr Tun sichtbar werden lassen, daß sie durch den Glauben zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind.

Kosmos, Mensch und Zeit, also die Grunddimensionen der Liturgie, haben schon jetzt Anteil am neuen Leben des Auferstandenen und gehen ihrer vollendeten, ewigen Gestalt in der Ewigkeit entgegen. Ausdrucksgestalten dieses neuen, verklärten Lebens sind das Bild und der liturgische Raum, die immerwährende Stundenliturgie im Rhythmus des nicht untergehenden Lichtes und die Feier des Herrenjahres mit den Stationen des Heils, weiterhin die Größe und Würde des menschlichen Lebens, die auf dem Antlitz des Menschen widerstrahlen, und schließlich das Übermaß der göttlichen Schönheit, das den Menschen zu einem neuen Tun und zu einer neuen Gemeinschaft im Glauben anleitet und ihn mit allen Sinnen leibhaft dem wiederkommenden Herrn entgegengehen  läßt. Daß die christliche Botschaft den Leib nicht übergeht, zeigt sich überdeutlich gerade im Zeugnis der Heilungswunder Jesu.

1. Das biblische Zeugnis

Von keinem Menschen in der Antike werden so viele Wunder berichtet wie von Jesus.3 Die Evangelien verwenden nicht den griechischen Fachterminus (miraculum), weil die Wunder alles andere als mirakulös und spektakulär verstanden und gedeutet werden wollen; in ihnen geht es um die Grundwahrheit jeder Begegnung mit Jesus: »Dein Glaube hat dich geheilt« (Mk 5,34). Nicht das Wunderbare, die Dynamis der Gottesherrschaft wird in diesen »Zeichen« (»semeia«) sichtbar: Alle Geheilten werden einmal sterben, doch sie haben den kostbaren Schatz ihres Lebens gefunden, den ihnen sogar der Tod nicht nehmen kann, nämlich die Begegnung mit dem Heiland der Welt. In ihm ist für sie alle der Anbruch des Gottesreiches konkret geworden. So ist die Auferweckung des Lazarus (Joh 11,1-57) nicht nur ein Hoffnungszeichen für die kommende Auferstehung (Joh 11,24), sondern ein Erweis, daß es das wahre Leben bereits hier und jetzt gibt, nämlich in der Teilhabe am Leben Jesu (Joh 11,25).4

Jesus wirkte mit »machtvollen Taten, Wundern und Zeichen« (Apg 2,22); in ihnen zeigt sich der Anspruch Jesu, der verheißene Messias zu sein: »Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet« (Mt 11,4-6; vgl. Jes 26,19; 29,18; 35,5f.). Bei Matthäus heißt es: »Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden« (Mt 4,23). Die beiden Grundformen der Tätigkeit Jesu sind also: die Verkündigung des Evangeliums und das Heilen. Matthäus (9,35) wiederholt es wörtlich und verwendet fünf Kapitel, um es konkret auszubuchstabieren, folgen doch nach der Bergpredigt mit der Lehre Jesu (Mt 5-7) mehrere Heilungsberichte. Nicht anders verhält es sich beim Wirken der zwölf Jünger, die Jesus aussendet (Mt 10,7f.). Die Taten Jesu veranlassen den Täufer zu der Frage, ob Jesus wirklich der Erwartete sei (Mt 11,2f.), und Jesus beruft sich in seiner Antwort gerade auf die von ihm gewirkten Heilungen. Selbst unmittelbar vor seiner Passion heilt er all jene Kranken, die zu ihm kommen (Mt 21,14). Jesu Zuwendung zum Menschen ist ein unentwegtes »2,D"B,b,4<«, was »dienen« und »heilen« zugleich bedeutet. Die ihm verliehene Macht zum Heilen versteht er als Erkennungszeichen für seine Vollmacht, Sünden zu vergeben (Mk 2,1-12), ist er doch nicht gekommen, um die Sünder zu richten, sondern ihnen wie ein guter Arzt aufzuhelfen (Mk 2,17). Dabei zeigen die Berichte, daß diese Heilungen in Begegnungen sehr intensiver Art geschehen, da er sich jedem Einzelnen unmittelbar zuwendet.

Auf diese Weise vollbringt Jesus Taten, die nach jüdischem Verständnis nur Gott selbst vorbehalten sind, der allein Schuld und Sünde zu vergeben vermag (Ps 103,3; Mk 2,5-7). Er kennt das Herz des Menschen (Ps 139; Joh 1,49), ihm gehorchen die Kräfte der Erde (Ps 135,6f.; Mk 4,41), und er erweckt Tote zum Leben (Joh 11,25). Alle diese seine Wunder sind Zeichen, in denen Jesus die Schöpfung zur Vollendung bringt, ohne die Freiheit des Menschen aufzuheben, sich nämlich zu Jesus zu bekennen und an ihn zu glauben (Joh 11,46-53).

Markus sieht Jesu heilende Vollmacht nicht auf seine irdische Gegenwart beschränkt, sein Wort klingt weiter im Evangelium, in dem alles enthalten ist, was sein Leben und seine Botschaft ausmacht (Mk 14,8f.). Er ist der wahre Lehrer, wie Markus 15mal betont: Jesus lehrt, was er in seiner eigenen Person selbst verwirklicht und was sich im Leben der Kirche manifestieren wird; er lehrt, was für das spätere Leben der Gemeinde von Bedeutung ist (Mk 10). So erweist sich Jesus als der wahre Lehrer seiner Gemeinde (Mk 4), in ihr bleibt der Auferstandene gegenwärtig.5 Nach Markus setzt sich die Verkündigung Jesu vor allem durch die von ihm geheilten Menschen fort (vgl. Mk 1,45; 5,20; 7,36).

In den Heilungen, die Jesus vollbringt, wird die Frage der Dämonenherrschaft auf ihren eigentlichen Gehalt zurückgeführt. In der einsamen Konfrontation Jesu mit dem Satan kommt es zur Enthüllung des Versuchers und seines Wesens. Denn durch seinen unwandelbaren Gehorsam gegenüber dem Vater wie auch seine Entblößung in Ohnmacht deckt er die Selbstherrlichkeit des Versuchers auf: Das Reich Gottes bricht überall dort an, wo der Wille des Vaters geschieht; zunächst aber bricht es, weniger spektakulär, im schlichten Gehorsam des Menschensohnes an. Wer nicht sieht, daß sich in dieser Bereitschaft zum Gehorsam Jesu Vollmacht ausweist, verfehlt unweigerlich den Sinn der Dämonenaustreibungen. Daß nämlich gerade zur Zeit Jesu in Galiläa eine solche Zahl von Besessenheitsfällen aufscheint, hat einen tieferen Grund.6 Der unreine Geist wittert, wie Markus von der Heilung in Kapharnaum berichtet (Mk 1,21-28), die Gegenwart des Heiligen Gottes und daß die eigene Zeit zu Ende geht. Was die Dämonen an Jesus aufschreckt, ist nun aber gerade die Macht des Gehorsams, die Jesus als »den Heiligen Gottes« (Mk 1,24) und als »Sohn Gottes« (Mk 5,7) ausweist. Der wahre Sieg über den Satan läßt sich nur im Beten und Fasten als Ausdrucksgestalten des Gehorsams gegenüber Gott erringen, wie Jesus in seinem Leben zeigt (Mt 17,21; Mk 9,29). Matthäus sieht in den Heilungen und Dämonenaustreibungen wie in einem Resümee den Spruch des Propheten Jesaja erfüllt: »Er hat unsere Schwachheit auf sich genommen und die Krankheiten getragen« (Mt 8,16-18; vgl. Jes 53,4), denn voller Erbarmen vollbringt Christus all seine Heilungen (Mt 4,23f.; 8,16; 9,35; 12,15; 15,30; 19,2; 21,14); es handelt sich bei ihnen allen um einen Erweis der Barmherzigkeit als einer göttlichen Eigenschaft.

Die Konfrontation mit dem Versucher und den Dämonen entbirgt die wahre Sicht des Menschen und seiner Grundverfassung. Im Neuen Testament beschreiben die Evangelien auf all ihren Seiten, daß der Mensch in der Tiefe seines Lebens und Herzens nicht gesund ist. Er ist »krank«, und er erfährt, wie diese Krankheit seine ganze Existenz betrifft und sie in ihrem Kern unerlöst und heillos sein läßt: Er ist stumm, weil er nicht reden kann.

Er kann nicht hören, weil er taub ist Er kann nicht gehen, weil er lahm ist. Er kann nicht frei leben, sondern ist besessen, gefangen von fremden Kräften und Mächte. Er ist nicht lebendig, sondern tot (

Diese Sicht des Menschen, wie sie vom Neuen Testament entfaltet wird, widerspricht grundlegend dem griechischen Ideal vom Menschen des Agon, aber sie ist für die christliche Antwort auf die Frage nach dem Menschen wesentlich. Die Krankheit gehört zum Menschen, sie ist die Aussage über ihn. Der Mensch ist zunächst physisch krank. Vom Anfang bis zum Ende des Lebens Jesu wird immer wieder geschildert, wie er sich der Menschen mit all ihren Krankheiten annimmt; diese werden nicht gesehen, soweit sie normal und gesund sind, sondern soweit sie physisch »defekt« sind. Krankheit gehört also zur Bestimmung des Menschen, der vor den Menschensohn hintritt und von ihm das Heil erwartet. Doch der Mensch ist nicht nur physisch, sondern ebenso psychisch krank. Dies beschreibt die Heilige Schrift in der Aussage, daß er von Dämonen geplagt ist. Jesus teilt nun die Kraft, Dämonen zu vertreiben, auch seinen Jüngern und Aposteln mit: »Und er verlieh ihnen die Vollmacht über alle Dämonen und die Gewalt, Krankheiten zu heilen« (Mt 10,1). Krank und besessen ist der Mensch in seinem Herzen. In allem bedarf er der Hilfe Jesu, den die Schrift als »Freund der Zöllner und der Sünder« beschreibt, denn »nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht dazu gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße« (Lk 5,31f.). Für die Pharisäer gibt es anständige und schlechte Menschen (Lk 7,37- 39); das ist alles, was sie auf die Frage: »Was ist der Mensch?« zu antworten wissen. Das Evangelium hingegen setzt an die Stelle des Pharisäers die Sünderin, von der Jesus sich berühren läßt. Hier zeigt sich eine neue Sicht des Menschen und eine neue Welt im Menschen. Aus der moralischen Sphäre wird die des Sünders, aus dem Bereich der todbringenden Krankheit erhebt sich die Gesundheit neuen Lebens.

2. Das Skandalon des Heilands

Jesu Offenbarungstaten weisen ihn als den »Heiland« des Menschen aus. In und mit seinen Wundern heilt er den physisch Kranken und nimmt ihm dabei den Makel der Sünde, der ihn von Gott entfernte.8 Was Jesus so heilend am Einzelnen wirkt, darf nicht im übertragenen Sinn verstanden werden, was auch Jesus nicht tat; sondern im Sichtbaren des Leibes wird das Unsichtbare göttlicher Wirklichkeit deutlich.

Jesus rückt dem Einzelnen bei seiner Bekehrung unmittelbar auf den Leib, damit dieser durch ihn Kontakt mit der göttlichen Wirklichkeit erhält: Heilung des Leibes und Heil des Menschen hängen bei Jesus unmittelbar zusammen. Die Heilungswunder Jesu betreffen den menschlichen Leib in seinen zahlreichen Dimensionen: »Bei den Exorzismen geht es um das Haus der Dämonen, das diese besetzt halten und aus dem sie vertrieben werden. Die Mengenwunder betreffen mit Brot, Fischen oder Wein Hauptnahrungsmittel der Menschen, die direkt zum Verzehr bestimmt sind. Es gibt körperlich Behinderte wie Lahme, Blinde und Taubstumme, welche durch Wunder Jesu geheilt werden. Aussatz, Fieber und schließlich der Tod sind zuerst Schicksal des Leibes. Wenn Jesus auf dem Wasser gehen kann (Joh 6,19), so liegt das an der besonderen Qualität seines Leibes. Im übrigen sind die Wunder auf dem Boot auf die Rettung vor dem leiblichen Ertrinken bezogen.«9 Unüberbietbar tritt Jesu Vollmacht über den Leib in den Auferstehungsgeschichten zutage, wenn er durch Türen gehen und plötzlich wieder zu verschwinden vermag oder sich unerwartet als Begleiter auf dem Weg erweist. Doch was die Jünger nach der Auferstehung als gewandelte Leiblichkeit Jesu wahrnehmen, so daß sie ihn kaum wiedererkennen, haben sie ansatzweise schon vorher erfahren: Auf dem Berg Tabor wird Jesu Antlitz verklärt (Mt 17,2), selbst seine Kleider werden von der Verklärung erfaßt (Mk 9,3). Sein Gewand zu berühren genügt, um zu genesen (Mk 5,27-29) und geheilt zu werden. Sogar auf die Ferne hin vermag Jesus seine Heilungen zu wirken (Lk 1,1-10; Mt 8,5-13; Joh 4) und den Tod zu überwinden (Joh 11,9f.).

Die Leiblichkeit des Menschen wird nach biblischem Verständnis an und mit seiner Haut sichtbar, deshalb berichten die Evangelisten ausführlich bis ins Detail den konkreten Vorgang leiblicher Heilung (Mk 1,44f.). Wie die Kleidung unmittelbar auf der Haut liegt, kann sie selbst zu ihrem Ausdruck werden. So berührt die blutflüssige Frau das Gewand Jesu und wird sofort geheilt (Mk 5, 27f.; 6,56). Das Schweißtuch und andere Taschentücher des Apostels Paulus, die mit seiner eigenen Haut in Berührung gekommen waren, »legte man den Kranken auf; da wichen die Krankheiten, und die bösen Geister fuhren aus« (Apg 19,12).10 Wie auch umgekehrt die Frau, welche Jesus salbt, durch ihr Tun an seinem Leib ihm den größten Erweis ihrer Liebe zukommen läßt. Kurzum, die Wirklichkeit einer neuen Leiblichkeit spielt im Leben und Wirken Jesu eine derart zentrale Rolle, daß sie nicht übergangen werden darf. Klaus Berger resümiert: »Und damit werden auch die Wunder im Ganzen nicht als äußerliches Geschehen abzutun sein. Wunder sind nicht äußerlich im Gegensatz zur Innerlichkeit des Herzens - das ist modern gedacht. Nicht das Äußerliche, sondern die liebevolle Zuwendung des Wundertäters zum Einzelnen steht bei jedem Wunder im Vordergrund.

Jesu Wunder bleiben bei der Leiblichkeit des Menschen nicht stehen, sie dringen in seine tieferen Schichten ein. Gleiches gilt für die liturgischen Handlungen. Indem der Leib des Menschen mit dem Wasser der Taufe gewaschen wird, tritt er in das neue Leben der Auferstehung ein und wird eine neue Schöpfung, welche die Heilige Schrift mit dem Begriff »Leib Christi« ausdrückt. Durch die Salbung des Leibes mit Öl wird die Seele eines Menschen gesund (Jak 5,14) und empfängt den 12 Ebd., 267. 6 Heiligen Geist. Durch die Kommunion des Leibes und Blutes Christi wird der Gläubige auf innigste Weise eins mit dem Herrn, Glied an seinem Leib: »In seiner eucharistischen Leiblichkeit kommt Jesus den Menschen und ihrer Leiblichkeit am nächsten. So wird die Menschwerdung in der Brotwerdung nochmals zugespitzt.

Das Thema solch wunderbarer Heilung des menschlichen Leibes gehört zur Theologie der Menschwerdung: Gott hat einen menschlichen Leib angenommen, um auf diese Weise uns neues Heil zu schenken. Was in der Fleischwerdung des Erlösers beginnt gemäß dem Theologumenon: »Was nicht angenommen wurde, kann auch nicht erlöst werden«, findet im Leben des Glaubens seinen konkreten Ausdruck in den Sakramenten, ebenso aber auch in der Fasten- und Bußpraxis, bis hin zu den Zeremonien einzelner Frömmigkeits- und Andachtsformen wie auch der Bestattung. Hieraus erklärt sich der tiefere Sinn für die Ausübung gottesdienstlicher Handlungen. Der Priester steht nicht bloß an der Seite des Arztes, er darf sich als ein Therapeut ganz eigenen Könnens und Vermögens verstehen. Als jedoch im Laufe der Zeit das Sakrament der Ölung zu einem Sakrament des Todes wurde, das dem Menschen einen mehr oder weniger sicheren Durchgang zur Ewigkeit eröffnete oder gegebenenfalls nochmals zur Gesundheit führen konnte, wurde es fast nur noch zu einer nützlichen »Ergänzung« weltlicher Medizin. Doch ein solches Verständnis geht an der sakramentalen Natur dieses Aktes vorbei, besagt doch das Sakrament einen Durchgang bzw. eine Umwandlung - jedoch keiner »Natur« in die »Übernatur«, sondern des Alten ins Neue. Ein Sakrament ist kein »Wunder«, durch das Gott die »Gesetze der Natur« aufhebt, vielmehr wird in ihm die letzte Wahrheit ausgesagt über das Leben und den Tod, die Welt und die Wahrheit, welche Christus selbst ist. Er beseitigt nicht bloß das Leiden und den Tod, er hat diese in einen Sieg gewandelt. - »Damit das Kreuz Christi nicht entwertet werde« (1 Kor 1,17), spendet die Kirche das Sakrament der Ölung, nicht allein um einen Leidenden zu »trösten«, wie sie auch nicht den Dienst der Bestattung verrichtet, um bloß den Angehörigen in ihrer Trauer zu »helfen« und »beizustehen«; alles steht vielmehr unter der Verheißung: »Seid getrost, ich habe die Welt überwunden« (Joh 16,33). Das Sterben ist zum Weg in ein neues und ewiges Leben geworden, und der Leib des Menschen Garant dafür.

Die verschiedenen Heilungswunder weisen Jesus als den wahren »Heiland« der Menschen aus, da er ihm die wahre »Gesundheit« des Lebens schenkt: das Heilsein in Gott. Was Jesus so wirkt, ist in allem zwar vollauf »human« und »biophil«, verkündet er doch eine neue Humanität der Liebe und ein neues Ethos des Friedens, nach denen sich ein jeder sehnt; doch umso überraschender ist, daß einer, der umhergeht und nur Gutes tut, schließlich gekreuzigt werden »muß«. So liegt in dem Anspruch, der hinter dem Wirken Jesu als Heiland steht, das eigentliche Skandalon, das den Menschen herausfordert und ihm in seiner Alltagslogik widerstrebt. Wer aber Jesus nicht sehen und ihm nicht glauben will, steht in der größten Sünde (Joh 9,39). Die Wunder, welche Jesus wirkt, gehören so wesentlich zur Botschaft Jesu, daß wer die Wunder Jesu für bedeutungslos erklärt, letztlich den wahren Anspruch Jesu selbst disqualifiziert und ebenso auch das Handeln der Kirche rein moralisch sehen will.

Jesu Offenbarungstaten lassen erkennen, wer er ist. In und mit seinen Heilungen zeigt er, daß er die erste Schöpfung - und nicht nur eine Krankheit -, heilen kann, denn er nimmt von ihr den Makel der Sünde, welche den Menschen von Gott entfernte: Jesu Heilungswerk ist ein neues Erschaffen. Zugleich stehen die Heilungsberichte in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ostergeschehen; in beidem geht es um die Veränderung der Wirklichkeit, welche mit Jesus einsetzt, und diese Wandlung betrifft vornehmlich die Leiblichkeit des Einzelnen, in der seine innere Situation offen zutage tritt, welcher sich Jesus erbarmt hat.13

3. Die Heilung des Kosmos

In der Zeit, als unsere Codices entstanden, sah sich der Mensch als Teil eines größeren Geschehens so in den Kosmos eines über ihn hinausweisenden Weltalls gesetzt, daß er dessen Gestaltkräfte in sich aufzunehmen und zu einem Gefüge zu ordnen suchte. Denn er wußte, daß ein göttlicher Einbruch ihn, den Menschen, aus seinen eigenen Denkbahnen herausgeworfen hatte. So sagt Walter von Chatillon, daß alle Artes außer Kraft gesetzt worden seien, als der Schöpfer Geschöpf wurde: »factor factus est factura«. In einem Kehrreim heißt es weiterhin: »in hac verbi copula stupet omnis regula - in dieser Verbindung des Wortes (mit der menschlichen Natur) verstummt jede Regel«.14 Der Mensch sieht sich in ein neues Proportionsgefüge gesetzt, dessen Grund der Logos ist.

Solches zeigt sich bis in die Musik, welche seit Klemens von Alexandrien (gest. 215) in ihrer theologischen Bedeutung begründet wird mit dem 21. Vers des 11. Kapitels aus dem Buch der Weisheit: omnia in mensura et numero et pondera fecisti. Isidor von Sevilla (7. Jh.) sieht den Sinn der Musik vor allem in ihrer Unmittelbarkeit zum Schöpfergott, der die Welt zu einer in Gesetz und Zahl harmonischen Ordnung geschaffen hat. Im Klang der Musik wird die Ordnung der Welt als göttliches Gesetz sichtbar bzw. hörbar. Den göttlichen Schöpfungsgedanken nachvollziehend, wird das Musizieren zu einem religiösen Geschehen, weshalb der Musik gerade im Kult eine besondere Stellung zukommt.

Im Mittelalter gehört die Musik in das Quadrivium, also zu den vier durch die Zahl bestimmten Wissenschaften. Als Musica theoretica steht sie neben Arithmetica, Geometrica und Astronomia und wird vom Musicus als dem Magister artium an den Universitäten gelehrt. Die Musica practica gehört zum Trivium, also zu den drei durch die Sprache bestimmten Wissenschaften, nämlich Grammatica, Rhetorica und Dialectica, und wird als solche vom Cantor an den Schulen doziert. Mit der Reformation verlagert sich der Akzent auf die »triviale«, also worthafte Bedeutung der Musik. Martin Luther schließt sich der mittelalterlichen Musikauffassung nicht an, nach der die Musik - wie das Weltall - aus denselben Elementen von Zahl, Maß und Gewicht gebildet ist und ein tönendes Gleichnis der universalen Ordnung bildet, vielmehr besteht er darauf, »daß sie zu dem im Gehör auf uns Zukommenden gehört«15. Für Martin Luther ist die Musik keine »ars« und »scientia«, sondern eine »creatura«, die sich als solche an die Rhetorik anlehnt.

Bei Johann Sebastian Bach erhält die quadriviale Musikauffassung eine neue Bedeutung, denn er erkennt dieselben Zahlenverhältnisse im Bereich der Gestirne und dem der Intervalle. Nicht anders Johannes Kepler, der mit seiner neuzeitlichen Astronomie die Vollkommenheit und Wahrheit der göttlichen Schöpfung aufweist. In seinen »Harmonices mundi Libri V« (1619) legt er dar, »daß in dem Lauf der Gestirne Ordnungen walten, die in ihren Maßverhältnissen von den größten und kleinsten Geschwindigkeiten genau denen der einfachsten musikalischen Intervalle entsprechen. So entspricht der Lauf des Saturn dem Maßverhältnis der großen Terz 4 : 5, der des Jupiter dem der kleinen Terz 5 : 6, der des Mars dem der Quinte 2 : 3 usw.

Diese inhaltliche Bestimmung der Musik und ihrer Bedeutung läßt sich mit dem Begriff »Harmonie« zusammenfassen. Er besagt »nicht nur das Wesen der Musik, sondern auch das der gesamten geschaffenen irdischen wie ungeschaffenen göttlichen Welt. Die Musik ist nur ein, wenn auch besonders eigentümlicher Ausschnitt aus einer umfassenden kosmischen Ordnungswelt ... Es handelt sich in diesem Weltbild nicht um verschiedene Ordnungen innerhalb verschiedener Schöpfungsbereiche, sondern um eine einzige, allenthalben anzutreffende«17. Diese Musikauffassung findet ihren markantesten Vertreter in Andreas Werckmeister, dem vorzüglichen Vertreter des quadrivialen Konzeptes. Der Musiker hat mit seiner ratio die zahlhafte Struktur der Musik zu erkennen und zu beherrschen, nur so wird er die Musik auf rechte Weise dem auditus (Gehör) erklingen lassen und den Hörer in die Begegnung mit Gott, dem »Urheber der Music«, führen. Der Musiker hat die von Gott vorgegebene Ordnung in seinen Tönen harmonisch widerzuspiegeln und dadurch den Menschen auf einen Weg zu führen, auf dem er sich von Gott verändern läßt: »Die Musik ist creatura - der rechte Umgang mit ihr setzt recreatio des Musikers voraus, die Wiederherstellung der Schöpfungsordnung in seinem Leben. Erlösung ist in diesem Sinn Erlösung zur Geschöpflichkeit, Befreiung zur 'urständlichen' Ordnung des Schöpfers.

Bei alledem lag die Aufgabe nicht darin, über den Kosmos möglichst viele Kenntnisse zu sammeln, sondern darin, in ihm den richtigen Platz einzunehmen und selber in dem Allgefüge ein gesundes Organ zu sein. Das geschieht aber nicht bloß durch Befolgung sittlicher Gebote, sondern fast mehr noch durch Gestaltung des gemeinsamen Lebens in Kult und Recht, in Kirche und Staat. Das Gottesreich des Vaterunsers, die Civitas dei Augustins forderten die Körperschaft der Treuen Christi zur Verantwortung heraus.

Den ersten und letzten Zugang zu diesem Kosmos erschließt Dantes Göttliche Komödie. Dort sehen wir (unter vielem andern), welch gewaltige Spannungen durch jenes heute so einfach scheinende Weltbild gesetzt waren. Gott und Satan, Himmels- und Weltkinder, Heiden und sogar Atheisten gehören dazu, und die Allordnung wäre nicht was sie ist ohne den ewigen Kampf zwischen Glaube und Zweifel, Heiligkeit und Sünde, Treue und Verrat. Der Kosmos des Mittelalters, den ich einmal in Ausschnitten historisch zu schildern suchte, besteht also nicht in kindlicher Fraglosigkeit, aber auch nicht als bloß gedachter Überbau über einem zerfahrenen Alltagsleben, sondern durchdringt alle Wirklichkeit und zwingt zum Kampf. Nicht Glück, aber Intensität bringt er ins Leben. Zu gestalten aber hat die Kunst den Kosmos von seiner Lichtseite her, als göttliches Sinngefüge; mit ihrem Dasein selber zeugt sie immer wieder für das Unbedingte, für den Sieg des Lichtes.

4. Mensch und Kosmos in der Begegnung mit dem Heiland

Die Zeit der Ottonen und der Salier wendet sich in ihrer Glaubensverkündigung gerade den Wundern Christi zu, also nicht einer verborgenen Identifikation zwischen Christus und Kaiser, etwa nach dem gleichzeitigen byzantinischen Vorbild, sondern sie schaut die Hinwendung des menschgewordenen Christus zum armen, leidgeprüften, versehrten Menschen, dessen Name damals wie vordem Legion ist. Gleichzeitig offenbarte sich die verwandelnde Kraft des Kommens Christi in die Zeit im Anrühren des an seinen Sinnen erkrankten Menschen, des Blinden, Tauben, Stummen, Lahmen, Besessenen und ganz Erstorbenen durch den erweckenden Herrn, damit der einfache Mensch, an dem der Herr Wunder getan, in die Lage versetzt wurde, ganz ja zu sagen zu dem, der ihn heilte. Diese Begegnung des kranken Menschen mit seinem Heiland finden wir in einmaliger Weise dargestellt in dem »Goldenen Evangeliar Kaiser Heinrichs III.«, der ein Sohn des Speyerer Domgründers Konrad II. war. In neun Monaten, und zwar vom Herbst 1045 bis zum August 1046 ließ er den »Codes aureus Spirensis« in der Mal- und Schreibschule von Echternach anfertigen, welche mit diesem Prachtexemplar das schönste und größte Meisterstück ihres Könnens schuf. Seit 1566 befindet es sich im Escorial von Madrid, liegt aber inzwischen auch als Faksimile vor, so daß wir es in unserer Ausstellung bewundern und betrachten können. Professor Johannes Rathofer aus Köln hat sich der Erforschung dieses Codex ein Leben lang angenommen, und auf seine Forschungsergebnisse können wir heute in reichem Maß zurückgreifen.19 Er zeigt, daß der ganze Codex als ein Abbild des »ordo salutis« gestaltet ist und als solcher alles Vorherige überragt, so daß er mit Recht als »diadema librorum« bezeichnet werden darf (vgl. Apk 12,3). Er enthält 3 x 7 Lagen mit insgesamt 170 Blättern (33.5 x 50 cm): 93 Seiten Schmuck, 53 Halbseiten, 200 Abbildungen von Tieren und 100 Darstellungen von Pflanzen, weiterhin sind 600 Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament wiedergegeben, ferner 4 x 12 Nachfolger der Apostel im Petrusamt; es finden sich alle Stufen der Schöpfung wieder, die anorganischen, die pflanzlichen und die animalischen bis hin zu den Engeln. In allem spiegelt sich das Geheimnis des Glaubens wieder, das Unsichtbare im Sichtbaren. Daß es bei diesem Codex um das »Mysterium« des Glaubens geht, zeigt sich gleich zu Beginn auf der ersten Seite, wenn auf einem Vorhang (= Symbol der Verborgenheit und des Geheimnisses) 82 Löwen zu sehen sind, indem er auf den 44 Seiten später einsetzenden Bericht der Evangelien verweist, gleich dem 44 Ellen breiten Bundeszelt.

So trägt der Codex mit Recht den Titel: »Dies ist das Buch des Lebens, da es das Leben in sich enthält. Voll des himmlischen Taus ist es dem Mund Christi entströmt hin auf alle Völker, auf uns und all unsere Ahnen. Wie sehr müssen wir des Bösen entraten, damit wir die Güter des Geistes, die hier verborgenen, lieben! Wer diese Worte handelnd vollzieht, erlangen wird er himmlische Reiche.

Der Codex versteht sich also als ein »Buch des Lebens«, ein Begriff, der sechsmal bei Johannes in seinem Evangelium und in der Offenbarung vorkommt (auch Phil 4,3). Denn der Codex enthält das Wort des Lebens, das die Apostel in die ganze Welt hinausgetragen und allen Menschen guten Willens verkündet haben: Jede Seite hat zwei Kolumnen je 36 Zeilen, was erinnert an die 72 Jünger, die zu zweit ausgesandt wurden, und an die 72 Völker, welche mit ihren unterschiedlichen Sprachen nach dem Turmbau zu Babel entstanden sind. Eine Doppelseite enthält 144 Zeilen (12 x 12), gemäß den 144 Millionen Quadratstadien der apokalyptischen Stadt (Apk 21,16f.) Und ihren 144000 Bewohnern (Apk 7,4). Die vier Evangelien sind auf 288 Seiten wiedergegeben, also 144 Blättern, wobei das Evangelium nach Johannes und Matthäus wie auch das von Markus und Lukas auf jeweils 144 Seiten niedergeschrieben ist und darin sich mit der Zahl 144 in einer Kreuzform anordnen läßt.

Insgesamt enthält der Codex 50 Bilder, was eine Zahl der Fülle und Vollendung ist (7 x 7 plus 1) und als solche auf den Heiligen Geist weist, der nach 50 Tagen in der Gestalt von Feuerzungen auf die Jünger herabkam. Zweimal ist das Abendmahl dargestellt, und zwar im Evangelium je an 16. (Fol. 52r) und 9. Stelle (Fol. 153r); dazwischen liegen hundert Seiten, wobei die Zahl 100 selber ein Symbol »ewigen Lebens« ist (99 plus 1). So weist die letzte Abbildung des Abendmahles auf das himmlische Hochzeitsmahl im Himmel am Ende der Zeiten (vgl. Mt 26,29) gemäß der Verheißung: »Dem Sieger werde ich vom verborgenen Manna geben« (Apk 2,7.17). Wenn sie auf der letzten Seite des Blattes 153 wiedergeben wird, erinnert diese Zahl zugleich an die Fülle der Gläubigen, welche alle an diesem Mahl teilnehmen, gemäß dem wunderbaren Fischfang der Jünger bei der Erscheinung des Auferstandenen (Joh 21,11).

Die Perikopenordnung am Ende des Codex enthält auf 17 Seiten - mit Weihnachten beginnend - die jeweiligen Lesungsstellen, was auf die 10 Gebote des Dekalogs im Alten Bund und die Verheißung der sieben Gaben des Heiligen Geistes im Neuen Bund verweist (10 plus 7). Zudem ergibt die Addition der Zahlen von 1 bis 17 die Gesamtzahl 153, ein weiterer Verweis auf die »turba magna« (Apk 7,9), welche sich am Ende der Zeiten um den himmlischen Tisch des Herrn versammeln wird.

Schon in diesen wenigen Beispielen erweist sich die Zahl als das formbildende Element der göttlichen Schöpfungs- und Heilsordnung. Deren »Zahl, Maß und Gewicht« wird zum Maßstab auch für das künstlerische Schaffen im »Liber vitae« des Goldenen Evangeliars. Was in der Schöpfung als Ordnungsstruktur der »Zahl« und in der Heilsgeschichte als »Weisheit« offenbar ist, was in der Liturgie als Heilsordnung im eingeborenen Menschensohn unmittelbar begangen wird, was in der Kathedrale von Speyer als Zeitengedächtnis des salischen Königtums errichtet wurde und was im »Liber vitae« des Goldenen Evangeliars in »be-deutenden« Maßen widerleuchtet, läßt einen Grundvollzug gläubigen Daseins erkennen: »Erst das nachschaffende Auge der Erkenntnis weiß ein jedes Ding an seinem Ort.

01.07.2012


Meisterhafte Zeichnungen und überhöhende Bilder in Öl, Tusche und Aquarell

Kreis- und Stadtsparkasse Speyer zeigt umfangreiche Werkschau von Jochen Frisch

von Gerhard Cantzler

Die bedeutenden Speyerer Kirchen - Gedächtniskirche, St. Joseph und immer wieder der altehrwürdige Kaiserdom - sie geben seit langem schon die Motive für Jochen Frischs Bilder und Zeichnungen ab - dazu Landschaften - die “rheinhessische Schweiz”, die Südpfalz entlang dem italienisch eingefärbten Haardtrand - Noch bis zum 15. Juni werden sie in einer repräsentativen Werkschau in der Hauptstelle der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer am Willy-Brandt-Platz gezeigt.

Trotz der ungenehm schwülen Witterung hatten gestern zahlreiche Besucher den Weg in die Sparkasse gefunden, wo sie vom Stellvertretenden Vorstandsmitglied Michael Bug in Vertretung des durch einen dringenden Termin verhinderten Vorstandsvorsitzenden Uwe Geske begrüßt wurden. Für sein Haus - so betonte Bug bei diesem Anlass - sei es immer wieder eine besondere Freude, mit ihrem Ausstellungs-Forum als Plattform für Künsteler aus der Region und ihre Arbeiten dienen zu können. Damit wolle die Sparkasse zugleich auch einen eigenen Beitrag zur Kunst- und Kulturförderung in der Region leisten.

“Viele Künstler nutzen seit Jahren die einzigartige Gelegenheit , sich mit einer Ausstellung hier in der Sparkasse einem breiten Publikum vorzustellen”, resummierte Bug und wies darauf hin, dass die Sparkasse damit auch ein wichtiges Forum für Begegnungen - für den Gedanken- und Meinungsaustausch zwischen Kunstschaffenden und Kunstfreunden geworden sei. “Kunst und Künstler brauchen das Publikum” betonte Bug, denn zum Leben erweckt werde ein Kunstwerk erst, wenn es wahrgenommen wird und wenn eine aktive Auseinandersetzung mit ihm stattfindet. Um dies zu gewährleisten, bedürfe es aber einer nachhaltigen Kunstförderung, wie sie die Sparkasse - als einziges Kreditinstitut in der Region - schon seit 1960 praktiziere.

In einer Einführung in die Ausstellung würdigte der Kaiserslauterer Schriftsteller Gerd Forster seinen kongenialen Freund Jochen Frisch als “einen Dauerläufer”, für den das Laufen ebenso zum Alltag gehöre wie das Zeichnen und Malen. Die Arbeitsweise Frischs, der seine farbigen Bilder in aller Regel aus einer in akribischer Detailarbeit entstandenen Kohle-Zeichnung heraus entwickelt, erinnere ihn, so Forster, an ein Wort von Bert Brecht, der von einem “zum Verweilen gebrachten Flüchtigen” sprach.

Und in der Tat erinnern die meisterlichen Zeichnungen - in Speyer werden durchweg ganz aktuelle Arbeiten gezeigt - in ihrer Qualität an Max Slevogt - die großformatigen, geradezu impressionistisch anmutenden Bilder - in Öl, farbigen Tuschen oder in Aquarellfarben ausgeführt - dagegen an große Vorbilder wie Turner oder auch den französischen Impressionismus.

In einem kurzen Gespräch mit dem Laudator kam Jochen Frisch dann auch noch einmal selbst auf seine Arbeitsweise zu sprechen und bekannte, dass für ihn selbst die Zeichnung mit ihrem individuellen Ausdruck und ihrer Originalität zunächst ganz im Mittelpunkt stehe.

Für den Betrachter erscheint deshalb der erst in einem zweiten Schritt folgende Einsatz von Farben - von Gerd Forster als “spontan und attackierend” charakterisiert - als so etwas wie die thematische Überhöhung der in der Zeichnung getroffenen künstlerischen Grundaussage.

Die umfangreiche Ausstellung - insgesamt werden 44 Bilder und Zeichnungen gezeigt - wird im Rahmen der Kult(o)urnacht sicher noch einmal in ganz besonderer Weise in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken, wenn die Bilder in dem besonderen Ambiente dieser Nacht ihre ganze Magie entfalten können.

Zu der Ausstellung ist, Dank der Initiative und der Unterstützung durch den Kunstverein Speyer, ein informativer Katalog erschienen, für dessen Veröffentlichung sich der Künstler beim Vorsitzenden des Kunstvereines, Franz Dudenhöffer, ebenso bedankte wie bei der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer. Foto: gc

25.05.2012


“GrenzenLos - Die ShortList” - Sehenswerte Preisträger-Schau in der Volksbank

WeldeKunstpreis 2012" präsentiert Bildende Kunst auf höchstem Niveau

cr. Speyer. Der Zustrom interessierter Kunstfreunde aus dem gesamten Rhein-Neckar-Raum war einmal mehr überwältigend, als gestern Abend der Mannheimer Kunsthistoriker und Jury-Vorsitzende Thomas Schirmböck in der Speyerer Hauptstelle der Volksbank Kur- und Rheinpfalz die Sieger(innen) des “Großen WeldeKunstpreises der Metropolregion Rhein-Neckar 2012" bekannt geben konnte. “And the winner is...” hieß es - die Gewinnerin des mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreises ist die Mannheimer Künstlerin Rebekka Brunke - den mit 500 Euro “versüßten” Publikumspreis konnte die gleichfalls in Mannheim lebende Lynn Schoene erringen.

In seiner Einführung in die noch bis zum 30. April in der Speyerer Volksbank-Hauptstelle unter dem Titel “GrenzenLos - Die ShortList” gezeigte Ausstellung hob Thomas Schirmböck das hohe künstlerische Leistungspotential in der Region hervor, das sich einmal mehr in dem Wettbewerb manifestiert habe. Um diesem zumindest ansatzweise gerecht zu werden, sei die Jury des Wettbewerbes, der in diesem Jahr zum 18. Male ausgerichtet wurde, dazu übergegangen, von der Möglichkeit der direkten Bewerbung der Künstler abzurücken und ihn durch ein - an die “Oscar-Verleihungen” angelehntes - Nominierungs-Verfahren zu ersetzen. Kulturschaffende aus der Region waren dazu gebeten, ihre “Favoriten” zu benennen, deren Arbeiten dann der fünfköpfigen Jury aus Verantwortlichen der großen “Kunsttempel” in der Metropolregion zur Bewertung vorgestellt wurden (Der SPEYER-KURIER berichtete).

Dabei sei nicht allein das hohe Maß an künstlerischer Kreativität offenbar geworden, sondern auch die ungemeine Leistungsdichte, die es der Jury bei ihrer Entscheidung am Ende nicht leicht gemacht habe, so Schirmböck. Und so haben es jetzt neben den Werken der beiden Preisträgerinnen auch Arbeiten von Birgit Brandis, Cholud Kassem, Gabriele Künne und Konstantin Voit - alle mit einem aktuellen oder einem biographischen Bezug zur Metropolregion - in die Ausstellung geschafft und warten darauf, in den kommenden zwei Wochen von den Kunstfreunden aus der gesamten Region unter die Lupe genommen zu werden.

Dazu wird neben der Werkschau auch je ein von der Jury bestimmtes Motiv eines jeden in der Ausstellung vertretenen Künstlers als Kunstetikett in limitierter und nummerierter Auflage von 10.000 Stück gedruckt und auf Flaschen der Schwetzinger Privatbrauerei Welde aufgebracht. Diese Editionsflaschen, befüllt mit Bier der Geschmacksrichtung “WeldeNo1" werden - so Brauerei-Chef Dr. Hans Spielmann - in den nächsten Wochen mit der regulären Bierkisten-Auslieferung “in Umlauf” gebracht.

Die Idee zum WeldeKunstpreis - so Dr. Spielmann - sei vor nunmehr 19 Jahren in einem Kreis von Kulturmanagern entstanden, als sein Haus - seit nunmehr 260 Jahren als Privatbrauerei in Plankstadt-Schwetzingen aktiv - auf der Suche nach neuen Möglichkeiten gewesen sei, sich von den Massenprodukten auf dem Biermarkt abzusetzen. Der Kulturpreis, der seitdem im jährlichen Wechsel für Fotografie und Malerei/Grafik vergeben wird, habe diese Erwartung in der Zwischenzeit in hohem Maße erfüllt. In der “Volksbank Kur- und Rheinpfalz” habe Welde zudem einen Partner gefunden, dessen Interessen wie die seines eigenen Hauses auf “beiden Seiten des Rheines” lägen.

Das hatte zuvor auch schon der Stellvertretende Vorstandssprecher der Volksbank Kur- und Rheinpfalz, Dirk Borgartz, in seiner Begrüßung hervorgehoben. “Welde und Volksbank Kur- und Rheinpfalz passen einfach zusammen”, betonte er, hätten sie doch beide einen engen Bezug zu der Region. Beide fühlten sich zudem durch die selbstgestellte Aufgabe miteinander verbunden, für die Menschen in der Kurpfalz - jeder auf seine Art - für “die Bereitstellung und Verteilung liquider Mittel” zuständig zu sein, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Seine Bank wolle deshalb dem “WeldeKunstpreis” - inzwischen einem der renommiertesten seiner Art in Südwestdeutschland - auch zukünftig verbunden bleiben.

Unter den Gästen der Vernissage, die musikalisch von der Gruppe “Sound Original” (Oli Roth & friends) umrahmt wurde, konnte Borgartz neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden seiner Bank, Reinhard Oelbermann, auch Dr. Jens Kirsch als Vertreter der Stadt Mannheim willkommen heißen.

Im Anschluss an die Übergabe der Preise hatten die Besucher dann noch ausführlich Gelegenheit, die gezeigten Arbeiten bei einem Glas (oder einer Editionsflasche) Bier näher in Augenschein zu nehmen. Dabei waren die Arbeiten der Siegerin Rebekka Brunke - nicht allein ihrer Kleinformatigkeit wegen - naturgemäß ganz besonders dicht umlagert. Denn in ihren Bildern gibt es durch die Verbindung von Text und Bild sowie durch die überaus große Akribie und Gründlichkeit, mit der sie ihre kleinen, kostbaren Miniaturen auch in die dritte Dimension öffnet, unendlich viel zu sehen - hochspannend wird es deshalb sicher auch in der Zukunft sein, zu verfolgen, wohin die Künstlerin diesen selbstgewählten Weg weiterentwickeln wird.

Dreidimensionalität ist auch eines der Stilmittel, die die Publikumspreisträgerin Lynn Schoene in ihre Arbeiten einbringt. Als eine Grenzgängerin zwischen dem Wandbild, dem Bildobjekt und dem dreidimensionalen Raumobjekt beschreibt ein Katalog die aus Großbritannien stammende Künstlerin, die bevorzugt mit Naturmaterialien wie Bienenwachs, Filz, Naturfasern und Erdpigmenten arbeitet und die inhaltlich entscheidend durch ihre eigene britische Herkunft sowie die keltische Mythologie geprägt ist. “Anziehende Sinnlichkeit und stille Anmut” attestierte auch Laudator Thomas Schirmböck ihren sich auf sepiafarbenem Grund und mit weißen, gespinsthaften Traum-Motiven überlagerten Schöpfungen.

Und auch die Arbeiten der vier weiteren Teilnehmer in der Endrunde des Wettbewerbs lohnen einen Blick: “Sie alle waren die Favoriten der Jury” - so Thomas Schirmbeck - und unter ihnen mußte sich die Jury für die Preisträgerin entscheiden. Wer den WeldeKunstpreis schon länger verfolgt, wird auch in diesem Jahr wieder eine erneute qualitative, künstlerische Steigerung vermerken können - es scheint also eine durchaus inspirierende Mischung zu sein, wenn sich Kunst mit Bier und Geld vereint.

Ausstellungstipp: “GrenzenLos - Die ShortList” noch bis zum 30. April 2012 während der Schalterstunden in der Hauptstelle der Volksbank Kur- und Rheinpfalz e.G. Bahnhofstraße 19, 67346 Speyer. Foto: pem

Die Künstlerin Rebekka Brunke

Mit ihren spielerischen, assoziativen Beiträgen zum Thema „GrenzenLos“ qualifizierte sich Rebekka Brunke bei der Jury zur diesjährigen Preisträgerin. In ihren Arbeiten  geht es um eine poetische Auseinandersetzung zwischen Bildern, Titeln oder Texten. Die persönlichen, fast intimen Arbeiten entstehen aus eigenem und gefundenem Bildmaterial, kunstgeschichtlichen Zitaten sowie abstrakten Bildfindungen. In den meist kleinformatigen Bildern und Zeichnungen eröffnet das Verhältnis von Text und Bild einen Gedankenraum, in dem gewohnte Wahrnehmungsmuster in Frage gestellt werden. Rebekka Brunkes Zeichnungen, Bilder und Objekte bedienen sich erzählerischer Ansätze, die jedoch nicht im Sinn einer abgeschlossenen Geschichte dargestellt werden - vielmehr bleibt das Unaufgelöste, der Schwebezustand beabsichtigter Teil der Arbeiten.

Künstlerische Biografie:

Rebekka Brunke studierte von 1992-99 Kunst an der HBK Braunschweig bei Hartmut Neumann, Norbert Schwontkowski und Malte Sartorius, 1994-95 an der Glasgow School of Art, Schottland. 2000 wurde sie Meisterschülerin bei Malte Sartorius. Für 2000/2001 erhielt sie ein Arbeitsstipendium der Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode in Niedersachsen,  2002 ein DAAD-Stipendium für Thailand und Frankreich, 2002/2003 ein Arbeitsstipendium der KSN-Stiftung Northeim. Seit 2009  hat sie einen Lehrauftrag für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sie wurde u.a. mit  dem Kunstpreis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (2001/2002), dem Förderpreis der Darmstädter Sezession (2003) und dem Heinrich-Vetter-Preis für Bildende Kunst (2006) ausgezeichnet und hat seit 2002 ihre Arbeiten auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert.

Die Künstlerin Lynn Schoene

Lynn Schoene geht seit vielen Jahren den Grenzgang zwischen dem Wandbild, Bildobjekt und drei-dimensionalem Raumobjekt. Nicht selten verbindet Sie alle drei Elemente zu Raum- oder Themenbezogenen Installationen. Sie arbeitet bevorzugt mit Materialien, die der Natur entstammen, wie beispielsweise Bienenwachs, Filz, Fasern, Erdpigmenten, Bitumen u.a.. Die Verwendung dieser Stoffe versteht die aus Großbritannien stammende Künstlerin, die sich lange mit den eigenen Wurzeln und der keltischen Mythologie beschäftigte, als Akt der symbolischen Aneignung der Kräfte der Natur: Energien sollen sich mit den Objekten verbinden, sich auf diese übertragen (Auszug aus einem Katalogtext von Stefan Hohenadl, Heidelberg 2007). Es ist vor allem die Wirkung des verwendeten Materials, seiner Stofflichkeit und sinnbildhaften Kraft, die den Werken von Lynn Schoene eine anziehende Sinnlichkeit und stille Anmut verleihen.

17.04.2012


„Großer WeldeKunstpreis der Metropolregion Rhein-Neckar“: Jury gibt Gewinner am 16. April in Speyer bekannt!

Ausstellung „Grenzenlos - Die Shortlist“ von 16. bis 30. April in der Volksbank Kur- und Rheinpfalz in Speyer – Vernissage am 16. April mit Bekanntgabe des Preisträgers und des Publikumspreises

Plankstadt-  „GrenzenLos“ heißt das Thema des „Großen WeldeKunstpreises der Metropolregion Rhein-Neckar 2012“. Zugelassen waren Malerei und Grafik. Herausragende Persönlichkeiten der Kunstszene haben Künstlerinnen und Künstler für den Preis nominiert, die entweder in der Region geboren wurden oder hier leben und wirken. Der Kunstpreis ist mit 5.000 Euro dotiert, zusätzlich wird ein mit 500 Euro dotierter Publikumspreis vergeben. Gefördert wird der Kunstpreis von der Volksbank Kur- und Rheinpfalz, die auch Gastgeberin für die Ausstellung „GrenzenLos – Die Shortlist“ ist.

Das Kulturprojekt „Großer WeldeKunstpreis der Metropolregion Rhein-Neckar 2012“ wurde bereits im März dieses Jahres in der WeldeFlaschenfüllerei in Plankstadt eröffnet. Die Ausstellung „GrenzenLos – Die Longlist“ zeigte am 18. März die eingereichten Werke der nominierten Künstlerinnen und Künstler. Hier wählte das sachkundige Publikum den Publikumspreis.

Nun begibt sich der WeldeKunstpreis auf die Reise nach Speyer.

Die Ausstellung „GrenzenLos – Die Shortlist“ (16. bis 30. April) zeigt in den Räumen der Volksbank Kur- und Rheinpfalz (Bahnhofstraße 19, 67346 Speyer) die fünf aus Jury-Sicht besten Künstler: Birgit Brandis (Hamburg), Rebekka Brunke (Mannheim) Cholud Kassem (Heidelberg), Gabriele Künne (Mannheim) und Konstantin Voit (Mannheim).

Im Rahmen einer Vernissage am 16. April um 19 Uhr werden die Gewinner bzw. Preisträger des Großen WeldeKunstpreises 2012 sowie des Publikumspreises  bekannt gegeben. Die Arbeiten der Preisträger sind Teil der Ausstellung. Eine Werkschau des Preisträgers/der Preisträgerin zeigt der Kunstverein Neustadt vom 11. bis zum 27.Mai 2012.

Die Privatbrauerei Welde stiftet seit 1995 den begehrten WeldeKunstpreis im jährlichen Wechsel für Fotografie und Malerei. Nach 18 Jahren kontinuierlicher Arbeit zählt er heute zu den renommiertesten Kulturprojekten der süddeutschen Kunstszene. Welde dankt mit diesem Preis allen Künstlerinnen und Künstlern, die mit zahlreichen Ideen und Anregungen die Kreativität der Familien- und Kulturbrauerei seit vielen Jahren befruchten. Der WeldeKunstpreis ist der einzige periodisch verliehene Kunstpreis in der Metropolregion Rhein-Neckar.

„Großer WeldeKunstpreis der Metropolregion Rhein-Neckar“ – Nominierte, Nominierende, Jury, Termine 2012.

Ausstellungsorte und  Termine:

16. - 30. April 2012 „Grenzenlos – Die Shortlist“

Volksbank Kur- und Rheinpfalz in Speyer

Bekanntgabe der Preisträger im Rahmen der Vernissage

 

11. - 27. Mai 2012 „Preisträger-Werkschau“

Kunstverein Neustadt

Einzelausstellung mit Werken des Preisträgers

Kunst auf der Flasche

Je ein Motiv der Künstler aus der Shortlist einschließlich des Preisträgers erscheint von März bis Mai als Kunstetikett auf jeweils 10.000 Editionsflaschen WeldeNo1 Premium Pils (0,33l) und ist ohne Aufpreis im Kasten.

Die Nominierenden

Galerie p13 (Heidelberg), Galerie Zimmermann (Mannheim), Galerie Zulauf (Freinsheim), Eva Mayer (Mannheim), Volker Oesterreich (Heidelberg), Kai Scharffenberger (Ludwigshafen/Pfalz), Sascha Spataru (Mannheim / Heidelberg) und Dietrich Wappler (Ludwigshafen).

Die nominierten Künstler

Arvid Boecker (Heidelberg), Birgit Brandis (Hamburg), Rebekka Brunke (Mannheim), Sabine Dehnel ( Berlin), Holger Endres (Mannheim), Alexander Horn ( Mannheim), Cholud Kassem (Heidelberg), Maria Kropfitsch (Mannheim), Gabriele Künne (Mannheim), Margarete Lindau (Mannheim), Michel Meyer (Weinheim), Cédric Pintarelli (Heidelberg), Bernhard Sandfort (Mannheim), Lynn Schoene (Mannheim ), Konstantin Voit (Mannheim).

Die Jury

Dr. Ulrike Lorenz (Direktorin der Kunsthalle Mannheim), Susanne Weiß (Direktorin des Heidelberger Kunstvereins), Wolfgang Glass (Künstlerischer Leiter des Kunstvereins Neustadt), Dr. Reinhard Spieler, (Direktor des Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen) und Thomas Schirmböck (Geschäftsführer der Galerie ZEPHYR / REM Mannheim) als Jury-Vorsitzender.

Über Welde

Welde ist eine Familien- und Kulturbrauerei, die seit 1752 in der Metropolregion Rhein-Neckar für Braukunst, Bierkult und Genuss steht. Durch die erste Mehrweg-Individualflasche auf dem deutschen Biermarkt, die tanzende WeldelustFlasche, hat Welde eine hohe Wiedererkennung und Identifikation geschaffen, die für ein junges, genussbetontes und kulturaffines Produkt steht. Diese klare Marktpositionierung wird unter anderem durch den WeldeKunstpreis, das große WeldeFest und die WeldeGirls untermauert. Neben der von Öko-Test mit der Note „Sehr gut“ bewerteten Leitmarke Welde No. 1 Premium Pils (laut Fachpresse eine der vier Kult-Biermarken in Deutschland) produziert Welde WeldeEX und diverse Weizenbiere, Sportlerweizen (alkoholfrei) und Radler sowie die Trend-Mixgetränke LEMON (LemonRadler), Fassbrause und WeizenGrape (Hefeweizen Grapefruit).  Text und Foto: Welde Privatbrauerei

11.04.2012


Erotisch Prickelndes im Schlösschen

Rainer Magold zeigt Coco Chanel

Diese Vernissage hat über 350 Besucher überrascht und begeistert. Auf zwei Stockwerken präsentiert der Rainer Magold seine Werkschau zu Coco Chanel und Frauen mit Leidenschaft mit über 50 bis zu 2 m großen Gemälden. Schon beim Eingang im 1. Stock grüsst die faszinierende „Coco Nr. 20“, grün-rot  mit pulsierender Leidenschaft. Umrahmt vom  Flamenco-Gitarrenduo Jan Pascal & Alexander Kilian eröffnete Heinrich Zier, 1. Vorsitzender Förderverein Schlösschen im Park, stolz die hochkarätige Ausstellung. Kai Adomeit am Piano und  Zoltán  Onczay am Cello. Bürgermeister Dr. Peter Kurz berichtete von der Geschichte des Schlösschens und erstaunte mit vielen Gemeinsamkeiten zur Kunst und zu Coco Chanel. Ein Höhepunkt des Abends war die überraschend anwesende russische Opernsängerin Ella Aradovskaya. Sie erweckte mit Ihrer Carmen-Darbietung die erotischen Bilder des expressionistischen Malers zum Leben. Besonders bedankte sich der Künstler bei Frau Lilo Salten, durch deren unermüdlichen Einsatz und Ihre Veranstaltung diese Ausstellung im Gesamtwert von über 300 000 Euro überhaupt erst möglich wurde. Danach führte Rainer Magold selbst mit vielen spannenden Anekdoten durch die Ausstellung. Ein prickelndes Kunsterlebnis ersten Ranges!

Rainer Magold ist ein Künstler, der wie Coco Chanel, durch den frühen Tod seiner Mutter, ein außergewöhnliches Einfühlungsvermögen für die Leidenschaft faszinierender Frauen besitzt. Mit seiner aktuellen Ausstellung übersetzt er perfekt und dezent die psychologische Komplexität einer der weltweit bekanntesten Mode-Idole. Er widmet sich der dunklen, geheimnisvollen Seite und der hellen, leuchtenden Seele vieler Frauen mit Leidenschaft.

Der expressionistische Künstler Rainer Magold analysiert malerisch die Inkonsistenz von Erscheinung und Wesen, übererotisierte weibliche Attraktivität, Intelligenz und Gefühlskälte, manipulative Fähigkeiten, Machtstreben, selbstbestimmte Sexualität, destruktive Norm- und Gesetzesüberschreitung faszinierender Frauen, die meist auch etwas von einer Femme Fatale besitzen.

Rainer Magold präsentiert in seiner Ausstellung auf begeisternde Weise diesen besonders attraktiven und verführerischen Frauentypus. Sein expressionistischer Malstil zeigt Frauen, die - mit magisch-dämonischen Zügen ausgestattet - Männer erotisch an sich binden. Gleichzeitig verspricht die „Femme Fatale“ dem verführten Mann ein Höchstmaß an Liebeserfüllung, was ihr oft einen äußerst ambivalenten Charakter verleiht. Faszinierende Frauen, von der Femme Fatale über den Vamp bis zum Bad Girl sind das Sujet dieser Show. Rainer Magold zeigt geheimnisvolle und mythische Aspekte faszinierender Frauen auch mit großformatigen Werken aus verschiedenen Epochen seines Künstlerlebens. Er bevorzugt starke Farben oder zurückhaltenden Grautönen um die Bandbreite interessanter Frauen zu erfassen.

Mit seinen abstrakten und figurativen Portraits befreit er die Frauen, so wie die Mode-Ikone, von ihrem glamourösen Stereotyp und vielen strengen Vorurteilen. Ebenso wie Coco Chanel, die Ihrer Zeit voraus war und die Welt veränderte, indem sie die Damenmode aus den Grenzen des Korsetts in den 20er Jahren befreite. Einfach sehenswert!

Geöffnet: 11.März – 9.April  Mi, und  Fr.– So: 15 -18:00 dazu gibt es an jedem Öffnungstermin ein Begleitprogramm

(Dichtung, Tanz, Modenschau, Vortrag, Klassik- oder Jazzkonzert), z, B. am Mi. 21.3.12 gibt es Classic& Modern Jazz, Swing, Bossa Nova, Latin,Blues, Broadway Movies, BeBop, vom DUO LENZ & SAILER, internationale Jazz Musiker und am Mi. 28.3.12 überraschen Bürgermeister Dr. Peter Kurz am Piano und die Opernsängerin Raissa Tscheptscherenko.

Das ausführliche Beiprogramm finden Sie unter http://magold-theexpressionist.blogspot.com/

13.03.2012


„Coco - Frauen mit Leidenschaft”

von Jürgen Schaaf

Speyer- Sein Lieblingsmotiv sind Frauen mit Ecken und Kanten. Sensitive Frauen mit Leidenschaft und Selbstbewußtsein, Frauen wie Coco Chanel, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Modewelt auf den Kopf stellte. Die Ergebnisse seiner Auseinandersetzung  mit dieser bewundernswerten Frau zeigt der Maler und Künstler Rainer Magold jetzt in seiner Ausstellung: 
„Coco - Frauen mit Leidenschaft”, die in der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer zu sehen ist.

Steffen Reinemund, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse freute sich im Rahmen der Vernissage besonders, Magolds Werke in der Hauptstelle präsentieren zu können. Musikalisch umrahmte das Gitarrenduo Jan Pascal und Alexander Kilian aus Buchen im Odenwald mit Gitarrenmusik aus dem Süden Spaniens die Ausstellungseröffnung. Feurige Musik zu feurigen Farben und Bildern. Rainer Magold hat dabei bewußt auf die Darstellung primärer Geschlechtsorgane verzichtet, der Charakter der gemalten Frauen solle so besser in den Vordergrund treten. Getroffen hat Magold sein Modell nie persönlich, aber viele Informationen über sie gesammelt und sich auf diese Weise mit der Person Coco Chanel auseinandergesetzt. „Je mehr ich mich mit meinem Modell beschäftige, um so tiefer nähere ich mich ihm an“, gibt der Künstler bei der Vernissage preis. „Und schliesslich verliebe ich mich in sie!“. Er male intuitiv, erklärt der Maler seine Vorgehensweise, 20 Prozent seien fotografisch und die restlichen 80 Prozent eine expressionistische Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit des Modells.

Gelernt hat der in Karlsruhe geborene Rainer Magold seine Kunst bei seinem Vater. Die Mutter starb bei der Geburt und sein Vater nahm ihn mit nach München an die Kunstakademie, wo der Halbwaise mit offenen Augen und Ohren alles in sich aufsog. „Wenn Mozart Autodidakt ist, dann bin ich es auch“ beschreibt Magold seinen Werdegang. Joseph Beys meinte einmal zu ihm: „Deine Technik ist ausgereift, wenn du aber an die Akademie gehst, hast du nur noch den Sensor im Kopf: Was gefällt dem Professor.“ 

Zwischen seiner Vita und der von Coco Chanel sieht Rainer Mangold viele Parallelen. Beide wuchsen als Halbwaisen in einem katholischen Kloster auf, beide scheuen Menschenmassen und haben ihre Ecken und Kanten. Ein Grund mehr, sich mit kräftigen Farben und Pinselstrichen dieser starken Frau zu widmen.

Rainer Magolds Bilder der Ausstellung 
„Coco - Frauen mit Leidenschaft” sind noch bis zum  9. März zu den Geschäftszeiten in der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer zu sehen. Und wer sich in ein Gemälde des Künstlers verliebt hat, kann das Kunstwerk mieten oder käuflich erwerben. Foto: jüs  

24.02.2012


Wilhelm Herz der Weltrekordmann - Ein Leben im Motorsport

„100 Jahre Motorsportlegende“ Sonderausstellung ab dem 18. Januar 2012 im Technik Museum Speyer

Wie keine andere Persönlichkeit erlebte und prägte Wilhelm Herz 60 Jahre Motorsport. Seinen internationalen Ruf errang Herz durch insgesamt 90 Weltrekorde auf zwei und auf vier Rädern. Die herausragendsten Rekorde sind ohne Zweifel die „Absoluten Motorradweltrekorde“ von 1951 auf der Autobahn München–Ingolstadt und 1956 auf den Bonneville Salt Flats in Utah, USA, bei denen Herz als erster Motorradrennfahrer weltweit Geschwindigkeiten von mehr als 200 mph und 300 km/h erreichte.

Anlässlich seines 100. Geburtstags ehrt das TECHNIK MUSEUM SPEYER die Motorsportlegende mit der Sonderausstellung „Wilhelm Herz der Weltrekordmann - Ein Leben im Motorsport“. Ab dem 18. Januar 2012 sind in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Heinz Herz 12 Ausstellungsstücke, darunter Originale, Modelle und Replicas im TECHNIK MUSEUM SPEYER zu bestaunen. Die Ausstellung ist vom 18. Januar bis zum 28. Oktober 2012 täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr im TECHNIK MUSEUM SPEYER zu sehen und ist im regulären Eintrittspreis enthalten.

Infos zur Sonderausstellung und zu Wilhelm Herz gibt es unter www.wilhelmherz.de und www.technik-museum.de.

30.12.2011


Das Archäologische Schaufenster

Das Archäologische Schaufenster in der Gilgenstrasse hat seine wechselnde „Dauerausstellung“ neu eröffnet.  

Diesmal ist das Thema „Stadtarchäologie in Speyer“

Als Beitrag zum Salierjahr werden aktuelle und erst neuerdings ausgewertete Grabungen einer römischen Badeanlage in der Webergasse und 320 Jahre römische Stadtgeschichte anhand einer kleinen Grabung in der Ludwigstraße (Hospiz)  mit wichtigen Ergebnissen zu Stein- und Holzbauten des 11. und 12. Jahrhunderts dargestellt und präsentiert.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 - 17 Uhr

10.06.2011